MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 173)

junge Zweig der modernen Kunstindustrie erhoben hat, mit welcher Frei- 
heit und Meisterschaft er sein zähes Material handhabt. Wie Wachs unter 
dem Finger biegt und windet es sich unter dem Hammer. Einige der 
schönsten Gillar'schen Arbeiten sind mit in jenen zwei Gernächern ver- 
wendet, welche Herr Giani mit einigen Genossen als Salon und Speise- 
zimmer eingerichtet und ausgestattet hat. Sie zeigen das Eisen in neuer, 
zum Theile aber auch aus praktischen Gründen in fraglicher Anwendung, 
so in Kettenform als Halter der Portieren. Zu diesen Gernächern haben 
viele Namen beigetragen: Giani, der das Ganze leitete, lieferte die Gewebe 
und die Stickereien, Bernhard Ludwig die schwarzen, zum Theile mit 
Elfenbein eingelegten Möbel des Salons, Albert jene des Speisezimmers 
sammt dem Holzplafond, Meyer so wie Schembera die Tapezierarbeiten, 
Hospodarsky die Passementerie, Hollenbach die Bronzegegenstände, Hart- 
muth Ofen und Kamin, Pollak und Joppich die Galanteriesachen und 
Andere haben Anderes beigesteuert, die kleineren Gegenstände auf Salon-, 
Schreib- und Speisetisch. So sind die Zimmer reich gefüllt, mit Allem im 
Grossen und Kleinen ausgestattet und machen mit ihrer -Fülle und ihren 
Farben einen behaglichen Eindruck, den die Glasgemälde in den Fenstern 
aus der Tiroler Glasmalereianstalt in Innsbruck in reizender Weise zu 
dämmerig-stimmungsvoller Wirkung erhöhen. An den einzelnen Gegen- 
ständen gäbe es zwar Mancherlei zu kritisiren, wie z. B. die Speisezimmer! 
sessel mit ihren Behängen auf Sitz und Lehne nicht unanfechtbar sind, 
genauere Betrachtung lässt auch die Mängel einer zufälligen Zusammen- 
stellung nicht übersehen, indessen bieten doch diese Gemächer so viel 
Schönes, zeigen so viel Reiz und Lebendigkeit, so viel gute und verwend- 
bare ldeen, zumal in den Draperien, dass man sich gern ihren Vorzügen 
überlässt. 
Ausser dem, was diese beiden Gemächer bergen, ist die Ausstellung 
noch reich mit Möbeln beschickt, ganz vor Allem mit Credenzen in Eichen- 
holz, welche aber durchgängig an zu grosser Schwere leiden. Einzelne 
sind gut construirt, aber zu sehr im Geiste des Architekten gehalten, mehr 
nach Stein als nach Holz aussehend. Mehr Freiheit und mehr Leichtig- 
keit, wie sie dem Holze angemessen sind, lassen sich wohl mit einer 
gesunden Construction vereinen. Hervorzuheben um Bau und Farbe willen 
ist die Credenz von Klöpfer nebst dem dazu gehörigen Speisetische, 
desgleichen eine Credenz von Harthan und ein kleines Bußet von Ri- 
chard Ludwig. Unter den übrigen Möbeln ist (oder war vielmehr, denn 
es hat schnell seinen Käufer gefunden) das reizendste Stück ein Wand- 
kasten von lrmler, der eine einbruchsichere Casse in sich barg. Das 
Problem, die eiserne Casse einer kunstgerecht eingerichteten Wohnung 
entsprechend zu machen, erschien hier in glücklicher Weise gelöst. 
Wir haben schon der Glasgemälde aus der Tiroler Anstalt gedacht. 
Noch niemals hat diese Kunstanstalt die Weihnachts-Ausstellung so reich 
beschickt, niemals auch gezeigt, mit welcher Consequenz und Ausdauer
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.