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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 179)

und Kanten dazwischen bestehen? Gewiss nicht, er würde seinen Zweck 
ganz eben so gut erfüllen und dabei einen weit schöneren Anblick ge- 
währen, wenn er in geschwungenen Linien gezeichnet wäre. Ebenso ist 
es durchaus nicht nothwendig, dass die Speichen aus gänzlich kahlen, 
glatten Stäben bestehen; man glaubt, indem man die Speichen und übrigen 
Theile des Rades so schwach im wFleischeu oder Körper macht, als mit 
der nothwendigen Festigkeit nur immer vereinbar ist, dem Wagen das 
Ansehen größter Leichtigkeit zu verleihen; wenn aber dort, wo die 
Speichen in die Felgen (den Kranz des Rades) und in die Nabe (den 
inneren, das Ende der Achse einschließenden Körper) eingelassen sind, 
leichte, graziöse, plastische Ornamente, z. B. Laub- oder Blattwerk an- 
gebracht wären, so würde das Rad und mit ihm der ganze Wagen des- 
halb noch keineswegs schwerfälliger aussehen müssen, und wäre dies der 
Fall, so wäre damit nur bewiesen, dass die Ornamente unpassende oder 
ungeschickt angebrachte seien. Dasselbe gilt von der ganzen Nabe, ins- 
besondere auch von dem verticalen Verschlusse derselben nach Außen, 
der immer und immer wieder aus einer möglichst blank polirten Metall- 
platte besteht.- Um ein Weniges bessere Formen zeigen die sogenannten 
Damenphaötons und die ihnen nahe verwandten Damen-Kutschirphaätons, 
letztere ohne Dach und Kutschbock. Die Damenphaätons sind jene der- 
zeit mit Recht sehr beliebten leichten, mit halbem umlegbaren Dache 
versehenen innen zweisitzigen Wägen ohne Seitenthüren und mit abgerun- 
detem Boden, wie sie im Sommer auch vielfach bei den Wiener Fiakern 
unter der ganz unrichtigen Bezeichnung nNeutitscheinerw- im Gebrauche 
stehen. Die Grundform dieser Wägen involvirt an sich schon meist ge- 
schwungene Linien, doch hat man auch da nicht ermangelt, höchst über- 
flüssige und unschöne eckige Formen einzuschmuggeln. Unter den eigent- 
lichen Kaleschen, die ja nach Form und Bestimmung mit den verschie- 
densten Namen bezeichnet werden, besitzen manche eine leidliche Zeich- 
nung, andere aber unglaublich steife oder plumpe Formen. Namentlich 
die sogenannten Landauer (ehemals verstand man hierunter gewisse ganz 
geschlossene Wägen), viersitzige mit zwei ober der'Mitte des Wagens 
zusammenschließbaren Halbdächern versehene Wägen, die so lang und 
breit sein sollen, dass vier Personen sehr bequem, zur Noth auch fünf 
oder gar sechs darin Platz finden, zeigen nicht selten eine Schwerfällig- 
keit, namentlich unnöthige Tiefe des Kastens, die weit weniger auf wirk- 
liche Bequemlichkeit der Fahrenden, als darauf berechnet scheint, dass ein 
solcher Wagen auf das Auge der Passanten nur ja den Eindruck größter 
Opulenz und Vornehmheit machen solle. Solche Wägen machen mir 
immer den Eindruck von ambulanten Badewannen, in welchen vier Per- 
sonen bis über die halbe Brust eingetaucht sitzen. Und ganz ähnliches 
ließe sich über die zahllosen Formen geschlossener Wägen sagen, würde 
aber hier allzuweit führen. Nur bezüglich einer Art von eigentlich ge- 
schlossenen, aber als ganz offene dienenden Wägen möchte ich noch einige
	        
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