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dies unsere gewöhnlichen Thone, wie sie zuerst gekannt waren und deren
Verwendung wir bis zur Maiolika verfolgt haben.
Nun gehen wir in unserer geschichtlichen Entwicklung weiter.
lch erwähnte, dass durch Katharina von Medici die Maiolika nach
h Frankreich verplianzt wurde und dort den Namen Fayence erhielt. 1570
wurde von Herzog Louis Gonzaga zu Nevers eine Fabrik errichtet, die in
der Folge Erzeugnisse lieferte, ganz heranreichend an die italienische
Majolika. Andere Fabriken entstanden darauf zu Avignon, St. Cloud,
Beauvais, Rouen, die es zu einer ziemlichen Berühmtheit brachten. Die
Fabricate von Rauen zeichnen sich namentlich durch solche Farbenfrische
und Originalität aus, dass sie bis heute beliebte Motive für Fayence-
decoration abgeben.
Nach Deutschland gelangte die Majolika durch den Nürnberger
Hirschvogel, der 1510 nach Urbino kam, dort die Kunst erlernte und
bei der Heimkehr in seiner Vaterstadt eine Fabrik errichtete. Seine
Arbeiten galten meist der Ofenindustrie; neben den alten deutschen, braunen
und schwarzen Kachelöfen entstanden nun buntfärbig glasirte, freilich in
sehr mangelhafter Ausführung.
Europäischen Ruf erlangten mit Ende des 16. Jahrhunderts die zinn-
emaillirten Fayencen von Delft in Holland. Delft war früh seiner Töpferei
wegen berühmt, namentlich lieferte es färbig glasirte Flurplatten, die sich
großer Beliebtheit erfreuten. Später verlegte man sich vorzugsweise auf
die weiße Maiolika-Fayence, die zur Imitation des orientalischen Porzellans
dienen musste. Die Delfter Erzeugnisse des 17. Jahrhunderts sind vor-
züglich gelungen in dem bläulichen Weiß ihres spiegelglatten, harten
Emails, so dass man sie auf den ersten Blick factisch schwer von alt-
japanischemPorzellan unterscheidet. Mit der Wiedererfindung des Porzellans
in Europa verfiel auch diese Industrie und wurde dann selbst in Holland
durch englische Wedgewood-Fabricate verdrängt.
Einer Erscheinung ist noch volle Aufmerksamkeit zu schenken, bevor
wir die Emailfayence in der Geschichte verlassen. Wie ein Meteor urplötzlich
vaufleuchtend, ohne genetischen Zusammenhang mit den anderen Er-
scheinungen seiner Zeit, Alles mit seinem Glanze blendend, um dann
ebenso schnell wirkungslos, wenigstens unmittelbar wirkungslos wieder zu
verlöschen - so erscheint Bernard Palissy in unserer Kunst - einer
jener Männer, wie sie in der Geschichte in allen Sphären vereinzelt auf-
treten, urn ein lebendes Beispiel abzugeben, was Willenskraft vermag.
Brongniart, der berühmte Leiter der Porzellanmanufactur zu Sevres,
nennt Palissy geradezu einen Heros der keramischen Kunst. Er schreibt
in seinem gediegenen Werke über Keramik: wTrotz aller Mängel und
Schwächen, die Palissyk Charakter sonst anhaften, glaube ich, dass der-
selbe durch seine unermüdliche Arbeit, seinen moralischen Muth, der ihn
an seiner Religion festhalten, Verfolgung erdulden, ja dem Tode entgegen
gehen liess, der ihn an seine Versuche fesselte, wenn dieselben auch das