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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 178)

Naturfarbe gelassen war, ebenso aber auch und besonders häufig auf 
Schweinsleder, letzteres vor Allem in Deutschland und in den sächsischen 
Buchbindereien. Die Buchbinderei, das sei noch nebenbei bemerkt, sonst 
vor Allem in den Klöstern geübt, wo man die Bücher verfasste oder ab- 
schrieb, war mit der Buchdruckerkunst und den vermehrten Anforderungen 
ein bürgerliches Gewerbe geworden. 
Selbstverständlich verlangte das Buch einen ornamentalen Ersatz für 
Metall und Relief, ein Ornament, das sich mit der neuen Stellung vertrug. 
Dasselbe muss erstens glatt sein und zweitens auch auf dem Rücken sich 
anbringen lassen, der nun zu erhöhter Bedeutung kam, da er in der 
neuen Art der Aufstellung allein sichtbar blieb und daher den Titel erhielt. 
Die neue Ornamentationsweise war die Vergoldung. Vergoldete Linien, 
Bänder, Arabesken wurden mit Stanzen eingeprägt und erfüllten Decken 
und Rücken. Die ersten Motive wurden selbstverständlich der Renaissance 
entlehnt, aber diese wurden durch andere so verdrängt, dass fortan die 
Ornamentation des Bucheinbandes ganz unbekümmert um den decorativen 
Stil der Zeiten, völlig ihre eigenen Wege zu gehen scheint. Diese anderen 
Motive sind orientalischer Herkunft. Zu jener Zeit, d. h. im 16. Jahr- 
hunderte, da die Harnische allgemach in der Väter Hallen zur ewigen 
Ruhe beigesetzt wurden, begann die Liebhaberei an schönen und fremd- 
artigen Waffen. Diese Liebhaberei, von Handel und Türkenkriegen gleich 
begünstigt, führte viel orientalisches Gezeug nach Europa und auf diesem 
die überaus zierlichen, in Gold rauschirten Ornamente. Das Genre gefiel, 
und so gingen diese goldenen Arabesken erst auf den Waffenschmied über, 
dann auf den Buchbinder und drangen selbst in die Buchdruckerei. Sie 
sind die Vorfahren der noch heute beliebten vZügen. 
Von diesen Arabesken also nahm die äußere Decoration des eigent- 
lichen Bibliotheksbuches für die ganze moderne Zeit ihren Ausgang. Leder 
und Pergament wurden oder blieben das Material; Sammt, Seide waren 
doch nur Ausnahme, bis im 18. Jahrhunderte das billige Papier in Con- 
currenz trat. Anfangs hatte das Leder seine Naturfarbe, aber schon im 
16. Jahrhunderte wurde es roth gefärbt, eine Farbe, die sich das 17. und 
18. Jahrhundert hindurch in der Vorliebe behauptete. Daneben erscheint 
Braun, dunkel oder hell, Schwarz, auch wohl Grün. Zuweilen, aber doch 
eigentlich erst im 18. Jahrhunderte, da die Feinheit der Verzierung zu 
sinken begann, wurde auch das Leder fleckig gemustert und in verschie- 
dener Weise marmorirt. 
Die Ornamentation selbst begann mit einem Systeme von Arabesken, 
das, aus Bändern und Linien bestehend, sich durcheinander schlang, aber 
in voller Regelmäßigkeit entweder die ganze Decke der Fläche überzog 
oder aus Rand-, Eckverzierungen _und Mittelstück gebildet wurde. Die 
Stelle des Mittelstückes konnte auch das Wappen des Besitzers versehen, 
oder es mochte der Titel in die Arabeske hineintreten. Gewöhnlich war 
das alles nur Vergoldung, die_Linien durch kleine Stanzen aus freier Hand
	        
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