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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 191)

fünf Jahre hindurch studirte Kühne hier das Ornament und das Figurale. 
Ihm kam es, wie Herrn Stephan Schwartz, zu Statten, dass er die Werk- 
stätte kennen gelernt hatte, ehe er sich höheren Kunststudien widmete. 
Als sich in der Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums die Noth- 
wendigkeit herausstellte, einen Vorbereitungsunterricht im Modelliren zu 
organisiren, so konnte es wol keinem Zweifel unterworfen sein, diesen 
Unterricht vorläufig in die Hände Kühne's zu geben. Kühne, der Sohn 
eines Schullehrers, brachte sozusagen vom Elternhause aus Neigung und 
Geschick zum Lehramte mit; die Arbeiten seiner Schule zeichnen sich 
durch Präcision und methodischen Lehrgang aus. Von ihm rühren eine 
Reihe von Modellen her, die von vielen österreichischen Industriellen, 
Lux, Hanusch, Lobmeyr u. s. f., ausgeführt wurden. Im Auftrage Pro- 
fessor Macholrfs fertigte er für die Zwecke der Schulen des Kriegsmini- 
steriums Gesichtstheile in Gyps an. Auch bei der Herstellung der photo- 
graphischen Acte durch Dr. Heid wirkte Kühne erfolgreich mit. Die 
künstlerische und pädagogische Thätigkeit ging bei ihm Hand in Hand. 
Mehrere seiner selbständigen Arbeiten auf dem Gebiete der figuralen 
Plastik kamen im Künstlerhause zur Ausstellung. 
Schon früher als die Ernennung der vier wirklichen Lehrer an der 
Kunstgewerbeschule war auch die Ernennung William Unger's als Pro- 
fessor für Radirkunst publicirt. William Unger, geboren zu Göttingen 
im Jahre r837, ist der Sohn eines bekannten Kunstgelehrten, Professor 
Friedrich Unger; gebildet in dem Düsseldorfer Atelier von Keller, dem 
Münchener Atelier Thötefs, vertritt W. Unger eine Technik, welche 
bisher an der Kunstgewerbeschule nicht geübt wurde. Die Aetzkunst, 
welche gegenwärtig in allen Culturländern, speciell in England und Frank- 
reich, gepflegt wird und wesentlich dazu beigetragen hat, in diesen Län- 
dern die Illustrationstechnik zu Fördern, ist heutigentags nicht mehr zu 
entbehren. William Unger, der bisher als Privatmann lebte, vom Groß- 
herzog von Weimar mit dem Professortitel ausgezeichnet, ist gegenwärtig 
die ausgezeichnetste Kraft im Radierfache in Mitteleuropa. Er ist, wie 
sich Herr Louis Gonse in der wGazette des Beaux-Artsu, Februar 1880, 
ausdrückt, nun maitre incontestable et incontestev. Da sich die wMitthei- 
lungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunstu schon im Jahre 1878, 
p. 43, eingehend mit der Biographie des geistvollen Künstlers beschäftigt 
haben, so dürfte es hier nicht nöthig sein, ausführlich auf die Wirk- 
samkeit Unger's zurückzukommen. Für die Kunstgewerbeschule ist es 
von größtem Belange, dass für die reproducirenden Künste und für die 
Entwicklung der Vervielfältigungsmittel die Kraft Unger's gewonnen ist. 
Sein Lehramt beginnt mit October dieses Jahres. 
Schließlich betonen wir noch, dass durch den Eintritt der Herren 
Hans Macht, Stephan Schwartz, Hermann Klotz, C.  A. Kühne und 
William Unger in die Kunstgewerbeschule nicht blos tüchtige Künstler 
gewonnen wurden, die Specialitäten im eigentlichsten Sinne des Wortes
	        
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