"F"!
Museums möglichst vollständig auszubauen. Was in der ersten Hälfte des
XIX. Jahrhunderts in Ungarn gemalt wurde, ist solid bürgerliche Provinz-
kunst ohne besondere Note. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren macht
sich dann ein starker Einfluß der Kunst Karl Rahls geltend, der sich dem
modernen Auge am genießbarsten in Kompositionsskizzen, zum Beispiel
in einigen von Moritz Than, offenbart. In kleinen Skizzen zeigt sich gleich-
falls am reinsten das Talent Bertold Szekelys, dessen Schöpfungen ein ganzer
Saal - zum großen Teil eine Spende des Redakteurs Landor - gewidmet
ist. Der Künstler (1835 bis xgro) studierte um die Mitte der Fünfzigerjahre an
der Wiener Akademie bei Johann Nepomuk Geiger und Rahl und ging dann
um das Jahr 1860 nach München, wo er Schüler Pilotys wurde. Seine großen
Kompositionen, wie die oft variierte Leda, sind süßlich konventionell. In
Studienköpfen aber, in flüch-
tigen Landschaftsskizzen, in
Kompositionsentwürfen und
kleinen Gegenwartsbildchen
zeigt sich eine stark ausge-
prägte Gabe, den momen-
tanen Eindruck zu erfassen
und das Wesentliche der
Erscheinung mit knappen
Mitteln wiederzugeben.
Gleichzeitig mit Leibl
arbeitete bei Piloty Paul
Merse von Szinyei. Noch im
Atelier Pilotys entstand die
Untermalung des genial er-
faßten Leiblschen Porträts
des Ungarn. Da beide Künst-
ler kurz nach der ersten
Sitzung den auf den Einfiuß
der Kunst Courbets zurück-
gehenden Entschluß faßten,
aus der Schule Pilotys aus-
zutreten, blieb das Werk
unvollendet. Leibl ging erst
nach Paris und dann in seine
oberbayrischen Dörfer und
Szinyei schloß sich eng an
Böcklin an, der 1871 von
Basel nach München über-
gesiedelt war. In der Wahl
seiner Stoffe war Szinyei
Aristide Maillol, Badende meist und im Wesentlichen
405
Naturalistundmal-
te nur zuweilen
Böcklinsche Fau-
ne und Nymphen.
In seiner Farbge-
bung aber über-
nahm er stets stär-
ker die Böcklin-
sche Manier, mit
bunter, leuchtend
heller Palette zu
malen. Unter den
neuerworbenen
Skizzen fällt eine
besonders frische
zu dem bekannten
Majalisbild von
1873 auf, das kom-
poniert ist in der
Art Courbets und
gemaltin der Böck-
lins. Ein Geschenk
des Herrn von
Nemes ist das vor-
zügliche Atelier-
interieur, ebenfalls
von 1873, rnit den
roten japanischen
Wandschirmen.
Wohl das Haupt-
werk des Künst-
lers ist die Dame
in Lila von x874, eine Widmung des Vereins der Museumsfreunde. In der
leuchtenden Farbgebung und der feinen Empfindung für die Landschaft
hält das Gemälde den Vergleich mit den besten deutschen Bildern der
Zeit aus.
Ebenfalls in München im Jahre 1885 ist Simon Holössys „Maisernte"
entstanden. In der ehrlichen, peinlich sauberen Technik und der ganz reinen
und hellen Farbe macht sich wohl Leibls Einfluß geltend. Unter den Bild-
nissen ragen eines von Gyarfäs (München 1880) und eines von dem jüngst
verstorbenen Karl Ferenczy durch originelle Auffassung hervor.
Zu europäischer Berühmtheit schwang sich das bedeutendste malerische
Talent Ungarns, Michael Munkacsy, empor. Sein Eintiuß auf einige der
bedeutendsten deutschen Künstler, vor allem auf Liebermann und Uhde, ist
Paul Merse von Szinyei, Dame in Lila