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Bibliographie acht grössere Abhandlungen: Unger, Ueber die vier Colossal-Saulen in
Constantinopel; Woltmann, Die tschechischen Fälschungen; Kraus, Drei angebliche
Dürer in Strassburg; Luschin-Ebengreuth, Notizen über Friauler Künstler im 15.
Jahrhundert; Woltmann, Ein Vertrag mit dem Maler Isenmann in Colmar; His, Hol-
bein's Verhaltniss zur Baseler Reformation; Scheins, Inschrift aus der Zeit des Königs
Richard von Cornwallis; Vögelin, Ergänzungen und Naehweisungen zum Holzschnitt-
werk H. Holbein's d. Jüngeren. Wir wünschen, dass es gelingen möge, ein pünktliches,
programmmassiges Erscheinen der einzelnen Hefte herbeizuführen.
Docutnenti Inediti per servire alla storia dei Musei d'Italia, pubblicati per
cura del Ministero della Pubblica Istruzione. Volume primo. Firenze
e Roma, Tipografia Bencini, 1878. 8.
Man denkt zunächst an eine nach einem bestimmten System geordnete Publication
sammtlicher wichtiger Inventare der alten Sammlungen (Museen und Galerien) Italiens.
Leider unterlässt es die Einleitung uns mit dem Plane der Publication bekannt zu machen
und der Inhalt des ersten Bandes lasst im Zweifel, ob ein solcher wirklich vorliege. Das
Kostbarste was uns darin geboten wird, ist das Inventar des Museums des Cardinals Pietro
Barbo (nachmaliger Papst Paul II) aus dem Jahre 1457. Paul II., der durch Platina's
gehassige Schilderung in den Ruf eines Bildungshassers kam, wird bald als einer der
feinsinnigsten Kunstkenner des 15. Jahrhunderts gelten müssen. Es folgt dann gleich das
Inventar des Cardinals Alexander Famese aus dem Jahre 1568, woran sich dann schliesst
eine bunte Reihe von Inventaren (Galerie des I-Ierzo von Savoien 1666, Münzen- und
Medaillen-Cabinet des Jaeopo Arpino in Turin a. 165:, Museum Mastrilli in Neapel 1766,
Museum der Purcellanfabrik in Neapel a. 1796, Museo Borgiano a. 1314 und endlich
Museum der Universität zu Turin), von welchen zwar keines als bedeutungslos erachtet
werden darf, welchen aber doch Wichtigeres hätte vorausgehen müssen. Was ist es z. B.
mit dem Inventar des Lorenzo Medici, dessen Publieation für die Kunst- und Cultur-
geschichte der Renaissance von höchster Bedeutung Ware? Man darf dann auch fragen,
ob es nicht bei einer Publication, welche unter dem Patronat des Staates erscheint, am
Platze gewesen wäre, selbst alte Inventare, die bereits publicirt, hier als Theile eines zu-
sammenhangenden Ganzen neuerlich zum Abdruck zu bringen, z. B. das Inventari des
Gismondo Malatesta (im Bataglini) die von Campori publicirten Kataloge u. s. w.
l-IoEen wir, dass uns mindestens der nachste Band umfassende Aufklärung über
den Plnn der Publication und eine umsichtigere redactionelle Hand bringen wird.
Leonardo e Michelangelo. Studio d' Arte di Camillo Boit o. Milano, Ulrico
Höpli, 187g. 8.
Im grossen Ganzen kommt das Werkchen zu dem bekannten Resultat: Michel-
angelo ist der sturmvolle Idealist, Lionardo der besonnene Realist; beide sind reinste
Olfenbarung der beiden Secten des italienischen Geistes. Lionardo hat die Klarheit, Michela
angelo das Feuer desselben. Zum Glück tritt diese Parallele erst als Schlusscapitel auf,
nachdem zuvor in zwei Abschnitten die Charakteristik Lionardds, dann in zwei Abschnitten
die des Michelangelo gegeben ward. Diese Abschnitte beruhen auf ziemlich umfassender
Kenntniss der literarischen und monumentalen Werke des Künstlerpaars. Die beiden Ab-
schnitte über Michelangelo haben der Hauptsache nach schon eine Publication in der
Nuova Antologia im Herbste 1875 gefunden}
Herr Archivar D. Schönherr wird in der nächsten Zeit seine kunsthistorischen
Publicationen-Gedrucktes und Ungedrucktes- in drei Banden im Verlage der Wagner-
schen Universitätsbuchhandlung in Innsbruck veröffentlichen. Allen Freunden der Kunst-
geschichte Tirol's wird diese Publication sehr willkommen sein, da die Arbeiten Schön-
herr's auf archivalisches Material sich stützen und die wichtigsten Denkmale der Kunst,
unter andern das Grabmal Maximilians l., umfassen.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
(Personalnaohrichtem) Der Director des Museums, Hofrath Pro-
fessor v. Eitelberger, ist von seiner Reise in Italien zurückgekehrt.
(Besuch des Museums.) Das Museum War an den Festtagen in ausserordent-
licher Weise besucht und zwar am 25. April von 5x17, um 26. von 5763 Personen. -
lm Monate Mai wurden die Sammlungen van 11.648, die Bibliothek von m98 Personen
besucht.