MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 190)

diskreten und taktvollen Verwendung edler Materialien gesucht, sondern indiskret im 
äusseren nebensächlichen Ausputz. Das Dekorative wird ins Theatralische fatal über- 
trieben; die Wände werden wie 
Kulissen behandelt; in einem Musik- 
zimmer (von Schaudt) voll düster- 
dumpfen Gruftpompes sind sie mine- 
ralisch getönt und ein Maskenfries 
zieht sich darüber wie eine Kette 
gespenstischer Gesichte. In einem 
Esszimmer mit übertrieben und 
absichtlich biedermeierlich stilisier- 
ten gelben Möbeln hat man die 
Wände gesprenkelt, und wieder triHt 
man hier den Maskenfries, nur dass 
die geduldigen Larven diesmal ge- 
malte Kerzen, gleich Geweihen, auf 
den Köpfen tragen. Gemalte Kerzen 
- ist das der Erfolg der Ehrlichkeits- 
bestrebungen in der Ausstattung! 
Der Weg zu den künstlich gemalten 
Fenstern, zur Panoramentechnik, zu 
den falschen Perspektiven, die Aus- 
blicke auf Gartenlandschaften und 
Weinlauben vortäuschen, ist von 
solchem Bauen Scheinwesen nicht 
weit entfernt. 
Oft wird man an die Mittel 
der Ausstattungsstücke erinnert. 
Ein Ausstattungsmittel von sehr 
schlechtem Geschmack ists, wenn 
in dem KimbePschen Schlafzimmer 
den Betten als Rückdekoration ein 
Applikationsvorhang gegeben wird, 
der im Genre der Maskengarderobe 
sich mit Wolken und Sternen von 
Goldflittern als Königin der Nacht 
kostümien. Eine dekorative Banalität ist das. Deplaciert scheint auch das schwülstige 
Pathos in einem sonst ziemlich bürgerlichen Schlafzimmer, in dem die Kopfwand des 
Doppelbettes als Rahmen für ein grosses allegorisches Bild dienen muss. 
Man findet überhaupt viel verkehrt angewendete Schmuckmotive. Ein Esszimmer 
will die hübsche, in der Wedgwood-Periode beliebte Sitte, keramische Intarsien in das 
Holz der Möbel einzulegen, wieder erneuern. Doch der Reiz der alten Mahagonistücke 
mit den mattblauen Medaillons kommt nicht heraus. Die Kacheln in dem hellen Holz sind 
zu schwerfallig, ihre Farben und die Zeichnung wirken etwas stumpf. Sie belasten mehr, 
als dass sie schmücken. 
Auch ein anderer Intarsierungsversuch mit Perlmutter verfehlt seine Wirkung. 
Japanischen Charme erstrebte man, aber die Schmetterlinge und Blütenzweige schwingen 
in der Holziiäche nicht mit selbstverständlicher Grazie. Sie sind nicht hingestreut, nicht 
hingeweht mit jener Illusionskunst, die guten echten Lackarbeiten eigen ist. Sie haben 
etwas Pedantisches, Ängstlich-Angeordnetes. Und ähnlich schlechten Japonismus stellt 
die gestickte Decke mit grellviolettem Grunde dar, die auf einem Toilettentisch unter Glas 
zur Schau gestellt wird. 
Luster, Wiener Arbeit, Bronze und Bergkrystall, zuletzt Hofburg 
Wien
	        
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