Abgesehen vom Farbenreichthum ist von der Palissy-Fayence, was
die Technik betrifft, kein allzu großer Schritt zur heutigen sogenannten
E nglischeni Majo lika, richtiger Emailfayence, den buntfärbig emaillirten
Fayencen, wie sie namentlich das colossale Etablissement von Minton
in Stoke upon Trent in Massen in die Welt speit. Oft in den größten
Dimensionen ausgeführt, zeigen diese Fayencen in ihrem bunten Email-
kleide einen Reichthum an Farben, wie ihn eben nur die Neuzeit zu
schaffen weiß. Die Emaile sind meist halbopak, also nicht übermäßig
zinnhältig, dabei ausserordentlich hart, glänzend, diese Eigenschaften dem
Gehalte an Borsäure, dem Charakteristiken der modernen Fayence
verdankend.
DieZinnemail-Fayencen abschließend, möchte ich hier ein modern
französisches Product anreihen, das nun allgemein Eingang ündet.
Es ist das sogenannte Päte-Ernail. Die Anwendung der dicken, opaken
Zinnemaile zur Ausführung von Fayencedecorationen nach Art des Email
cloisonne der Orientalen.
Zuerst von Parville und Collinut auf die moderne Fayence über-
tragen, hat diese Specialität bald große Beliebtheit erlangt.
Die Zeichnung wird mosaikartig angelegt, doch hat man hier, weil
mit dem Pinsel zu arbeiten, weit größeren Spielraum. Die Farbfelder
sind getrennt durch schwarze Contouren, mit einer im Feuer matt bleibenden
Farbe ausgeflihrth Die in die Felder gelegten Emaile werden durch die
Contour gehindert im Brande in einander zu fließen, thun dies, wenn
sie stark zinnhältig, also zähe präparirt sind, auch in ziemlich dicker
Lage nicht, so dass damit Decorationen von großer Nettigkeit erzielt
werden. Weil in schwächerem Feuer aufzubrennen, kann dieser Decor
leicht auf großen Objecten, namentlich Platten ausgeführt werden.
In Frankreich erfreuen sich die Collinofschen Päte-Emailplatten
allgemeiner Verwendung und gewiss muss auch Jedermann Gefallen finden
an diesen schönen Wandverkleidungen, Pilasterflillungen u. s. w., wie sie
in den Pariser ölfentlichen Localen, Restaurationen, Cafefs so vielfach zu
sehen sind,
Nun sind wir aber in der genetischen Entwickelung der Keramik
von der Maiolika durch die Emailfayence tief in die Gegenwart gerathen.
Mit der Majolika haben wir eigentlich zwei Stufen der Entwickelung
der Töpferei genommen. Die Anwendung des Blei's, resp. Bleioxydes
zur Glasur und dann die Verwendung des Zinnoxydes, um die Glasur
weiß, undurchsichtig, zum Email zu machen.
Das Blei ist die Basis für die große Mehrzahl unserer Glasuren.
Wann es zum ersten Male in Verwendung gekommen, lässt sich nicht
genau constatiren. Sicher ist, dass in ltalien die Erzeugung durchsichtiger
Glasuren damit erst im eilften Jahrhundert bekannt war.
Fbrtselqung auf der Beilage.