fünf Jahre hindurch studirte Kühne hier das Ornament und das Figurale.
Ihm kam es, wie Herrn Stephan Schwartz, zu Statten, dass er die Werk-
stätte kennen gelernt hatte, ehe er sich höheren Kunststudien widmete.
Als sich in der Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums die Noth-
wendigkeit herausstellte, einen Vorbereitungsunterricht im Modelliren zu
organisiren, so konnte es wol keinem Zweifel unterworfen sein, diesen
Unterricht vorläufig in die Hände Kühne's zu geben. Kühne, der Sohn
eines Schullehrers, brachte sozusagen vom Elternhause aus Neigung und
Geschick zum Lehramte mit; die Arbeiten seiner Schule zeichnen sich
durch Präcision und methodischen Lehrgang aus. Von ihm rühren eine
Reihe von Modellen her, die von vielen österreichischen Industriellen,
Lux, Hanusch, Lobmeyr u. s. f., ausgeführt wurden. Im Auftrage Pro-
fessor Macholrfs fertigte er für die Zwecke der Schulen des Kriegsmini-
steriums Gesichtstheile in Gyps an. Auch bei der Herstellung der photo-
graphischen Acte durch Dr. Heid wirkte Kühne erfolgreich mit. Die
künstlerische und pädagogische Thätigkeit ging bei ihm Hand in Hand.
Mehrere seiner selbständigen Arbeiten auf dem Gebiete der figuralen
Plastik kamen im Künstlerhause zur Ausstellung.
Schon früher als die Ernennung der vier wirklichen Lehrer an der
Kunstgewerbeschule war auch die Ernennung William Unger's als Pro-
fessor für Radirkunst publicirt. William Unger, geboren zu Göttingen
im Jahre r837, ist der Sohn eines bekannten Kunstgelehrten, Professor
Friedrich Unger; gebildet in dem Düsseldorfer Atelier von Keller, dem
Münchener Atelier Thötefs, vertritt W. Unger eine Technik, welche
bisher an der Kunstgewerbeschule nicht geübt wurde. Die Aetzkunst,
welche gegenwärtig in allen Culturländern, speciell in England und Frank-
reich, gepflegt wird und wesentlich dazu beigetragen hat, in diesen Län-
dern die Illustrationstechnik zu Fördern, ist heutigentags nicht mehr zu
entbehren. William Unger, der bisher als Privatmann lebte, vom Groß-
herzog von Weimar mit dem Professortitel ausgezeichnet, ist gegenwärtig
die ausgezeichnetste Kraft im Radierfache in Mitteleuropa. Er ist, wie
sich Herr Louis Gonse in der wGazette des Beaux-Artsu, Februar 1880,
ausdrückt, nun maitre incontestable et incontestev. Da sich die wMitthei-
lungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunstu schon im Jahre 1878,
p. 43, eingehend mit der Biographie des geistvollen Künstlers beschäftigt
haben, so dürfte es hier nicht nöthig sein, ausführlich auf die Wirk-
samkeit Unger's zurückzukommen. Für die Kunstgewerbeschule ist es
von größtem Belange, dass für die reproducirenden Künste und für die
Entwicklung der Vervielfältigungsmittel die Kraft Unger's gewonnen ist.
Sein Lehramt beginnt mit October dieses Jahres.
Schließlich betonen wir noch, dass durch den Eintritt der Herren
Hans Macht, Stephan Schwartz, Hermann Klotz, C. A. Kühne und
William Unger in die Kunstgewerbeschule nicht blos tüchtige Künstler
gewonnen wurden, die Specialitäten im eigentlichsten Sinne des Wortes