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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 192)

plicirter chemischer Processe beim Eintrocknen dieser nicht flüchtigen 
Oele spricht auch die Thatsache, dass die frischgemalten Bilder meist 
länger als ein Jahr in Anspruch nehmen um zu trocknen. Die nach diesen 
Malarten entstandenen Bilder bleiben überdies den äußeren Einflüssen 
ausgesetzt, wodurch physikalische und chemische Veränderungen, wie Ab- 
blättern, Reißen, Einschlagen, Nachdunkeln u. s. w. zum großen Nach- 
theile derselben sich über kurz oder lang einstellen können. 
Von dem Gedanken ausgehend, dass beim Malen mit Oelfarben auf 
der Bildfläche des Malers keine chemischen Processe stattfinden sollen, 
weil diese stets die Folge stolflicher Veränderungen sind, und der Maler 
gerade auf die Beständigkeit seines Materials angewiesen ist, habe ich, 
vielfach angeregt durch Herrn Prof. Ed. v. Lichtenfels, eine" Methode 
gesucht und gefunden, durch welche das Oel die früher angeführten Pro- 
cesse vor seiner Anwendung in der Malerei durchgemacht hat. Dieses 
Präparat brachte Herr A. G. Pummerer, Fabrikant in Wels, unter dem 
Namen Linolein in den Handel. Das Linolein ist eine gelblich gefärbte, 
zähliüssige, durchsichtige Substanz, löslich in Aether und ätherischen 
Oelen, nicht in Alkohol; erhitzt verbrennt es, ohne einen Rückstand zu 
hinterlassen. In dünner Schichte aufgestrichen, trocknet es an der Luft 
in wenigen Stunden vollkommen klar und durchsichtig ein. Es kann ohne 
weitere Vorbereitung direct als Malmittel angewendet, oder mit einem 
flüchtigen Lösungsmittel vermischt werden, in welchem Zustande es auch 
als Bindemittel anwendbar ist. 
Es kann demnach nicht zweifelhaft sein, dass die stoßlichen Verän- 
derungen, welche durch die chemische Anziehungskraft bewirkt werden, 
der Chemie in der Malerei eine sehr hervorragende Rolle anweisen. Nur 
von der Chemie können wir Aufschluss erlangen über die Zusammen- 
setzung der Stotfe, welche der Maler anwendet; sie allein kann uns die 
Methoden angeben, wie diese Stoffe, falls sie Kunstproducte sind, dar- 
gestellt werden; nur auf Grund chemischer Operationen kann festgestellt 
werden, 0b diese StoEe rein sind, so wie nur die Chemie darüber Auf- 
klärung geben kann, welchen chemischen Veränderungen diese Stotfe ent- 
gegengehen; insbesondere wird sie allein uns die Mittel angeben, durch 
welche ein Stillstand in den chemischen Veränderungen bewirkt werden 
könne, der ja von höchster Wichtigkeit wäre, da in Folge einer unauf- 
haltbaren stolflichen Veränderung kein Kunstwerk zu erhalten ist. Die 
Chemie vermag auch diesem Bedürfnisse zu genügen; sie zeigt auf Grund 
der erforschten Eigenschaften der chemischen Veränderungen, dass unter 
den gewöhnlichen Verhältnissen, zwischen den verschiedenen Stoffen, die 
chemische Anziehungskraft nicht mit gleicher Energie einwirkt, ja dass 
sie in einer großen Anzahl von Fällen gar nicht zur Wirksamkeit gelangt. 
Lassen wir beispielsweise Eisen an der Luft liegen, so rostet es, da es 
sich mit dem Sauerstoff der Luft verbindet; unter denselben Bedingungen 
gibt aber Gold keine Sauerstoffverbindung, es bleibt chemisch unverändert.
	        
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