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, Ganz besonders lehrreich sind dief Porträte der e nglisch en Maler
Jos uah R e y n o] d s , Thomas L a w r e n c e, wohl des geistvollsten Porträt-
' malers unseres Jahrhunderts, an dessen Werken sich Fr. Amerling heran-
gebildet hat, und Gainsborough; - die italienischen Kunstschulen,
welche in der Epoche, die hier vorgeführt ist, eine nicht unbedeutende
Rolle gespielt haben, sind" durch Battoni, Struldel, Solimena, Alto-
monte, Lampi u. a. m. vertreten;
Die deutsche Kunst oder richtiger die deutschen Kunstschulen in
der Zeit von 1680-1820 - und zu diesen gehört wohl auch die Wiener
Malerschule - sind durch eine Reihe von interessanten Bildern und
Künstlern vertreten. So nehmen die Porträte von Auerbach, Hausner, die
Werke Seybold's, Trogefs u. a. m. eine achtbare Stellung ein; keiner
der Maler dieser Zeit aber ist bedeutender als Kupetzky, der wohl eine
specielle Würdigung verdiente. Die Wiener Porträtmaler des ig. Jahr-
hunderts, Kralft, der Romantiker Schäfler, Daflinger, Kriehuber, Friedr.
Amerling bilden den natürlichen Uebergang zur Gegenwart. Jetzt kommt
wieder das Porträt zu Ehren, theils durch die im Staatsauftrage aus-
geführten Porträts, theils durch hervorragende lebende Meister im Por-
trätfach, deren bedeutendster Heinrich v. Angeli ist.
Wir bedauern, nicht eingehender einzelne Werke behandeln zu
können, doch wollen wir nicht unterlassen, auf die lehrreichen Selbst-
porträte von Künstlern, auf die zahlreichen Porträte von Dilettanten, auf
die Miniaturbilder und auf die Porträte, die von Bildhauern ausgeführt
wurden, aufmerksam zu machen. Erwähnen wir die Arbeitenyon Strudel
als charakteristisch für die Extravaganzen der Barocltzeit, so verdienen
die Arbeiten von M. Donner, Fischer, Zauner und Chaudet besonders
hervorgehoben zu werden.
Dass das Porträt in der Kunst eine ganz bedeutsame Rolle spielt,
wird Niemandem entgehen, der die ethischen Grundlagen der Kunst, den
Zusammenhang der Kunst mit der Gesellschaft und ihren Bedürfnissen
untersucht. Wo das Familienleben gedeiht, da entwickelt sich von selbst
die Kunst des Porträts; alle Völker, welche das Familienleben hoch-
schätzen, wie die Römer, Deutschen, Engländer, haben auch die Kunst
der Porträtdarstellung ausgebildet. In herrschenden Familien des Adels und
des bürgerlichen Patriciates und in allen Ständen, in welchen die Continuitlit
des persönlichen Regiments eine Rolle spielt, dort überall hat sich das
Porträt eingebürgert; wo diese ächt conservativen Factoren der Gesell-
schaft ins Wanken lgerathen, da schwächt sich auch das Interesse für die
Porträtkunst. Daher die Erscheinung, dass heutigen Tages Menschen, die
Tausende von Gulden für Luxus-Mobilien und Pferde ausgeben, zu
sparen anfangen, wenn es sich darum handelt, Porträtdarstellungen für die
Häupter und Mitglieder ihrer Familie zu veranlassen. Doch lassen wir diese
Bemerkungen und schließen wir mit der Betonung der Thatsache, dass
das Porträtfach eines der wichtigsten Zweige der Kunst war und ist, und