4-12
wie die von Tobias, Loth, von der keuschen Susanna; seltener Stoffe aus
den Evangelien; Kurfürstenbilder unter Bogenstellungen; Bilder anderer
fürstlichen Personen; Wappen; Planeten; Landsknechte u. A. m. Die
Legende ist in niederdeutscher Sprache, häufig fehlerhaft, weil die des
Lesens unkundigen Arbeiter die Schrift mit einzelnen Hohltypen auf-
druckten.
Am frühesten scheint die Kunsttöpferei in Frechen geblüht zu haben.
Der dortige Thon ist eisenhaltig, färbte sich daher im Brande braun. Von
daher stammen die kugeligen Krüge mit aufgelegten], oft noch gothisiren-
dem Laubwerk und mit bärtigen Masken am Ausguss (Bartkrüge oder
Bartmännchen; Nr. 590, 58g, 588, 587, sämmtlich Herrn v. Lanna in
Prag gehörig; Nr. 213, Graf Wilczek); es finden sich aber auch solche
mit antikisirenden Köpfen und Figuren, deren Anwendung ebenso wie
die Krugform auf die in dortiger Gegend häufigen römischen Grabfunde
zurückgeführt wird (Nr. zzr, Graf Wilczek); noch andere haben drei oder
mehr aufgeprägte Medaillons am Bauche (Nr. 431, Graf Mannsfeld; 2x0,
212, Graf Wilczek; 524., 525, Ritter v. Lanna).
Braun sind auch zahlreiche Raerener Krüge, aber deren Masse ist
dunkler als die Frechener, andere haben graue Grundfarbe mit blauer,
manchmal auch braun-violetter Bemalung. Aus Raeren stammen vorzugs-
weise jene schönen Krüge mit eiförmigem Körper, von welchen oben die
Rede war, doch auch Schnellen mit brauner Glasur und einem Bilde in
ovaler oder rautenförmiger Umrahmung. Die Ausstellung enthält von
solchen braunen Gefäßen ungemein interessante Exemplare aus den Samm-
lungen der Herren v. Lanna (z. B. Nr. 578, ein Exemplar des für die
Geschichte der Keramik wichtigen Kruges mit der Geschichte der Susanna
und dem Namen des Hafners oder Formschneiders Engel Kran 1584, der
ungewöhnlich große gedrückte Krug Nr. 603, mehrere mit der Marke
des Jan Emons in Raeren), Graf Lichnowsky (u. A. Nr. 799, Wappenkrug
mit der Inschrift: De pesser en die kan hat mich gemacht zu einen ermen
man u. s. w. 1596), Fürst Kinsky, Baron Liebig u. A.
Ein feuriges Braun, glänzende Glasur und aufgelegte Ornamente von
lichterer Färbung sind Fabricaten aus dem sächsischen Voigtlande und
dem benachbarten Egerlande eigenthümlich; solcherart präsentirt sich
namentlich der specifisch sächsische Weinkrug, bauchig, mit Ausgussrohr,
welches besonderen Zinnverschluss hat (Nr. I8, Fürst Kinsky; Nr. 47,
Herr Weitmann). Der auf einem Henkelkruge des Herrn v. Lanna (Nr. 600)
genannte Töpfer Glier dürfte mit der Nürnberger Familie Glüer zusam-
menhängen, während die Ziergefäße mit mehreren (bis zwölf) kleinen
Henkeln, in welchen Ringe hängen und von stumpfem Dunkelbraun
(Nr. 596, 507) vielleicht außerdeutsches Fabricat sind.
In den schmutziggrauen, theilweise blau, auch braun bemalten Krügen
besteht die eigentliche Specialität des nassauischen Fabricationsbezirks,
dessen Mittelpunkt ehedem, wie noch heute, Grenzhausen in der Nähe von