.2
eine Schwester des Kruges, die i-Krukeu, irdene Flasche, entsprechend dem
österreichischen nPlutzern, während der Holländer ebenso das Trink-
geschirr wie auch eine Urne wKruiku nennt, also unser Aschenkrug. Auch
in der Sprache der Sammler ist das Gebiet ein weiteres, rechnet man die
einst so beliebten Thonflaschen mit zinnernem Schraubendeckel, kleine
und große Thonfässer, Kannen, gehenkelte Vasen u. a. m. zu den Krügen.
Hienach wird es wohl Entschuldigung finden, wenn in dieser Ausstellung
manches Gefäss als wkrugartigu anerkannt worden ist, dessen Anspruch
darauf nicht sofort einleuchten mag.
Das Materiale anbelangend, wurden nur die Edelmetalle und einige
andere Stoffe ausgeschlossen, welche vorzugsweise zu Prachtgefäßen dienen.
Wenn der Goldschmied, der Krystallschleifer, der Elfenbein-Plastiker u. s. w.
gelegentlich auch die Form des Kruges sich aneignen, so soll doch ihr
Werk nicht dessen Zweck erfüllen. Es soll kein nGebrauchsgegenstand-l
sein, und eben das sind die Gefäße von Thon, Glas, Zinn, Holz, oder
wenigstens sind sie das einst gewesen, wenn auch gegenwärtig die Lieb-
baberpreise älterer Arbeiten - ganz abgesehen von ihrem Kunstwerthe -
es zur Barbarei sternpeln würden, eine Siegburger Schnelle, einen Kreussener
Apostelkrug oder einen wi-lirschvogelu in Gebrauch zu nehmen und damit
das kostbare Stück all' den Fährlichkeiten preiszugeben, welchen unser
Tafelgeschirr ausgesetzt ist. Dafür werden im Nassauischen, im Schwarz-
walde, in Böhmen, Mähren und Ungarn fortwährend neue Krüge fabricirt
und die Massenhaftigkeit dieser Production zeigt, dass ein großer Bedarf
vorhanden ist. Die österreichischen Eisenbahn-Directionen, welche -- im
Gegensatze zu den deutschen - glaubten, dieser Ausstellung die sonst
üblichen Frachtbegünstigungen verweigern zu müssen, weil es bei der-
selben sich um Objecte der Liebhaberei handle, waren daher in einem
doppelten Irrthum. Der Industriezweig ist heutzutage wieder ein großer
und volkswirthschaftlich hochwichtiger, nicht nur in den englischen Pot-
teries und dem rheinischen Kannenbäckerlande, sondern auch im nord-
westlichen Böhmen, in der Znaimer und anderen Gegenden mehr, und
die alten Arbeiten bilden nicht nur die Freude des Liebhabers, sondern
sind zugleich die durch nichts zu ersetzenden Vorbilder des modernen
Fabrikanten.
Dieses in der That höchst unerwartete Urtheil über das ganze Unter-
nehmen der Krugausstellung bestimmt uns denn auch, bei der Betrach-
tung derselben nicht den geschichtlichen Entwicklungsgang zu verfolgen,
sondern vielmehr mit der Gegenwart zu beginnen, wobei im Auge be-
halten werden muss, dass die Betheiligung der Industrie keineswegs all-
gemein gewesen ist, mithin die Ausstellung auch nicht entfernt ein voll-
ständiges Bild der heutigen Production gewähren kann.
Da wird uns zunächst das - fast könnte man sagen, Verschwinden
eines ganzen, einst blühenden Kunstgewerbes in Erinnerung gebracht,
der Zinngießerei. Wohl gibt es noch überall Zinngießer, allein sie liefern