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Wohnungseinrichtung, die Glasfabrication und Glasmalerei, die Keramik,
die Ledertechnik, die graphischen Künste und manche andere Zweige
legen in der Ausstellung Zeugnisse des rühmlichsten Vorwärtsstrebens vor,
und zwar sind es beinah in allen Gruppen nicht mehr Vereinzelte, die mit
Solidität der Arbeit die stilvolle Forrn und Decoration zu vereinigen wissen.
Hoffen wir, dass das Publicurn nicht bloß um eine Schau zu halten
sich, wie es vom ersten Tage an gethan, in die Ausstellung drängen,
sondern dass Arbeit und Opfer der Aussteller auch den verdienten Lohn
finden mögen! ' B.
Ein neues Gebiet für künstlerische Reformen.
Von Dr. Karl R. v. Enderes. '
S0 groß die Anzahl der Gewerbe oder der Gruppen von Gewerben,
welchen die Kunst rathend, helfend und fördernd zur Seite steht, auch
sein mag, so ist damit die Zahl jener Gewerbe, die der Kunst ein mehr
oder weniger weites und noch uncultivirtes Feld erfolgreicher Einfluss-
nahme bieten, die sogar des vereclelnden künstlerischen Momentes drin-
gend bedürfen, noch lange nicht erschöpft. Luxus- und Gebrauchsgegen-
stände der verschiedensten Art und Bestimmung, wie sie von der TextiL,
Leder- und Papierindustrie, den graphischen Künsten, den mannigfaltigen
Holz-, Metall-, Bronze- und Eisenindustrien, der Keramik, Glasindustrie,
Glas- und Lackmalerei, der Steinschneiderei und Schleiferei, der Juwelier-
und Goldschmiedekunst hervorgebracht werden, haben von dem Momente
an und insolange bei ihrer Hervorbringung künstlerische Grundsätze ein-
gehalten wurden und künstlerischer Geschmack maßgebend war, im Leben,
Verkehre und Handel ganzer Länder und einzelner Städte eine Bedeutung
gewonnen und behauptet, welche vorher selbst von den zunächst Bethei-
ligten nicht geahnt worden war. Es liegt aber kein Grund vor anzu-
nehmen, dass nicht auch andere von Künstlern und Kunstverstiindigen
bisher noch niemals oder höchstens in einzelnen Ausnahmsfällen in Be-
tracht gezogene Gewerbe, bei welchen die Schönheit des Productes
eine grosse Rolle spielt, eben solcher Veredlung und damit zugleich
materieller Hebung fähig sein sollten, wie die eben angeführten. Dies
wird gewiss um so leichter möglich sein, wenn die wichtige Grundlage
hoher technischer Entwicklung und Vollkommenheit schon vorhanden ist,
und noch überdies die Industrie, um die es sichhandelt, vorzugsweise
dem Luxus„ also den Bedürfnissen und Wünschen reicher Leute zu
dienen hat.
Die industrielle Gruppe, zu deren Gunsten ich die Hilfe und Mit-
wirkung der Kunst anrufen möchte, ist diejenige, welche die zahlreichen
und sehr verschiedenartigen Gewerbe umfasst, deren gemeinsame Erzeug-
nisse die Luxus-Wägen, -Pferdegeschirre und -Reitzeuge sind
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