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Die Frage der administrativen Leitung dieser Schule möchte ich nicht allzu streng
beurtheilen.
Die Mehrzahl dieser Schulen entstand über Anregung von Corporationen, Gemeinden,
Fachsebulfreunden, hier durch das Handelsministerium, da durch das Unterrichtsministerium,
andernorts durch Landesvertretungen und Bezirksvertretungen. Die Mittel zum Betriebe
der bezüglichen Lehrwerkstatten wurden gleichfalls von diesen Factorcn beigeschaift. Es ent-
wickelten sich in Folge dessen so verschiedenartige Verhältnisse, das Princip der praktischen
Lehrwerkstätten schuf in seiner Durchführung stmeigengeartete Vorbedingungen, Grund-
lagen und Rechtsverhaltnisse, dass diese Schulen mit ihren praktischen Lebt-Werkstätten
gewiss nicht uniform und schablonenmaßig behandelt werden können, sondern dass bei
denselben den localen und individuellen Verhaltnissen Rechnung getragen werden muss.
lndess auch in dieser Richtung müssen einheitliche und normale Grundlagen gee
schaden und angestrengt werden.
Es ist das allerdings eine nur schwer zu lösende Frage, welche aber vielleicht
dadurch wesentlich erleichtert wird, wenn man eben den localen Factoren, welche diesen
Schulen Interesse und Pflege zuwenden, auf die Weiterentwicklung und Leitung derselben
eine gebührende lngercnz belasse, denn von allen Arten Schulen bedarf eben die gewerbliche
Fachbildungsschule am meisten der theilnehmenden Mitwirkung und Unterstützung und
der warmen Sympathie der Bevölkerung. Bei der so gearteten vielgliedrigen Gestaltung
und Organisirung dieser Schulen ergibt sich wohl von selbst, dass die pädagogisch-didaktische
Behandlung dieser Anstalten die schwierigste Frage bildet, insbesondere wenn hiebei auf
die bei den beiden Centralstellen divergirenden Principien und concurrirenden Actionen
Rücksicht genommen werden soll. Hier das Handelsministerium mit seinen vorwiegend
praktischen, da das Unterrichtsministerium mit seinen vorwiegend theoretischen Erziehungs-
zielen und -Methoden, Daneben das i-Oesterreichische Museum für Kunst und Industrien,
welches dem Unterrichtsministerium untersteht, mit vorwiegend kunstgewerblichen
Richtungen und andererseits wieder das technologische Museum als autonome Institution
mit seinen technischen Bestrebungen, und allerorten ein aus den verschiedenartigsten,
heterogensten Elementen zusammengesetzter lnspicirungsapparat.
Die Schwierigkeiten dieser Frage werden noch erhöht durch die vielseitig herrschende
Unklarheit und die Verschiedenheit der Anschauungen und Auffassungen über Zweck und
Aufgabe dieser Anstalten, dass denselben der organische Zusammenhang mit den wirth-
schaftlichen Bedürfnissen des Lebens, der Contact niit der Volksschule, die feste Ver-
gliedung mit den übrigen gewerblichen Bildungsanstalten, endlich ein gesichertes Schüler-
materiale und verbürgte Lehrkräfte fehlen. -
Eine organische Einfügung der Fachschule in den wirthschaftlichen, gewerblichen
und industriellen Entwicklungsgang des Verkehres und des Marktes, hienach eine einheitliche,
von großen Gesichtspunkten getragene Organisirung des gesainmten gewerblichen Unter-
richtswesens scheint mir hier unerlasslich. Die Mittel hiezu, die ja zur Pflege productiver
Arbeit, zur Pflege und Hebung wirthschaftlich schaffender Classen dienen, müssen und
können geschaffen werden. Sie müssen wohl geschaffen werden in einem Staate, der
immer erhöhte und erweiterte Anforderungen an die Bevölkerung stellt; in einer Zeit,
wo die Missjahre und die Elementarereignise der letzten Jahre wie eine chronische
Krankheit an der wirthachaftlichen Kraft der Bevölkerung zehren; in einem Lande endlich,
wo in Folge der ungünstigen agrarischen Verhältnisse jährlich Tausende von Grundbesitzern
sich beiriüssigt linden, ihr Eigenthum zu verschleudern und in fernen Ländern eine neue
Heimat zu suchen, wo endlich Hunderttausende von Kleingewerbetreibenden ihrem Ruine
entgegengehen. Die Mittel können aber auch geschaden werden, weil man gewiss sein
kann, dass das hohe Haus die Productivitat derartiger Auslagen zu würdigen vermag und
weil endlich weite Kreise um die Errichtung derartiger Anstalten dringendst bitten.
lnsolange aber die gegebenen Mittel nicht geschalfen werden können, inüge man die Zahl
der bestehenden Anstalten in soweit beschränken, als die Mittel ausreichen, und reducire
man diese Schulen in der Weise, dass die kleineren. minder lebensfähigen, mit den
größeren, bewahrteren vereinigt werden, wodurch gewiss dem Lehrzwerke mehr ent-
sprochen würde.
So sehr ich auch der Ueberzeugung bin, dass mir Rücksicht auf das winhschaftliche
Bedürfniss der Bevölkerung die Zahl der Schulen zu gering ist, so muss ich gestehen,
dass mit Rücksicht auf die Mittel, die dazu verwendet werden, ihre Zahl weitaus zu
groß ist. -
Sinn und richtiges Verstantlniss ist in diesem Resort des Handelsministerium:
leider abhanden gekommen, und es scheint, dass in diesem Ressort neben den großen
Fragen der Zoll-, Handels- und Eisenbahnpolitik kein Raum zur Pdege dieser Schulen
sich finde. und dass man sich dieser Schulen nur mehr wie einer Last, je eher, je lieber
entledigen wollte. Demgegenüber ist die erfreuliche Thatsache zu constatiren, dass das
Unterrichtsministerium in den letzten Jahren dem gewerblichen Bildungswesen seine
besondere Aufmerksamkeit zuwendete, dass dasselbe zielbewusst und mit ausreichenden