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der inneren Restaurirung des St. Stephansdomes in Wien, wohlgefällig
zur Kenntniss zu nehmen und mit Allerhöchster Entschließung vom 2. Juni
1880 im Allerhöchst Eigenen, dann im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin
und des Durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Kronprinzen Rudolf zu die-
sem Zwecke für die Dauer von fünf Jahren einen Jahresbeitrag von fünf-
tausend Gulden aus der Allerhöchsten Privatcassa allergnädigst zu be-
willigen geruht.
Seine k. und k. Hoheit der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Kron-
prinz Rudoll haben, meiner Bitte bereitwillig willfahrend, die Uebernahme
des Prorectorates über den demnächst in's Leben tretenden Dornbauverein
huldvollst in Aussicht gestellt. ,
Ich fühle mich glücklich, diese ermuthigenden Beweise hochherziger
Theilnahme des Allerhöchsten Kaiserhauses für das Unternehmen zur
ölfentlichen Kenntniss bringen zu können.
Die zur Activirung des Dombauvereines erforderlichen Einleitungen
werden-in kürzester Zeit getroffen werdenm
Wien, am 15. Juni 1880. Johann Rudolf m. p.
CardinaI-Erzbischof.
Literaturbericht.
G. Kachel: Kunstgewerbliche Vorbilder. Karlsruhe, J. Veith, t880.
lmp. Fol.
Jedes Werk, dessen Endzweck der des vorliegenden ist, kann man nur mit Freude
begrüßen. Werden die vom Verfasser im Vorworte entwickelten Grundsätze zur Richt-
schnur genommen, so kann auf diesem Felde nie zu viel gearbeitet werden. Wie groß
aber die Schwierigkeiten sind, einer derartigen Aufgabe gerecht zu werden, zeigt vor-
liegendes erstes Heft (In Blatt) zur Genüge. Wenngleich die Auswahl der vorgeführten
Beispiele im Allgemeinen eine rrelfliche genannt werden muss, kann man doch den Wunsch
kaum unterdrücken, einzelne Species wie auf Blatt 5 (kelchfürmige Amphora) oder Blatt n
(Eisengitter) durch bessere - und es ist an solchen wahrlich kein Mangel - ersetzt zu
sehen. Bei der Mehrzahl der Blätter lasst aber auch die Darstellungsweise Manches zu
wünschen übrig; dies gilt namentlich von der richtigen Schattengebung; man versuche
die Schatten der Objecte (etwa auf Blatt 2, 7, 8 etc.) constructiv darzustellen und mit
jenen der Vorlagen zu vergleichen, so wird es leicht in die Augen springen, dass mit dem
Gebotenen das vom Verfasser angestrebte Ziel: es solle der Schüler i-gewbhnt werden,
stets klare unzweifelhafte Formen zu zeichnen oder mit dem Pinsel darzustellen, um bei
späteren Uebungen nach Gyps und der Natur schon an das Aufsuchen der Charakteristica
gewöhnt zu seim, kaum erreicht werden dürfte.
Recueil de Cartouches, style de la renaissance Hamande, tiräs de l'atlas
d'Abraham Ortelius, 1569. Paris, Ch. Claesen. Fol. '
Auf 16 Tafeln werden hier etwa ein halbes Hundert Zierrabmen aus Ortelius'
bekannter Mappa mundi wiedergegeben. Der Zahl und Mannigfaltigkeit nach gegen Sprin-,
ger's ähnliche Publication zurückstehend, hat das vorliegende Werk dagegen den Vorzug
dass die Cartouchen in Farbendruck erscheinen. Der heutigen Geschmacksrichtung bieten
sich hier immerhin zahlreiche verwendbare Motive für Rahmen, Etiquetten u. s. w. dar;
dass ein französisches Werk ohne eine einzige Zeile Erklärung herausgegeben wird, ist
eine seltene Erscheinung, an der aber der Praktiker keinen Anstoß nehmen wird.
Guilmard, D.: Les maitres ornemanistes, dessinateurs, peintres, archi-
tectes, sculpteurs, graveurs. Ecoles Francaise-ltalienne-Allemande et