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Feingehalt, Zeichnung, Schau u. s. w. beschränkt, sondern zieht häufig die Verhältnisse
von Paris, Hamburg, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg, Wien und anderen Städten zum
Vergleiche heran. Die einzelnen Capitel scheiden sich in zwei Abschnitte: i. Die rechtlich-
politische Gestaltung. z. Die gewerblich-wissenschaftliche Bedeutung. Der Anhang bringt
ein Namensverzeichniss der Straßburger Goldschmiedemeister vom i3. bis i8. Jahrhundert.
Auf die künstlerische Seite der Goldschmiedearbeiten einzugehen, lag außerhalb der Auf-
gabe, die sich der Verfasser gestellt hatte. Wir dürfen ihm trotz dieser Beschränkung unsere
Anerkennung nicht versagen, wünschen aber, dass sich bald Jemand finde, der jene sechs
Platten des Strallburger Stadtarchivs, enthaltend die Stempelzeichen der Straßburger
Goldschmiedemeister von der Mitte des XVl. bis Mitte des XVlll. Jahrhunderts, repro-
duqiren möchte.
Eingelegte Holzornamente der Renaissance in Schlesien (i 55o-i65o), auf-
genommen von W. Rhenius, Architekt in Breslau. Berlin, E. Was-
muth, i88 i. Fol.
Die Verlagshandlung E. Wasmuth in Berlin darf sich rühmen. in dem letzten
Lustrum alle Concurrenten in Deutschland auf dem Gebiete der Publicationen für Kunst-
gewerbe überboten zu haben. Es gilt dies großentheils von der Ausstattung der veroffent-
lichten Werke, jedenfalls aber von der Zahl- und Verwendbarkeit derselben. Auf Lessing's
Teppichmuster, Luthmer's Goldschmuck der Renaissance folgten Meurers Maiolika-Fliesen,
sammtlich polychrom, dann phototypische Aufnahmen von Bauornamenten in Berlin und
Wien. Nun begrüßen wir wiederum das obengenannte Werk mit besondermß Vergnügen,
weil uns dasselbe ganz unvermuthet aus sonst wenig bekanntem Gebiete, von deutschem
Boden, Beweise von herrlichen Leistungen im Flachornamcnt derlntarsia Jiefert. zumeist
in echt deutscher Weise, manchmal sich aber auch den besten italienischen Mustern
würdig anreihend. ln dieser Art sind die durchwegs klar: und in genügender Große
auf lithographischem Wege reproducirten Aufnahmen als Vorlagen für Schulen wohl
zu empfehlen. Die Originale befinden sich in den zwei Kirchen der Maria Magdalena und
der S. Elisabeth in Breslau; bei Zeichenvorlagen ist das Weitere vielleicht minder wichtig,
aber wir müssen es doch als den einzigen Mangel der neuen Publication bezeichnen, dass
mit Ausnahme jener Ortsangabe jedweder erklarender Text fehlt. Man entnimmt aus den
Tafeln allein noch nicht, ob wir hier Zier von Chorgestühl, Kasten oder sonst Kirchen-
mobel vor Augen haben, und vielleicht hatte sich sogar auch der Meister der lntarsien
auffinden lassen.
Als die nächsten interessanten Publicationen dieser rührigen Firma sind uns photo-
graphische Aufnahmen von ornamentalen Sculpturen der italienischen Renaissance und
ferner von Holzschnitzereien des XV. und XVI. Jahrhunderts im Kunstgewerbemuseum zu
Berlin in Aussicht gestellt.
Ilg, Albert: Zeitstimmen über Kunst und Künstler der Vergangenheit.
Wien, Braumiiller, 188i. 7i S. 8.
Das Büchlein nennt sich eine Studie und im Vorwort bezeichnet der Verfasser
selbst die Grenzen, welche er seiner Arbeit gesteckt hat. Zunächst hat er die großen
Arbeiten des Lionardo, Vasari, Cellini, Lomazzo, Borghini, Baldinucci, Sandrart, Van
Mander u. A. absichtlich bei Seite gelassen. Daraus ist ihm gewiss kein Vorwurf zu
machen, denn diese Werke sind größteutheils bekannt oder doch leicht zugänglich. Gerade
darin liegt ein besonderer Werth der vorliegenden Arbeit, und ein neuer Beweis von der
umfassenden Belesenheit des Autors, dass er eine Reihe von Citaten aus oft sehr wenig
bekannten Dichtwerken und Tractaten des Mittelalters und der Renaissance bei ver-
schiedenen Culturvölkern bringt. Seine Absicht geht dahin, in drei Abschnitten zu zeigen,
_wie iii den vergangenen Jahrhunderten von den Zeitgenossen selbst i. über den Ursprung
der Kunst, 2. den Künstlerruhm, 3. die ethisch-sociale Stellung des Künstlers geurtheilt
wurde. Wir sind überzeugt, dass mancher Leser erst durch das vom Verfasser mitgetheilte
Citat auf ein und den anderen alten Autor wird aufmerksam werden. Die Anreihung der
Einzelheiten ist lose, aber geistreich und das Ganze eine ebenso anregende als belehrende
Lecture.
.
- Das Verzeichniss der im Oesterr. Museum angefertigten Gypsabgüsse ist, ver-
vollständig! und systematisch geordnet, erschienen und zum Preise von so kr. zu haben.
Dasselbe umfasst 806 Nummern, welche sich in vier Hauptgruppen ordnen: Figurales im
Runden, figürliche Reliefs," Bautheile und ornamcntale Reliefs, Gerathe und Gefaße. Eine
Aenderung bildet das Verzeichniss der in Serie lll-V der Lehrmittel für den Unterricht
im Freihandzeichnen (Min.-Verordn. vorn 10. December 1879) aufgenommenen Gypsabgüsse
des Museums.