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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 181)

Farbe, so die mit lichtgrünem und lichtblauem Leder; sie schmecken 
nach Coketterie, aber immer sind sie harmonisch. 
Was diese Leipziger Einbände, und nicht bloß die von Hager, 
durchgängig Neues haben, das ist das Papier, mit welchem die Innen- 
seiten der Buchdecken beklebt sind. Es bereitet sich überhaupt im Bunt- 
papiere, soweit es für den Bucheinband erfordert wird, eine Revolution 
vor. Das gemusterte, gefleckte, marmorirte, geschuppte oder sonst mannig- 
fach dessinirte Papier von heute genügt dem geläuterten Geschmacke nicht 
mehr; man trachtet nach Neuem und Besserem, und in diesem Streben 
macht man Versuche. Die Engländer haben seit längerer Zeit schon das 
bunte Papier verschmäht und die Innenseiten der Buchdecken entsagungs- 
voll mit stumpfem, fast farblosem, dunklem Papiere beklebt. Die große 
Mustercollection der Papierfabrik von W. Kneppefs Neffe (B. Reiger), 
welche sich auf unserer Ausstellung befindet, ist dem alten Rufe und der 
Bedeutung der Fabrik gemäß sehr reichhaltig und vollkommen gut geeignet, 
über den bisherigen Zustand zu orientiren, aber sie gibt gar nichts, was 
dem neuen Geschmacke entspräche. Das von derselben Firma ausgestellte 
narbenreiche, in seiner Art vortreffliche Lederpapier ist doch immer nur 
eine Imitation, nur ein Surrogat Dagegen hat Karl Giani es versucht, 
das Papier durch gewebte und verzierte Seidenstoffe zu ersetzen, und von 
dieser Art eine größere Collection ausgestellt. Der Versuch zeigt gelungene, 
unter gewissen Verhältnissen h_öchst anwendbare Beispiele, aber wenn wir 
uns auch die glänzende Seide neben Papier und Leder gefallen lassen, so 
wird sie schwerlich das eine wie das andere ersetzen, und soll es auch 
wohl nicht. Eine Reform des Bimtpapieres ist immer noch Bedürfniss 
und wohl berechtigt. 
Wie mit so vielen anderen Verbesserungen iauf dem Gebiete der 
Kunstindustrie, so ist auch damit bereits der Anfang gemacht worden. 
Der Anfang ist aber diesmal nicht von Frankreich ausgegangen, nicht von 
England, auch nicht von Oesterreich, sondern von Deutschland, das sich 
in jüngster Zeit aus der Lethargie seines Geschmackes vieler Orten zu 
erheben beginnt. Die Anregung rührt von Fischbach in Hanau her, dessen 
rühriger, umfassender Thätigkeit die deutsche Tapetenfabrication es ver- 
dankt, dass sie die unsrige in künstlerischer Beziehung völlig überholt hat. 
Fischbach hat uns eine große Collection seiner neuen Papiermuster über- 
sendet, die das höchste Interesse bietet. Es sind regelmäßige, feine, zier- 
lich'e Dessins, sämmtlich nach Motiven des Mittelalters oder des 16. Jahr- 
hunderts, wie sie auf den Geweben, Bildern oder Wanddecorationen jener 
Zeit vorkommen, nur für die Anwendung auf Flächen von geringer Größe 
verkleinert und verfeinert. Man kann sich mit diesem Vorgange vollkommen 
einverstanden erklären oder höchstens den Mustern theilweise, mehr Farbe 
wünschen, aber auch das hat seine Grenzen, denn einerseits iindet sich 
darunter Goldbrocatpapier von reizender Wirkung, andererseits ist ja die 
Anwendung eine bescheidene und untergeordnete.
	        
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