Mlltheilunußn des k. llestenßlch. Mnsaums
KUNST UND INDUSTRIE.
(Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbeh
Am u. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr fi. 4.-
Redacteur Eduard Ohmolan. Expedition von C. Gerold": Salm.
Man abonnirt im Museum. bei Geruld ü: Camp" durch die Postnnstalten. sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
f Nr, 178, VWIEN, 1. Juu 1880. V XV, Jahrg.
Innen: Bucheinbinde. Von J. v. Falke. - Die Aufgaben der Frescomnleni in der Voüvldrche. -
Wiener Dombnuverein - Literuturberichl. - Kleinere Mittheilungen.
Bucheinbande.
Die Ausstellung von Buohelnbanden im k. k. Oesterr. Hnseum.
Von J. v. Falke.
Vor Zeiten - es sind mehr als drei Jahrhunderte seitdem der Ver-
gangenheit zugeschrieben worden - da lebte einmal theils in Italien,
theils in Paris ein französischer Staatsmann des Namens Grolier. Dieser
Grolier war nicht bloß ein großer Bücherfreund, sondern auch ein Mann
von Kunstgeschmack. Er liebte es, seine guten Bücher auch in guter
Gewandung zu besitzen, und gab sich die Mühe um gutes Material, gute
Zeichnung der Verzierung, gute und sorgfältige Ausführung, an welche
er wohl selbst die Hand anlegte. Er that das für sich und seine Freunde,
wie die Bücher selber bezeugen, welche die Aufschrift uGrolierii et ami-
corumu tragen; gewisslich aber dachte er nicht an die Nachwelt oder an
die Bücherfreunde des 19. Jahrhunderts, welche einen Band, der mit jener
Aufschrift geziert ist, mit vier- bis fünftausend Francs oder mehr noch
wie die Sage geht, bezahlen.
Das ist nun freilich ein wNarrenpreisl für eine so unscheinbare
Lederarbeit, welche nur mit einigen goldenen Lineamenten oder allenfalls
einigen farbigen, durch die Lineamente sich hindurchschlingenden Bändern
verziert ist. Aber die Schätzung zeigt immerhin, dass es noch Bücher-
freunde in der Welt gibt, welchen es nicht bloß um den Inhalt, sondern
auch um ein würdiges Aeußere zu thun ist. Aber wo sind die Bücherfreunde
dieser Art? Nicht bei uns. lst es schon schwer, heute Solche zu nennen,
welche Bücher um ihres Inhaltes willen sammeln - natürlich Fachleute
und Fachbibliotheken ausgenommen - so sind Diejenigen, welche etwas
vm. au. 1880. 7.