n! a4
welche in der Hauptstadt nicht ihre Lebensbedingungen vorrinden würden;
künstlerische Eigenart gibt den Erzeugnissen irgendeines Ortes ein origi-
nelles Gepräge: aber auch wenn eine Industrie sich isoliren wollte, würde
sie es nicht vermögen. Um nicht zurlickzubleiben und zu verkümmern,
muss sie die innigste_Berührung mit dem geistigen und geschäftlichen
Mittelpunkte suchen.
So ist denn auch manches Stück dieser Ausstellung ziemlich weit
von Wien gemacht worden. Aber wenn die Brennöfen, die Glashütten, die
Hammerwerke und die Holländer in Böhmen, Mähren, Oberösterreich etc.
stehen, so sind die Erzeugnisse so gut Erzeugnisse der niederösterreichi-
schen Industrie, wie die Wiener Möbel aus amerikanischem Holze; denn
von hier aus sind die Hände und die Maschinen in Bewegung gesetzt
worden, der Sitz der künstlerischen, finanziellen, kaufmännischen Geschäfts-
leitung der Etablissements ist Wien.
Wenn wir aber speciell des Antheils gedenken, welchen die Central-
regierung durch Gründung oder Subventionirung von Schulen an dem
Aufschwunge der Kunstindustrie in ganz Oesterreich hat und auch mit
Befriedigung den Einfluss der Thätigkeit des Oesterr. Museums und der
Kunstgewerbeschule constatiren, so sind wir in der angenehmen Lage nur
zu wiederholen, was in den letzten Wochen von allen Seiten ausgesprochen
worden ist. Es wird sich noch Gelegenheit ergeben, auf die directe Be-
theiligung derjenigen Künstler hinzuweisen, welche an der Kunstgewerbe-
schule lehren und der Industrie geschulte Kräfte liefern, aber gleichzeitig
dieser ihr schöpferisches Talent zur Verfügung stellen.
Das Oesterr. Museum sah sein Verhalten zu dem Unternehmen von
vornherein durch die Aufgabe vorgezeichnet, welche der Anstalt über-
haupt gegeben ist. Zur Jubiläumsfeier des Niederösterreichischen Gewerbe-
vereins ins Werk gesetzt, begegnete die Ausstellung zu Anfang manchem
Widersptuche. Bei der Discussion über die Frage der Opportunität durfte
das Museum neutral bleiben; aber als die Gewerbetreibenden selbst sich
mit großer Mehrheit für das Unternehmen erklärten und der Gewerbe-
verein den Wunsch aussprach, das Museum in der Commission vertreten
zu sehen, betrachtete dieses die Förderung der Ausstellung innerhalb
seines Kreises als Pflicht. S0 ist es denn auch uns gestattet, die Genug-
rhuung an dem - sagen wir es offen: über Erwarten - gelungenen
Werke zu theilen.
Se. Majestät der Kaiser, welcher die Gnade hatte, die Niederöster-
reichische Gewerbe-Ausstellung am 17. Juli in Person zu eröffnen, hat
in huldvollster Weise den Leitern des Unternehmens und zahlreichen
Ausstellern Anerkennung ausgesprochen. In der Tagespresse Endet dieses
Urtheil freudigen Widerhall. Die Beweise liegen vor Aller Augen, dass
die Ungunst der Zeiten den Muth und den Fleiß unseres Gewerbestandes
nicht gelähmt hat. Die Weberei, Stickerei und Spitzenfabrication, die
Metalltechnik in edlen und nichtedlen Metallen, die Möbeltischlerei und