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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 194)

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man irrlinerhin an der originellen Kraft und Frische der Cdnceptiohen, an 
der Sicherheit und flötten Wirkdng dieser Werke sich erfreuen könnenn- 
Endlich ist noch eine dritte Art der decorativen Füllungen zu er- 
wähnen, die Cartouchen, von dem italienischen cartoccio, aus der italieni- 
schen in die deutsche Kunst versetzt und da wesentlich bereichert und 
erweitert. Entstanden mögen diese häufig sehr interessanten Ornamente 
an den Gelegenheitsdecorationen der Italiener sein, wenn diese mit Pap- 
pendeckel oder anderem leicht biegsamem Material in Verbindung mit 
Stuck und Gyps lustig freie Schilder mit zierlichen Umrahmungen her- 
stellten. Diese Cartouchendecoration verdrängte sehr bald die bei den 
ltalienern beliebten architektonischen Anlagen und Compositionen mit 
decorativen Elementen, und anticipirten in Deutschland ein eigenes Rococo 
der Decoration, lange vor dem 18. Jahrhundert. Theils mehr, theils 
weniger gelungen setzt sich die Cartoucheform an die Stelle der Structur 
und beherrscht in freier und ungezwungener Weise einen großen Theil 
der gesarnmfen Decoration. 
Vielfach versetzt sich diese Cartouc-he noch mit der vorhin bespro- 
chenen Art und verbindet die in der Behandlung allerdings vielfach mehr 
an Zimmerrnanns- als an Schlosserarbeit erinnernden ausgeschnittenen 
Rollen und aufgewundenen Ecken mit dem neuen Elemente, aber sehr 
bald verbindet sie sich mit Figuren und Masken, mit Draperien und 
Festons zu jenen "Gebilden, die wir an Jost Amman und Tobias Stimmer 
bewundern. 
Mit der Cartbuche hört die selbständige Entwickelung und Weiter- 
bildung der Arabäske in Deutschland auf. Sie ist der letzte vollkräftige 
Ausdruck deutscher Phantasie und künstlerischer Schaffensfreudigkeit voller 
Leben und Frische und selbst in jenen Formen, vor denen der strenge 
Stilist bedenklich den Kopf schüttelt, wenigstens immer noch von frischer 
lebendiger Kraft getragen, von freiem künstlerischem Geist durchweht. 
Wie die Schnörkel und Zierbuchstaben der alten Schreibmeister geht sie 
vielfach über die gewohnten Gesetze hinaus, aber sie geht darüber hinaus 
im Uebermuthe einer wahrhaft künstlerischen Phantasie und von diesem 
Gesichtspunkte aus ist sie uns jetzt nicht blos als eine deutsche Kunst- 
leistung früherer Zeit, sie ist uns ihrer selbst wegen und des in ihr spru- 
delnden frischen Gestaltungsvermögens der alten deutschen Künstler werth 
und vorbildlich bedeutend. 
(Zeitschrift des Kunstgewerbe-Vereins in München.)
	        
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