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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 178)

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Und so Anderes, das man in jenem Kasten beisammen findet, welcher die 
Beiträge der Ambraser Sammlung enthält. Zu diesen Werken gesellt sich 
ein Band aus dem Besitze des Oesterr. Museums, den außer seinem laubigen 
Silberornamente noch ein Mittelstück in Niello ziert. 
Die Sammlungen des Museums treten auch für das 17. Jahrhundert 
ein mit Werken dieser Art, zumal mit zwei silberbeschlagenen, in rothem 
Sammt gebundenen Quartbänden und sodann mit einer Collection loser 
Beschläge, die ihren antiquirten oder nicht geschätzten Büchern abgenommen 
worden. Vermuthlich waren es meistentheils Gebetbücher, denn diese sind 
es auch vorzugsweise im 18. Jahrhunderte, welche der Ehre silberner Be- 
schläge sich erfreuen. Unsere Ausstellung zeigt verschiedene sehr hübsche 
Beispiele, theils in durchbrochenen und getriebenen Ornamenten, theils 
mit Filigran überzogen, theils mit Email verziert, so aus den Sammlungen 
des Museums, des Herrn Artaria wie aus der fiirsterzbischöflichen Biblio- 
thek zu Kremsier. Das Kremsierer Gebetbuch bietet noch ein besonderes 
technisches Interesse durch die bewegliche Bildung seines Metallrückens. 
Alle solche Arbeiten der drei oder vier letzten Jahrhunderte bilden 
aber nur Ausnahmen gegenüber dem Einbande des Bibliotheksbuches und 
seiner Zierde. Dieser geht seit Erfindung der Buchdruckerkunst seinen 
eigenen Weg. Bis dahin waren die Bücher der Bibliotheken oder der 
Gelehrten - das Haus kannte sie ja nur ganz ausnahmsweise - auf die 
Repositorien oder die Pulte gelegt worden; sie hatten also nach Belieben 
auf der Oberfläche ihrer Decken, namentlich der vorderen, mit Metall 
verziert werden können. Runde oder flache Knöpfe in den Ecken, welche 
die höchsten Punkte bildeten, sorgten dafür, dass beim Umschlagen weder 
die Verzierung, noch der Tisch verletzt wurde. Nun aber, da durch die 
Buchdruckerkunst Literatur und Bücher in unverhältnissmäßiger Zahl an- 
wuchsen, da sie Jedermann erreichbar waren und Haus und Bibliotheken 
anfüllten, zeigte sich das Bedürfniss leichteren Gewichtes und bequemerer 
Handhabung und zugleich einer anderen, weniger Raum erfordernden Auf- 
stellung. Diese Ursachen veranlassten zunächst den Hinwegfall jedes Metall- 
bepchlages, denn nur ohne denselben war es möglich, die Bücher auf ihre 
schmaleSeite, auf den Schnitt, eines an das andere zu stellen, statt sie 
breit zu legen. Die neue Sitte verlangte ein leichtes und glattes Ein- 
schieben, folglich die Seitenflächen glatt ohne Relief. 
Nachdem der Metallbeschlag zum Opfer gefallen war, folgte nach 
einem Jahrhunderte etwa auch das gepresste Relief. Tlm Mittelalter, d. h. 
im 14. und 15. Jahrhunderte, hatte man zum Metallbeschlage auch noch 
das Leder verziert; man hat es gefeuchtet, geschnitten, unterschnitten und 
herausgehoben und so Zeichnung und Relief hergestellt oder in gewöhn- 
licher, leichterer, weniger kunstvoller Art mit Metallstanzen Linien, Stäbe, 
Rand- und Füllornamente eingepresst. Diese letztere Methode blieb noch 
das 16. Jahrhundert hindurch, als das Metallbeschläge in der Regel schon 
abgeworfen war. Sie wurde auf braunem Leder ausgeführt, dem seine
	        
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