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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 179)

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Bemerkungen machen, weil dieselbe, wenn gleich sehr langsam, doch auch 
bei uns niodern izu werden anfängt. Es sind dies die wStage-coachesß, 
nichts anderes als die schon halb vergessen gewesenen vierspännigen Reise- 
wagen, jedoch mit einer besonderen aus England stammenden Eigenthüm- 
lichkeit, nämlich der, dass diese Wägen auf dem Kutschbocke, hinter 
demselben, auf dem Dache, und ganz rückwärts, für acht bis zwölf Per- 
sonen, innen jedoch, imigeschlossenen Kasten, nur für vier Personen Sitz- 
plätze darbieten. Die Engländer erinnern sich nämlich trotz aller Vor- 
theile der Eisenbahnen noch immer mit Behagen an das ehemals übliche, 
heitere und vergnügliche Reisen auf der Outside einer Stage-coach, und 
haben die letzteren für Vergnügungsfahrten reicher größerer Familien oder 
Gesellschaften von Freunden, über Land, zu Wettrennen u. dergl. bei- 
behalten, wobei die (wenigstens im Sommer) unangenehmen Innenplätze 
lediglich der Dienerschaft zugewiesen werden. _So blieben die Stage- 
coaches bis heute en vogue, und der hochvornehme Londoner Four-in- 
hands-Club (Club der Vierspännigfahrenden) bedient sich ihrer fast aus- 
schließlich. Nichtsdestoweniger sind diese Wägen lediglich modern, keines- 
wegs aber sehr schön oder sehr zweckmäßig, wie eine Vergleichung der- 
selben mit den, ähnlichen Zwecken dienenden, weit leichteren und hüb- 
scheren französischen Char-ä-bancs unwiderleglich darthut; letztere sind 
bei uns freilich kaum mehr anderswo zu sehen, als in - Frohsdurf. 
Zur Anbringung plastischer Zierrath en und Ornamente 
bieten nicht blos der Kasten des Wagens, sondern auch des letzteren 
mannigfache Nebenbestandtheile und nicht rninder die Pferdegeschirre die 
vielfältigste Gelegenheit. Es gibt da so vielerlei leere Flächen, Leisten, 
Kanten, Vorsprünge, Nägel- und Schraubenköpfe, an den Sitzlehnen, Ge- 
ländern, Kolhüügeln, Laternen, Scheuledern, Riemen, Gurten und Ge- 
bissen der Geschirre, an den Sätteln und Steigbügeln, dass es einem nur 
einigermaßen dazu begabten Künstler nicht schwer fallen kann, phantasie- 
volle, stilgerechte und einheitliche plastische Verzierungen in Fülle anzu- 
bringen. Thatsächlich versucht man dies hie und da schon jetzt, allein 
die zumeist plattirten oder messingenen-Knäufe, Buckeln, Beschläge, 
Ringe, Kronen, Monogramme und Wappen, welche Verwendung-finden, 
erheben sich ebensowenig über das Niveau der handwerksmäßigen Scha- 
blone, als die Quasten, Schnüre, Fransen, Behänge, Schleifen u. s. w., 
welche ebenfalls vielfach angebracht werden. 
Die Sitzüberzüge, Fußteppiche und Decken zum Einhüllen 
der Beine, werden zwar oft von sehr theueren Stoßen, aber nur selten 
von wahrhaft schönen, hergestellt; noch seltener aber ist Harmonie 
zwischen diesen Gegenständen zu finden. Ob die Kissen des Wagens mit 
silbergrauem gemustertem Seidendamast, oder mit glattem blauen Tuche, 
oder mit braunem Leder überzogen seien, der Fußteppich zeigt meist 
grell bunte Dessins, am häufigsten grobe plumpe Blumen von undehnir- 
barer Species, aber dafür recht grell rother Farbe. Von Zusammenpassen
	        
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