Luxembourg). Ein armseliger faltiger Kopf
eines alten Mütterchens, der sich mit dem
Ausdruck unendlicher Liebe und Schwer-
mut, die bevorstehende Trennung ahnend,
über die Stirne eines Kindes beugt, das
sorglos erwachend dem Mütterchen ent-
gegenlächelt; ein packender Kontrast, mit
unendlicher Meisterschaft in eine Gesamt-
stimmung zusammengefasst. Im selben
Salon sah man die Büste der „Mlle
Moreno", ein Marmorwerk von auserlesener
Formenreinheit und zartem, köstlich ver-
schleiertem Ausdruck. Dann (1894) kommt
„Die Fee Melusine und der Ritter Raymon-
din", eine Gruppe aus Stahl, Elfenbein und
Gold, eines der vollendetsten Werke, die
aus Dampts Händen hervorgegangen sind,
und ohne Zweifel die bezauberndste der
vielen Statuetten, in welchen der Meister
mehrere verschiedene Materialien zu einem
harmonischen Ganzen vereinigte. Die Be-
wunderung, die dieses Werk hervorrief,
war eine ungeteilte; Künstler, Kunstkritiker
und Laien taten sich zusammen zu einem
_„ Lobeskonzert. Das Werk fusst auf der
alten Legende, nach der Raymondin Graf
1' Dampt, Die F" Memsine und d" von Poitiers, auf der Jagd verirrt, auf
RjtterRaymondin einer Lichtung im Walde mit ihren im
Mondlichte tanzenden jungen Mädchen die
Fee Melusine Endet, und, nach ihrem Palast entführt und ganz von ihr
bezaubert, sich mit ihr vermält. Der rauhe Graf presst die weisse Fee in
seinen Armen gegen die eisengepanzerte Brust und ihre zarte gebrechliche
Schönheit steht in pikantem Gegensatz zur derben Gestalt des Ritters, dem
sie sich wollüstig hingibt, schrniegsarn wie die Schlange, in deren Schweif
ihr Körper endigt, wie es das weisse, mit goldenen Punkten geschmückte
Kleid deutlich gewahr werden lässt.
Leider konnte dieses auserlesene Kunstwerk nicht den ihm gebührenden
Platz in einem unserer Museen finden, um als leuchtendes Meisterwerk seine
Strahlen über die Menge zu ergiessen; es bereicherte die ganz von seltenen
und köstlichen Arbeiten bevölkerte Galerie einer grossen Dame, einer
glühenden Verehrerin Dampts, der Gräfin von Beam.
Diese Vereinigung verschiedener Materialien, die der Künstler zu glück-
licher Wirkung auszunützen weiss, erhöht auch den Reiz einer schönen
Statuette, die im Jahre 1895 zur Ausstellung kam: des „Porträts der