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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 188)

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unter welchen die in Crefeld mit ihrer reichen Ausstattung und ihrer 
großen Schülerzahl an Bedeutung und praktischem Nutzen alle österrei- 
chischen Webeschulen zusammengenommen übertrifft. 
vln Crefeld - heißt es in unserer Denkschrift - bestand seit Jahren 
eine höhere Webeschule, deren Leistungen und Ausrüstung völlig un- 
genügend waren. Die dortigen Industriellen und die Stadtvertretung er- 
kannten, dass die Verbesserung der Anstalt ein dringendes Bedürfniss für 
die Crefelder Sammet- und Seidenindustrie sei, um diese in den Stand zu 
setzen, dem Wechsel der Mode und des Geschmacks zu folgen und sich 
die Fortschritte der concurrirenden Nachbarstaaten auf dem Gebiete der 
Technik anzueignen. Die Staatsregierung hat um so mehr geglaubt die 
an sie gelangenden Anträge berücksichtigen zu müssen, als der heimischen 
Seiden- und Sammetindustrie durch Erhöhung des Zolles auf baumwollene 
Garne der Bezug von Materialien erschwert worden ist. Die Anstalt ist 
daher im Laufe der letzten beiden Jahre mit Webestühlen und Hilfs- 
maschinen neuester Construction, soweit der Platz in den gemietheten 
Räumlichkeiten reichte, versehen, und eine große Sammlung von älteren 
Stoffen und Stickereien für die Summe von 30.000 Mk. angekauft worden. 
Es ist gelungen neue tüchtige Lehrkräfte für diese Anstalt zu gewinnen. 
Da die Locale, in welchen dieselbe jetzt untergebracht ist, nur bis zum 
Herbste nächsten Jahres verfügbar sind, auch nicht ausreichen um alle 
unentbehrlichen Apparate und die sich meldenden Schüler aufzunehmen, 
so wird beim Beginn des Frühjahrs ein geräumiges Scbulgebäude in An- 
griff genommen werden, für welches die Stadt den Grund und Boden und 
zu den auf 450.000 Mark veranschlagten Kosten des Baues 150.000 Mark 
hergeben wird. Die neue Anstalt wird 150 Schüler aufnehmen können, 
mit einer Färberei, Modelltischlerei und Schlosserei ausgestattet und nicht 
blos für Seiden-, Satnrnet- und gemischte Weberei, sondern auch für alle 
Zweige der Leinen- und Baumwollenindustrie eingerichtet sein. Wir dürfen 
helfen, dass die großen einmaligen und .dauernden Opfer, welche der 
Staat und die Stadt Crefeld für die Reorganisation der Anstalt und für 
ihre künftige Unterhaltung, die einen Zuschuss von ca. 33.000 Mark jähr- 
lich erfordern wird, zu bringen bereit sind, bei weitem werden aufgewogen 
werden durch den von ihr gestifteten moralischen, intellectuellen und 
industriellen Nutzen. Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass in Crefeld 
aus Anlass der goldenen Hochzeit ihrer Majestäten ca. 40.000 Mark gesam- 
melt worden sind, deren Zinsen zu Stipendien für Webeschüler bestimmt 
sindm - Neben dieser Hauptlehranstalt für die Weberbranche sind noch 
die Schulen in Mühlheim, Einbeck und Spremberg vorhanden, während 
die Regierung nicht geneigt scheint die sehr schwach besuchte Webe- 
schule in Grünberg zu erhalten, da die Stadt sich weigert ihren Beitrag 
dem wachsenden Bedürfniss entsprechend zu erhöhen. Dagegen existirt 
der Plan für die Anlage einer größeren Webeschule in Cottbus.
	        
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