junge Zweig der modernen Kunstindustrie erhoben hat, mit welcher Frei-
heit und Meisterschaft er sein zähes Material handhabt. Wie Wachs unter
dem Finger biegt und windet es sich unter dem Hammer. Einige der
schönsten Gillar'schen Arbeiten sind mit in jenen zwei Gernächern ver-
wendet, welche Herr Giani mit einigen Genossen als Salon und Speise-
zimmer eingerichtet und ausgestattet hat. Sie zeigen das Eisen in neuer,
zum Theile aber auch aus praktischen Gründen in fraglicher Anwendung,
so in Kettenform als Halter der Portieren. Zu diesen Gernächern haben
viele Namen beigetragen: Giani, der das Ganze leitete, lieferte die Gewebe
und die Stickereien, Bernhard Ludwig die schwarzen, zum Theile mit
Elfenbein eingelegten Möbel des Salons, Albert jene des Speisezimmers
sammt dem Holzplafond, Meyer so wie Schembera die Tapezierarbeiten,
Hospodarsky die Passementerie, Hollenbach die Bronzegegenstände, Hart-
muth Ofen und Kamin, Pollak und Joppich die Galanteriesachen und
Andere haben Anderes beigesteuert, die kleineren Gegenstände auf Salon-,
Schreib- und Speisetisch. So sind die Zimmer reich gefüllt, mit Allem im
Grossen und Kleinen ausgestattet und machen mit ihrer -Fülle und ihren
Farben einen behaglichen Eindruck, den die Glasgemälde in den Fenstern
aus der Tiroler Glasmalereianstalt in Innsbruck in reizender Weise zu
dämmerig-stimmungsvoller Wirkung erhöhen. An den einzelnen Gegen-
ständen gäbe es zwar Mancherlei zu kritisiren, wie z. B. die Speisezimmer!
sessel mit ihren Behängen auf Sitz und Lehne nicht unanfechtbar sind,
genauere Betrachtung lässt auch die Mängel einer zufälligen Zusammen-
stellung nicht übersehen, indessen bieten doch diese Gemächer so viel
Schönes, zeigen so viel Reiz und Lebendigkeit, so viel gute und verwend-
bare ldeen, zumal in den Draperien, dass man sich gern ihren Vorzügen
überlässt.
Ausser dem, was diese beiden Gemächer bergen, ist die Ausstellung
noch reich mit Möbeln beschickt, ganz vor Allem mit Credenzen in Eichen-
holz, welche aber durchgängig an zu grosser Schwere leiden. Einzelne
sind gut construirt, aber zu sehr im Geiste des Architekten gehalten, mehr
nach Stein als nach Holz aussehend. Mehr Freiheit und mehr Leichtig-
keit, wie sie dem Holze angemessen sind, lassen sich wohl mit einer
gesunden Construction vereinen. Hervorzuheben um Bau und Farbe willen
ist die Credenz von Klöpfer nebst dem dazu gehörigen Speisetische,
desgleichen eine Credenz von Harthan und ein kleines Bußet von Ri-
chard Ludwig. Unter den übrigen Möbeln ist (oder war vielmehr, denn
es hat schnell seinen Käufer gefunden) das reizendste Stück ein Wand-
kasten von lrmler, der eine einbruchsichere Casse in sich barg. Das
Problem, die eiserne Casse einer kunstgerecht eingerichteten Wohnung
entsprechend zu machen, erschien hier in glücklicher Weise gelöst.
Wir haben schon der Glasgemälde aus der Tiroler Anstalt gedacht.
Noch niemals hat diese Kunstanstalt die Weihnachts-Ausstellung so reich
beschickt, niemals auch gezeigt, mit welcher Consequenz und Ausdauer