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Faiencen entlehnt ist. Die Uebertragung von einem Materiale auf ein anderes,
welche beide in ihren künstlerischen Eigenschaften so verschiedenartig
sind - das eine z. B. opak, das andere durchsichtig -- und daher so
verschiedene Bedingungen stellen, diese Uebertragung war durchaus nicht
so leicht und einfach, sollte ein befriedigendes Resultat herauskommen.
Viele Versuche erst ergaben die richtige Weise, bei welcher statt des
weissen Glases ein gelbbraunes zur Grundlage für reiche, aber gedämpfte
Farbenndient. So ist die Wirkung. voll, glänzend, aber zugleich edel und
harmonisch. 4
Neben dieser so zu sagen persischen _Art sehen wir die ältere Art
von Lobmeyr's orientalischen Glasgefäßeh reich vermehrt. So ist es auch
mit den Krystallgefäßen, welche neue Formen "bringen, die an einfacher,
edler Schönheit fast Alles übertrelfen, was bisher in gleicher Weise ge-
schaffen worden. Es sind Krüge, Schalen und Trinkgefäße. Anderes wieder
ist nicht gerade von neuer Art, aber die Art ist originell in der Anwendung
oder zu einer solchen Vollkommenheit gebracht, dass, was wir sehen,
doch eben wieder Liobmeyr und nur Lobmeyr ist. Dahin gehört z. B.
das craquelirte "Glas. eine Spielerei, wenn man will, sicherlich kein eigent.
lichesiKunstmotiv, hier aber verbindet sich diese Spielerei mit irisirenden
Farben und zugleich mit so schönen Farben, dass man dieser wahr-
scheinlich vorübergehenden Novität ihre gefälligen Reize nicht absprechen
kann. Dahin gehören ferner die Kannen, Pocale, Humpen und kleineren
Trinkgefäße von warmgrünem Tone, Y deren technische Vollendung nur
Derjenige zu ermessen vermag, der sich ihre Herstellung und deren
Schwierigkeit vorstellen kann. Aber sie sind nicht bloß technisch vollendet,
ihre Formen sind zugleich so vollkommen und so naturgemäß, als ob sie
nicht erfunden, sondern nach dem Naturgesetze gewachsen seien. Es ist
wieder ein Triumph, den die österreichische Kunstindustrie in ihre Annalen
eintragen kann.
Neben Lobmeyr verschwindet freilich Kalus von Brixlegg in Tirol
mit seinen Gläsern von rauchtopasartiger Farbe. Sie sind zu dunkel, zum
Thcile auch zu schwer in den Formen. Dagegen bringt die reiche Aus-
Sißllung Wlrßikßlnwitsßwidder,Vvidlerhübsches, Detaily-sei es in der Form,
sei es in der Farbe. In letzterer Beziehung ist mit rothem und blauem
Glase vielleicht zu viel versucht, Anderes aber ist zierlich und anmuthig
'und von reinem Geschmackes. Manche Pocale und Humpen sind würdig,
des Trinkers Freude zu bilden, Manches zugleich- zeigt die schwierigste
Technik überwundenvund unter diesem steht ein großer Pocal von blauem
und grünem Glase und von edelster Form obenan.
Was heben Glas im Saale Vl- den Besucher der Ausstellung vor
Allem interessiren wird. das sind die Juwelierarbeiten, die in reicherer
Auswahl gekommen sindals je zuvor, und nicht bloß mit reichere: Aus-
wahl, auch mit neuen und sehr erfreulichen Gegenständen. Zeichnung und