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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 192)

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die Einwirkung der Bindemittel, die in den verschiedenen Malarten dies- 
bezüglich von großer Tragweite sind. In der Aquarell-Malerei z. 8., wo 
das Bindemittel im Wesentlichen Wasser ist, verdunstet dieses beim Ein- 
trocknen der aufgetragenen Farbstoffe, wodurch diese schwinden und ein- 
schlagen. In der Frescomalerei, wo man mit Kalkwasser als Bindemittel 
auf Luftmörtel malt, wirkt die Kohlensäure der Luft auf den Kalk des 
Mörtels und des Kalkwassers so ein, dass der Kalk in kohlensa-uren Kalk 
bei Abscheidung von Wasser überführt wird. Dieser ist fest, und die Farb- 
stotTe sind darin eingehüllt. In der Stereochromie malt man auf an der 
Luft festgewordenem Luftmörtel, welcher mit Wasserglas imprägnirt ist. 
Die Farbstolfe werden mit Wasser aufgetragen, das Gemälde nachher aber 
ebenfalls mit Wasserglas in Form eines feinen Staubes überzogen; durch 
chemische Wechselwirkung geht dann der kohlensaure Kalk des Mürtels 
mit dem Wasserglase in die feste Verbindung des kieselssuren Kalkes über, 
während gleichzeitig kohlensaures Kali oder Natron entsteht. Durch dieses 
Verfahren wird das entstandene Gemälde verkieselt. Die GIas-, Porzellan- 
und Emailmalerei beruht irn Wesentlichen auf der Eigenschaft einer Reihe 
von Metalloxyden, sich bei der Schmelztemperatur in Silicaten zu lösen 
und diesen eine gewiße Färbung zu ertheilen. So färbt z. B. Kobaltoxyd 
blau, Chromoxyd grün, Kupferoxydul roth, Uranoxyd gelbgrün u. s. w. 
Glas, Porzellan, Email, sind solche Silicate, man bringt auf diese, die mit 
dem Flussmittel, einem Gemenge von Borax mit Bleiglas und mit einem 
flüchtigen Oele, gewöhnlich Lavendel- oder Terpentinöl als Bindemittel 
versehenen Metalloxyde, und brennt sie ein. Hiebei veriiüchtigt sich das 
Oel, während die Metalloxyde in das Silicat, als kieselsaure Verbindungen 
eintreten. In der Oelmalerei ist das Bindemittel gewöhnlich Lein-, Mohn- 
oder Nussöl. Diese Oele sind von sehr hoher Zusammensetzung, bestehend 
aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff. Man nennt sie Glyceride, 
unter welchen das wichtigste das Linolein ist. Außer diesem findet sich aber 
auch das Palmetin, Elain, Laurin und Myristin darin vor, sowie Pflanzen- 
eiweiß und Pflanzensohleim, welche überdies noch Stic-kstoif und Schwefel 
in Verbindung enthalten. Lässt man diese Oele der Einwirkung des Sauer- 
stoffs der Luft ausgesetzt, so zeigen sie die Eigenschaft des Einu-"oekuens 
zu einer durchsichtigen, elastischen Masse, in welches, wenn die Oele 
als Bindemittel angewendet wurden, die Farbstoffe nach dem Eintrocknen 
der Malerfarben meistens vollkommen eingehüllt sind. Während dieses 
Eintrocknens gehen durch die Einwirkung des Sauerstoffes der Luft auf" 
die Glyceride, Wechselzetsetzungen vor sich, deren Resultat das Auf- 
treten einer Reihe von chemischen Verbindungen verursacht: nämlich Ves- 
bindungen, bestehend aus Sauerstolf und Wasserstoff, Sauerstoff und 
Kohlenstoff und aus Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoß, als: Wasser, 
Kohlensäure, Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, Acryl- und Acren- 
säure, ja selbst Glycerinsäure, welche allenfalls auf die Farbstoiie und Mal- 
mittel chemisch einzuwirken befähigt sind. Für das Auftreten solcher com- 
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