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Haben wir das Gespinnst festgestellt, aus demldas herrliche Atlas-
gewebe hervorgieng, so müssen wir jetzt wohl auch nach dessen frühe-
sten Namen in den arabischen Quellen forschen. Dies führt uns, wie in
Erinnerung der oben besprochenen Fabrikslocalitäten nicht anders zu er-
warten steht, neuerdings auf eine fremde Form zurück: die von uns
jetzt mit Atlas oder Satin bezeichnete Gewebeart hat mit den Arabern
unter dem Namen dibädsch die halbe Welt durchzogen.
Dibädsch ist die arabisirte Form aus dem persischen dibäh oder dibü,
syr. dibug, armen. dipak, von der Wurzel dfp nglänzenu. Francisque-
Michel '03) findet daher mit ebensowenig Glück den Ursprung von dibäh
in dfßupog, dibaphus, als Chafädschi den Namen aus dem persischen diw
bäf, d. h. "von Genien gewebtw, herleitct m). Nur der Dichter des
Wigalois übertritft einigermassen noch unseren arabischen Etymologen,
indem er einen kostbaren Man tel-StolT upfelleu sogar im Feuer von
Salamandern gewirkt sein lässt m5).
m) l. c. I, 250 f.
m) Chafädschi, Schifä el-ghalil, Kairiner Ausg. p. 94, und darnach Tädsch
el-'arüs, ll, p. 37.
'") Wigalois der Ritter mit dem Rade, 7435 -die wrirme Salamandre
worhten in in dem viurem - Auch Titurel 157, 3 wpfelle üz Agremont dem Huren
und Parzival, ed. Bartsch, XVI, 76g
ich stach vor Agremuntin
gein eime riter fiurin: .
wen min kursit Salamander,
aspinde min schilt der ander,
ich waer' verbrunnen an der tjost.
Eine Art heiss glanzenden pfellek oder pfellefs, der wie man spater sehen wird, im
Grunde mit Atlas identisch ist, hiess also hinsichtlich der ihm zugeschriebenen Anferti-
gungsweise salamauder. Ganz falsch ist demnach, was die Erklärer dieser Dichtungen
darüber beibringen. Auch der Herausgeber des Parzival irrt, wenn er zur obigen Stelle
XVl, 77x notirt: nsalamander aus Salamander-Häuten: also gegen Feuer geschutzu,
und ebenso wenig zutreEcnd ist im Hinblick auf das oben gegensätzlich angewandte
aspindi, das was Benecke in seiner Ausgabe des Wigalois, H, 476 mit Francisque-Michel
II, 92 meint: es sei hier von einem Asbest-pfellel die Rede. Vielmehr glaube ich , dass
abgesehen von der fabulirten Unverbrennbarkeit, die deutschen Dichter dabei einen
sicheren seidenartigen Stolli vor Augen gehabt, nämlich die aus Muschelseide oder Mu-
schelhart der Pinna marina oder nobilis verfertigten Gewebe. Die Ausnützung der
Steckmuschel für die Weberei, speciell auch zur Herstellung der glupiig, ist aus dem
Alterthum genugsam bekannt. Auch die Araber (lstachri, l. c. 42; Mukaddasi, I. c. 240)
sprechen darüber. Das Weichthier nennen sie Abi knlamün (Chamäleon) nach dem aus
seinen Faserchen fabricirten schillernden Stoß". Diese seidenanigen, in ihrer natürlichen
Farbe brillant goldig glänzenden Fäden nennen sie aber süf elrbahr (Meereswolle) wie
die Griechen 59m 10': n]; äulcinqg oder niwntov iqmv und die Italiener lana penna
(vgl. auch Dozy, Suppl. l, 7, 853). Die omaijadischen Chalifen Spaniens liessen aus der
bei Schantirin (Santarem) gewunnenen Muschelseide monopolisirte Steife erzeugen, von
denen ein Stück nwegen seiner Pracht und Herrlichkeit: iooo-io 000 Goldstücke kostete.
Die Ausfuhr war verboten, doch wurde geschwärzt. Der spanische Heerführer und Major-
domus [bn Abi "Amir el-Mansßr vertheilte während seiner Feldzüge (976-1002 n. Chr.)