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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 166)

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spätere Erwerbsleben. in Dänemark sowohl als auch insbesondere in 
Sch weden hat man den Arbeitsunterricht mit dem Schulunterricht schon 
vielfach verbunden, in beiden Ländern, und dies namentlich in Dänemark, 
werden übrigens die häuslichen Arbeiten auch vielfach von Erwachsenen 
betrieben. In Dänemark besteht ein eigener grosser Verein, die rGesell- 
schaft für Hausfleissu, welche diese Tendenz vertritt, den Betrieb 
der Erzeugnisse fördert, Material, Werkzeuge und Modelle liefert und vor 
Allem Lehrer in einem jährlich zur bestimmten Zeit stattfindenden Cursus 
ausbildet. Nach diesem Muster hat sich auch in Berlin ein nVerein 
für häuslichen Gewerbefleiss-i gebildet, unter dessen Leitern sich 
Vertreter der Industrie, der Wissenschaft und der Bureaukratie befinden. 
Dieser Verein lässt soeben zum zweiten Male einen achtwöchentlichen 
Curs abhalten, der nur für Lehrer bestimmt ist, d. h. für solche Personen, 
welche die Qualification als Lehrer an einer höheren oder niederen öffent- 
lichen Schule besitzen, wweil nur von solchen mit Sicherheit erwartet 
werden kann, dass sie die nothwendige pädagogische Befähigung besitzen 
um das Gelernte demnächst in zweckentsprechender Weise wieder lehren 
zu könnermr Bis jetzt lässt der Berliner Verein in folgenden Arbeiten aus- 
bilden: Stroh- und Korbilechten, Laubsägen, Papparbeiten, namentlich 
Buchbinden, Einlegearbeiten, Blirstenbinden, Holz- und Hornschnitzen, 
Tischlerei und Drechslerei. Es ist auch bereits in verschiedenen Orten 
Preussens eine Anzahl von Arbeitsschulen nach den Mustern der in Berlin 
von dem genannten Vereine eingerichteten, durch die im Cursus ausge- 
bildeten Lehrer ins Leben gerufen worden. Im Hinblicke auf die in Kopen- 
hagen gemachten Erfahrungen lässt sich erwarten, dass die Berliner 
Bestrebungen ihr Ziel in der That erreichen werden. 
(Fortsetzung folgt.) 
Lltaraturherichf. . 
"Die Votivkirche in Wien." Denkschrift des Baucomitäs, veröffentlicht, 
zur Feier der Einweihung arn 24. April 1879. Wien, Verlag von 
R. v. Waldheim, 1879. - 
Diese Denkschrift ist im Auftrage des kunstsinnigen Protectors der Vorivkirche 
abgefasst und verßfentlicht worden. Sie ist von Professor Dr. Moriz Thausing ge- 
schrieben; musterhaft sowohl dem Inhalte als der Form nach enthält dieselbe Alles, 
was nöthig ist. um den Bau sowohl nach seiner historischen als auch künstlerischen 
Seite zu würdigen. XVir können daher diese Publication unseren Lesern nicht warm 
genug empfehlen. Aber ganz besonders müssen wir die künstlerische Ausstattung betonen. 
Es zeigt sich bei diesem Anlasse,_ wie bei ähnlichen, dass es in Oesterreich speciell nicht 
an künstlerischen Kraften fehlt, sondern meist nur an der rechten Führung und an den 
rechten Mitteln. Mit einer unsicheren Leitung und mit ungenügenden Mitteln ist allerdings 
wenig zu erreichen. In erster Linie müssen wir die Leistungen Bader's, des Kupfer- 
stechers Prof Jacoby, der Radirer Prof. Hrachowina und H. Bültemeyer und der 
Zeichner Custos Schonbrunner und Kozeluch betonen. Die Votivkirehe bietet - 
abgesehen davon, dass es noch Probleme gibt, die erst gelöst werden müssen - vom 
künstlerischen und gewerblichen Standpunkte Anlass zu eingehender Besprechung; wir 
werden daher in diesem Organe noch dfter auf die Denkschrift zurückkommen. Dieselbe
	        
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