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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 190)

aus dem Pllanzenreiche verwendet man z. B. Holz, Papier, Leinwand, 
Harz, Oel, und aus dem Thierreiche: Leim, Haare, Borsten, Eidotter u. s. w. 
An allen Stoffen sehen wir, dass sie fortwährenden Veränderungen 
ausgesetzt sind. Am deutlichsten bemerken wir dies an den vielen Gegen- 
ständen, die uns täglich umgeben; sie verändern ihren Zustand, sie nützen 
sich ab, sie zerfallen. Alles muss nach einiger Zeit reparirt werden, wenn 
es nicht bald unbrauchbar werden soll, und schließlich hilft die Reparatur 
auch nichts mehr, dem Zahn der Zeit widersteht für die Dauer Nichts. 
So wissen wir, dass mancher Prachtbau des Alterthums, der als Denkmal 
der Kunsthöhe jener Zeit hervorgegangen ist aus der vereinigten Mit- 
wirkung der verschiedenen Zweige der bildenden Kunst, aufgehört hat zu 
existiren. Eigenthümliche Vorgänge, welche sich in der Natur ununter- 
brochen vollziehen, bedingen auch die fortwährende Veränderung unserer 
Erde, sowol im Innern als auch an ihrer Oberfläche, mit Allem, was 
sich auf ihr befindet. 
Die hohe Bedeutung dieser Veränderungen hat das lnteresse des 
Menschen frühzeitig schon ernstlich beschäftigt, man suchte nach der Ur- 
sache und war bestrebt zu erforschen, warum und in welcher Weise der 
Stoff sich verändert. Der Umstand, dass wir, wenn auch in kleinem Maß- 
stabe, solche Veränderungen hervorrufen können, wie sievsich im Großen 
in der Natur ununterbrochen wiederholen. gestattete allmälig Einsicht 
in diese Vorgänge zu gewinnen und wir wissen, dass diese Veränderungen 
des Stoffes durch die Kraft bewirkt werden, deren hauptsächliche Formen, 
die mechanische Kraft, die Wärme, die Elektricität, das Licht und die 
chemische Anziehungskraft sind. Eine genaue Beobachtung dieser Ver- 
änderungen zeigt uns, dass die Körper entweder ihren Zustand verändern, 
oder, dass sie eine stotfliche Veränderung erleiden. Betrachten wir dies- 
bezüglich z. B. die den äußeren Einflüssen ausgesetzten Bestandtheile der 
Bauwerke. Sie sind meistens aus Stein, Metall, Glas oder Holz und wir 
sehen, dass diese, schon durch den fortwährenden Wechsel der Temperatur 
Zustandsänderungen ausgesetzt sind; sie dehnen sich bald aus, bald ziehen 
sie sich zusammen. Stoliliche Veränderungen bewirkt [unter anderem das 
auf sie niederfallende Regenwasser. Es löst allmälig gewisse Bestandtheile 
des Steinrnaterials und des Glases auf, die OberHäche derselben wird rauh, 
das Glas wird trübe und undurchsichtig. Tritt ein Frost ein, so gefriert 
das Wasser in den Poren der feuchten Stoffe, wodurch Risse entstehen, 
indem das sich bildende Eis mit einem Drucke von über tausend Atmo- 
sphären sich ausdehnt. Das Zerbröckeln solcher Materialien ist eine Zustands- 
änderung des StoHes. Metall und Holz sind meistens mit einem Oelfirnisse 
überzogen. Dieser verliert durch das ofte Nass- und Trockenwerden seinen 
Zusammenhang, er springt ab, er zerfällt zu Staub; auch hier tritt eine 
Zustandsänderung auf. Das bloßgelegte Metall geht allmälig namentlich 
mit dem Sauerstoff und der Kohlensäure der Luft Verbindungen ein, 
während das Holz langsam der Verwesung entgegengeht, wodurch in
	        
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