virt, dass der weiße Grund wieder zum Vorschein gekommen ist und dann
wieder mit anderen Farben bedeckt werden konnte. Es entsteht also eine
Art Mosaik, welche den Vortheil hat, dass der Decor nicht erhaben auf
dem farbigen Grunde liegt, der letztere nicht durch dicken Auftrag der
lichteren Farben gedeckt zu werden braucht, auch durchscheinende Farben
verwendet werden können. Ferner sind einige Stücke mit vielfarbiger
Malerei unter der bleifreien Glasur ausgestellt, welche das höchste Inter-
esse der Techniker erregen und auch das Publicum insofern interessiren
werden, als dies ja aus Erfahrung weiß, dass die Malerei über der Glasur
an Gebrauchsgegenständen keine lange Dauer hat.
Von der bekannten Terracottenfabrik Ipsens Enkel (d. i. lpsens" Witwe)
in Kopenhagen linden wir Erzeugnisse in großer Zahl und jedes Umfangs,
von der mächtigen Prachtvase zu 500 fl. bis zu winzigen, nippesartigen
Geschirren. Die Art brauchen wir nicht zu schildern; die ganze Fabrica-
tion beruht auf der Imitation antiker Terracotten. Aber auch hier haben
wir eine erfreuliche Neuerung zu constatiren. Bevorzugte man ehemals die
antikisirenden Compositionen Thorwaldsen's, Flaxman's u. A., gerieth man
später auf den Irrweg, Gefäße von griechischer Form und mit einem
schwarzen Firniss nach (äußerlich) griechischer Art überzogen, mit natura-
listischen bunten Blumen zu bemalen, so sind jetzt vielfach die antiken
Gefäße wirklich copirt worden, wobei namentlich Lau's Publication aus
der Münchener Vasensammlung gute Dienste geleistet zu haben scheint.
Das hat nicht allein den Vortheil, vor Missgriffen und Stilvermischungen
zu bewahren, sondern die treuen Nachbildungen von berühmten Gefäßen,
die doch nur einmal vorhanden sind (wie z. B. die korinthische Bndwell-
Vase in München) werden auch von Sammlungen und Liebhabern gern
erworben werden. _
Die Herkunft der von Händlern ausgestellten Fayencen lässt sich
nicht immer nachweisen. Wir bemerken Fabricate von Villeroy 8c Boch
in Mettlach, der altberühmten Firma, welche ihrem etwas kühlen Genre
neuerdings mit gutem Erfolge farbiges Leben gibt; von Keller-Leuzinger
in Heimberg in der Schweiz, Glatz in Villingen im Schwarzwalde und Bich-
weiler in Hamburg, in welchen sich drei selbständige Richtungen der von
Keller-Leuzinger vor fünf bis sechs Jahren aufgebrachten Methode kräftig-
farbiger Decoration vorstellen; von Quaas in Aussig, welcher einen ähn-
lichen Weg einschlägt; von der Fachschule und den Fabrikanten Steidl
und Sitko in Znaim, wo man gegenwärtig die blaue Decoration in Delfter
Art gänzlich aufzugeben und vorwiegend die farbigen Glasuren mit und
ohne Gravirung zu cultiviren scheint - der Versuch, die eingeschnittene
Zeichnung nachträglich zu coloriren, kann vorderhand nicht als geglückt
angesehen werden, weil eine hüssige Farbe angewendet wurde, welche
bald den ihr zugedachten Raum nicht ausfüllt, bald über die Contouren
hinaustritt; doch ist das Genre überhaupt gewiss der Pflege werth; von
Gebrüder Schütz in Wien, Gerbing ä Stefan in Bodenbach, Eichler in Dux,