Mit den Vorträgen würden verbunden sein: Demonstrationen, Uebungen in der
Werkstätte und in dem chemischen Laboratorium.
Der Besuch der niederösterr. Gewerbe-Ausstellung würde am lg. und 26. Sep-
tember, 3. und 4. Oclober slatthnden und durch die Lehrkräfte des Museums und durch
hervorragende Vertreter der Wiener Möbelindustrie geleitet werden.
Die Zahl der Frequentanten dieses Curses muss, soll ein voller Erfolg erreicht
werden, auf die Zahl von w Individuen limitirt sein und werden selbstverständlich nur
die vom hohen Handelsministerium bezeichneten Personen zugelassen werden.
Dlo Restauration der Kanzel des Sl. Stefans-Domes.
Ven Karl Weiß.
Unter den wenigen Werken der inneren Ausstattung des St. Stefans-Domes, welche
uns aus der Zeit ihrer Erbauung erhalten blieben, ist eines der schonsten die Kanzel im
mittleren Raume des Langhauses. Seit Jahrhunderten fesselt sie das Auge des Laien wie
des Kunstkenners durch ihren leicht und edel gestalteten Aufbau, durch ihren decorativen
Reichthum und die prächtigen decorativen Bmstbilder. Die architektonischen Formen
weisen entschieden auf die letzten Stadien der Entwicklung des gothischen Stiles hin.
Strenge und Einfachheit der Construction und des decorativen Schmuckes wird man an
dem Werke vergebens suchen, sondern die Hauptlinien des Aufbaues vertlücbtigen sich
fast unter der Fülle der Ornamente. Aber diese Behandlung des Stiles - mag sie immerhin
von den Puristen mit dem Interdicte der Entartung belegt werden - übt einen ganz
eigenartigen Reiz durch ihre Anwendung auf die Kanzel. Und dieser Reiz wird noch
dadurch erhöht, dass zwischen den geschwungenen und in einander verschlungenen gothi-
schen Bogen ganz unvermittelt die derb naturalistischen Brustbilder zum Vorscheiue
kommen. Es ist, als ob sich die alte mit der neuen Zeit, Feuer mit Wasser vermengen
wollten.
Die Grundform der Kanzel ist das Sechseck. Sechs zierliche und reich gegliederte
Pfeilerchen mit je drei Figurennischen umgeben den Hauptpfeiler. Um den letzteren sind
die Gestalten des h. Petrus, Andreas, Jacobus, Johannes, Matthäus und Paulus und vor
diesen in den einzelnen Nischen: Lucia, Nothburga und Hedwig, Nicolaus, Leopold und
Koloman, Elisabeth, Barbara und Katharina, Stefan, Laurentius und Sebastian, Johanns,
Maria Magdalena und Salome und Othmar, Hieronymus und Johannes angebracht. Die
Brüstung der Kanzel schmucken in flachen Nischen die schon erwähnten Brustbilder der
Kirchenlehrer. Unter den Baldachinen der Trennungspfeiler stehen die Figuren der Apostel:
Judas, Thaddäus, Bartholomaus, Thomas, Simon und Jacobus minor. Eine gewundene
Treppe, deren YVangen von fischblasenähnlichen Ornamenten durchbrochen und mit phan-
tastischen Thieren geschmückt sind, führt an der Rückseite des Pfcilers zum Sprechplatze
des Priesters. Ein siebeneckiger Schalldeckel, reich mit kleinen Strebepfeilern, Fialen,
Knorren und dreiundachtzig Figuren verziert, überschattet die Kanzel. Den Baldachin
tragen sieben musicirende und sieben betende Engel; an der Kreuzung der Rippen sind
sieben Seraphin-Köpfe, in der Mitte der h. Geist in Gestalt der Taube angebracht. An
dem unteren T-heile des Schalldeckels über dem Baldachine sind zehn musicirende und
betende und ein Engel mit der Geißel (Tod, Krieg und Pest darstellend) vertheilt, ferners
eine Pyxis für die Sterbesacramente, das Buch des Lebens mit den Gewichten und die
Himmels- und Erde-Schlüssel angebracht. An den Ecken über dem Schalldeckel stehen
sieben Engel mit den Attributen, zwischen den Strebewanden die sieben Sacramente und
an den letzteren sieben kleine pusaunende Engel. Auf den Consolen an dem Helme stellen
drei Figuren die Taufe Christi durch Johannes dar.
Die Kanzel hat ohne Schalldeckel eine Hohe von 3'65 Meter und einen Durch-
messer von r75 M., mit dem Schalldeckel eine Hohe von g'5n M. Treppe und Brüstung
sind aus Sandstein, der Deckel aus Holz hergestellt.
Wie.ein großer Theil der Baugeschichte des Domes durch den Mangel an urkund-
lichen Belegen unklar ist, eben so waren auch lange Zeit unrichtige Angaben über die
Zeit der Anfertigung und den Namen des Meisters verbreitet. Als Franz Tscbischka
im Jahre 1832 sein großes Werk über den Dom herausgab, war er der Ansicht, dass die
Kanzel sowie der Orgclfuß im nördlichen Seitenschille des Langhauses durch Meister
Hans Puchsbaum und zwar erstere im Jahre 1430, letztere ungefähr um zwanzig Jahre
später - jedenfalls vor 1454, dem Todesjabre des Meisters - ausgeführt wurde, und
dass beide Büsten, jene an der Kanzel und jene am OrgelfuBe, den Meister in verschie-
denen Lebensabschnitten darstellen. Er widerrief damit seine in einer älteren (1823) vori
hm herausgegebenen Beschreibung der Kirche gemachte Angabe, dass Kanzel und Orgel-