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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 191)

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und Ofenkacheln an Zahl die übrige Hafnerwaare übertreHen. Mit be- 
sonderer Vorliebe wurde in jener Zeit die plastische Decoration bei Ofen- 
kacheln wie bei Gefäßen angewendet, und diese auch in reichem Farben- 
schmucke erscheinen zu lassen, bildete den Stolz der damaligen Töpfer. 
Eine chronologisch geordnete Zusammenstellung der hervorragendsten 
buntglasirten Thonwaaren des germanischen Museums in Nürnberg hat 
Essenwein in den eingangserwähnten Artikeln durchgeführt. Wir finden 
hier treHliche Arbeiten vom 15. bis zum 18. Jahrhundert aus Tirol, aus 
der Schweiz, vorn Rheine, aus Schwaben, Franken, Sachsen, Hessen und 
von der Ostseeküste zusammengestellt. Dieselbe Mannigfaltigkeit und 
ausgedehnte geographische Verbreitung linden wir auch bei Demrnin") nach- 
gewiesen, und wenngleich seinen Ausführungen die Zukunft noch manche 
Ergänzungen und Correcturen hinzuzufügen haben wird, so dürfte seine 
Eintheilung in sechs große Industriegebiete von der Ostsee bis an die 
Alpen eher eine Erweiterung als eine Einschränkung erfahren. An localen 
Specialforschungen, auf welche allein die gründliche Erkenntniss sich 
aufbauen kann, besteht aber noch ein so empfindlicher Mangel, dass wir 
uns bei Besprechung der Sammlung auf das Allgemeine und Aeußerliche 
beschränken müssen, ohne den historischen Zusammenhang herstellen 
zu können. 
Zu den ältesten Objecten mit Ausnahme der bereits angeführten, 
gehören vier buntglasirte Kacheln von einem Ofen aus der Sakristei der 
Stefanskirche in Wien aus dem rS. Jahrhundert. Die meisten anderen 
dazu gehörigen Stücke befinden sich im german. Museum zu Nürnberg. 
Diese Kacheln, wahrscheinlich Wiener Arbeit, sind nach innen cylindrich 
ausgebaucht und zeigen in gothischer Umrahmung hgurale Reliefs. Nr. z 
hat eine sehr dünne weiße Glasur, so dass der röthliche Thon durch- 
scheint und ebenso sind auch die wenigen anderen Farben dünn auf- 
getragen. ln der inneren Hohlfläche sieht man die Vertreibung aus dem 
Paradiese. Hinter Adam und Eva schreitet der Engel mit dem Schwerte, 
der sie eben vor das Thor des Paradieses gebracht hat, dieses wird von- 
einer zinnenbekrönnten Mauer umschlossen, über welche der Baum mit 
den verbotenen Früchten emporragt. Die drei anderen Kacheln (Nr. 3, 4 
und 5) haben eine dickere, gelblichweiße Glasur als Grund, worauf noch 
Blau, Grün und Gelb zur Anwendung kam; sie zeigen St. Nicolaus, 
St. Christophorus und St. Sebastian in Relief. Diesen Stücken dürfte eine 
Hache grüne Kachel (Nr. 9) an Alter nahe kommen, auf welcher wir 
St. Georg zu Pferd den Drachen tödtend erblicken. Die Zeichnung ist 
voll Charakter und steht noch ganz unter dem Einflusse der Gothik. - 
Durch Schönheit -und große Schärfe des Reliefs ausgezeichnet sind sechs 
dünne Ofenkacheln (Nr. 2) aus gebranntem Thon, deren Außenseite un- 
') A. Demmin: Guide de Pamateur de fniences et porcelaiues. 4' ädix. Paris 1873. 
S. 2r3-37x.
	        
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