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oder p. 67: i-die Stützung des obern Stockwerkes des durch hohlen, Galerien bildenden
und mit schwarzen glänzenden Steinen bedeckten Mauernu. Bei der ägyptischen Kunst
heisst es: vdie Cella mit der Bildsäule des Gottes bildete den Abschluss des Heiligthums
und bestand aus einem von vielen Säulen getragenen bedeckten Gange, der nach dem
hofartigen Raume zu offen waru (?). Bezüglich der Tndtenstadte von Theben und Memphis
herrscht geradezu eine heillose Confusion und schliesslich wmacht Kambyses im 4. Jahr-
hundert (l) der ägyptischen Selbständigkeit ein Enden. Die Inder wohnten wzwischen und
um den lndusß. Gehen wir mit grossem Sprunge (beim Lesen des Buches thaten wir dies
nicht) auf die Darstellung der mittelalterlichen Kunst über, so zeigt sich dort das Ornament
der kleinen romanischen Ziersäulchen auch für die grosse freistehende Säule in Anspruch
genommen und die Marcuskirche in Venedig p. 186 nach dem byzantinischen Vorbilde der
südfranzösischen Kirche S. Front in Perigueux gebaut. Dabei wird sogar Lübke citirt und
dieser spricht an der bezüglichen Stelle das gerade Gegentheil aus. Auf p. 205 ruhen die
gothischen Strebepfeiler auf den Bündelpfeilern des lnnenbauesll). Eine merkwürdige
Ungleichheit der Behandlung documentirt sich darin, dass Masaccio, die Brancaceicapelle
und die Peterskirche mit je 6 Zeilen abgefertigt werden, dagegen minderen Künstlern
und Denkmalern und deren Asthetisirender Würdigung halbe Seiten (dem Salomonischen
Tempel 1'], Seite) gewidmet sind. Donatello, von dem auch kein einziges Werk nam-
haft gemacht wird, lässt sich nach Seemann am allerbesten mit den holländischen Genre-
mnlern z. B. Ostade vergleichen (h. Am Mediceergrabmal befinden sich in der Mitte (?)
des in die Wand eingelassenen Sarkophags die Portratstatuen, und am Sebaldusgrabmal
sind am hervorragendsten v8 nischenartig behandelte Apostelstatuenu. Sollen wir noch
fortfahren, die Gerechtigkeit unseres Urtheils zu beweisen? Die Wirkung der Kreuzzüge
war nicht vor dem u. Jahrhundert abgeschlossen, ebensowenig jene der Reformation vor
dem Auftreten der Van Eyck; Seemann's unklare Ausdrucksweise lasst aber so verdrehte
Auffassung zu. Von unliebsamen Druckfehlern wollen wir nur hervorheben, dass Bernini's
Lebensdauer auf p. 259 angegeben ist l58g-t66o, auf p. 272 von 1598 -168o. dass einmal
der gothische Styl vor den romanischen gesetzt ist u. s. w. Doch genug; unsere mannige
fachen Differenzen bezüglich Darstellung der neuen Zeit lassen wir unerwähnt, weil für
diesen Zeitraum der persönlichen Auffassung ein weiterer Spielraum freisteht. - Wir
mussten gegen Herrn Seemann strenge sein, um vielen armen Schülern den Schmerz zu
ersparen, ihr weniges Geld für ein schlechtes Buch hinausgeworfen zu haben.
Von dem i-Verzeichnisse der im k. k. Oesterr. Museum verkäuflichen
Gypsabgüsseu ist soeben eine neue Ausgabe erschienen. Das Verzeichniss enthält unter
seinen 790 Nummern eine reiche Auswahl von approbirten plastischen Vorbildern für den
Zeichenunterricht an Gewerbe- und Mittelschulen und ist vom Museum unentgeltlich zu
beziehen.
KLEINERE Mrr-mettuneeu.
(Personalnaohnohtem) Director Hofrath v. Eitelb erger ist von
der im Auftrage des k. k. Unterrlchtsministeriums zum Besuche der Aus-
stellungen in Berlin und Leipzig unternommenen Reise zurückgekehrt. -
Regierungsrath v. Falke ist von seiner Urlaubsreise wieder in Wien
eingetroffen. - Custos Ed. Chmelarz hat mit Unterstützung des Unter-
ricbtsministeriums eine Studienreise nach Frankreich angetreten. -Custos
Bucher ist für den Monat September beurlaubt.
(Aus dem Jahresberichte der Kunstgewerbesohule.) Die An-
stalt wurde im abgelaufenen Schuljahre von 372 Schülern besucht, 53 ver-
liessen dieselbe im Laufe des Jahres wieder, so dass am Schlusse des II. Se-
mesters die Frequenz sich folgendermassen stellte: dann," wenn
ord. Schüler Hospitanten Zöglinge
Vorbereitungsschule . . . . . . . . . . . r 18 47 49
Fachschule für Architektur .. . . 28 l 5
n w Bildhauerei. . . . . 23 3 -
-- - Zeichnen u. Malen 36 ro n
w w denZeichenlehrer-
Bildungscurs . . 52 r -
Zusammen. . . . l 257 62 65