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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 188)

Verbindung mit unserer Staatsgewerbeschule steht, nachdem ferner schon in den vorigen 
Ferien I5 Volks- und Bürgerschullehrer jenes Schulbezirkes an dieser Centralanstalt be- 
fähigt wurden, in der Volksschule einzelne Facher im Sinne des vorherrschenden Gewerbes 
zu betreiben und Fortbildungscutse zu leiten, welche andererseits wieder der Fachschule 
vorzuarbeiten haben, so ware mit der Ereifuung der letzteren in der That ein neues 
Princip geboren, denn solch" enge Wechselbeziehungen zwischen Volks- und Burgerschulen 
mit Fortbildungscursen und Fachanstalten, und dieser Aller mit einer gewerblichen Central- 
anstalt in Reichcnberg, welche vom Unterrichtsministerium ressortirend, wieder mit dem 
Oesterr. Museum für Kunst und Industrie, dann mit dem technologischen Museum Wiens 
in Connex steht, können wir noch in keinem einzigen Lande linden, und wir würden von 
wahrer Genugthuung durchdrungen, wenn im Großen ähnlich so fortgefahren werden 
mochte, wie man hier en miniature begann. 
In folgenden Orten des Gablonzer Schulbezirkes wurden Fortbildungscurse er- 
richtet: t. In Wiesenthal; z. in Morchenstern; 3. für Georgenthal, Obertannwald 
und Albrechtsdorf in Georgenthal; 4. für Tiefenbach, Polaun, Dessendori in Tiefen- 
bach; 5. für Josefsthal, Maxdorf, Antoniewald in Josefsthal; 6. in Kukan. 
In den Orten sub I, 2, 3 und 4 wird vorzüglich Glasmalerei, dann die Bijouterie- 
fabrication, sub 5 vorzüglich die Glasschleiferei getrieben, in Kukan endlich die Gürtlerei 
gehandhabt. Diese Curse, welche am I. April erotfnet wurden, haben nun die Aufgabe, 
der Gablonzer Fachschule vorzuarbeiten, welche jedoch selbst schon eine glänzende Fre- 
quentation aufweist. Im Wintersemester zahlte man nämlich im Ganzen 173, im Sommer- 
semester 13x Besucher, worunter sich 24 Tagesschüler betinden. Diese letztgenannte An- 
stalt hat über Staatsstipendien im Betrage von jährlichen 500 0., über solche der Reichen- 
berger Handelskammer im jährlichen Betrage von zoo (i. und außerdem über eine Summe 
von 1600 6., welche Industrielle des dortigen Bezirkes in hochherziger Weise gespendet, 
zu disponiren, um eben auswartigen Schülern den Eintritt zu ermöglichen. 
Was die Iißrtbildungscurse anlangt, so genehmigte das Unterrichtsministerinn: für 
das heurige Jahr iooo H. Jede der Gemeinden hat in wahrhaft schulfreundlicher Muni- 
iicenz das Locale, die Beheizung, Beleuchtung, die Schuleinrichtung beigestellt, und außer- 
dem je Ioo tl. für die erste Anschaffung der Lehrmittel genehmigt. Man ersieht aus 
diesen Angaben, dass eine so vorzüglich eingeleitete Sache auch allgemein anerkannt 
werde, und wir können alle diese opferwilligen Gemeinden nur beglückwünschen, dass sie 
es unternehmen, für etwas Gutes so trefflich einzustehen. 
Wie wir ferner hören, ist der weitere Ausbau der gewerblichen Fortbildungsfrage 
im Bereiche unseres Handelskammerbezirkes gesichert, denn in diesen Ferien werden 
neuerlich 25 Lehrkräfte anderer Schulbezirke zu ihrer entsprechenden Ausbildung an 
unsere Staatsgewerbeschule dirigirt werden. 
Nun aber wäre wahrhaft zu wünschen, dass endlich im Großen ganz in derselben 
Weise zu organisiren begonnen wurde. Wahrend man anderwarts eine einheitliche Leitung 
der gewerblichen Schule hat, während dort im wohlverstandenen Interesse nationaler 
Arbeit hunderte von Millionen schon die Wege geebnet haben, welche auf sichtbare und 
unsichtbare Weise die Production veredelten, und sie nach allen Richtungen hin den 
Weltmarkt erobern ließen, werden bei uns noch immer die Taschen zugehalten, wenn 
es sich urn wahrhaft fruchtbringende Auslagen handelt, ja, man ging noch nicht 
einmal so weit, um endlich die in hohem Grade schädliche Zweithei- 
lung der gewerblichen Bildungsfrage zu besei igen. Dieser letztere Punkt 
muss otfenbar für jeden Weitsichtigen vorerst als der wichtigste erscheinen, denn Dispo- 
sitionen, die nur aus einem Guss hervorgehend das wahrhaft Ganze zu bilden vermögen, 
sind früher gar nicht thunlich, und es wurde nur weiter experimentiren, keineswegs aber 
schaifen heißen, wollte man nicht in erster Linie an die Beseitigung oder Abräumung 
jener Schwierigkeiten gChCKIJ 
 
Litoraturhericht. 
Wiener Monumental-Bauten. Wien, Lehmann 8L Wentzcl, 1880. Fol. 
Wir können uns mit Stolz den Worten des für obiges Werk zugegebenen Pro- 
ispeetes anschließen, dass wohl seit Jahrhunderten keinejtadl der Welt eine solche Reihe 
öffentlicher Prachtbauren gleichzeitig entstehen sah, wie unsere Kaiserstadt seit der Auf- 
lassung der Festungswille. Architekten wie Ferstel, Fbrster, Hausen, Hasenauer, Van der 
Nüll, Schmidt, Semper, Siccardsburg. Wielemans u. a. haben Wien zu einer Hochschule 
für Architektur gemacht. Wenn schon die palasturtigen Neubauten der Privaten die ge- 
rechte Anerkennung des Auslandes fanden, unbeschadet einzelner Mängel in Aufbau und 
Gliederung der Innenräume, Mangel, die zum großen Theile in lomlen Verhältnissen ihre
	        
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