Arten von Gefäßen auf. Leider besitzt das Museum von den mannig-
faltigen Erzeugnissen der niederrheinischen Steingutfabrication nur eine
ganz kleine Sammlung (Sehr. u), und sind in derselben nebst einigen später
anzuführenden Objecten namentlich Schenk- und Trinkkrüge vertreten,
während die schönen, hohen Bierkrüge, wSchnellenu genannt, die Ring-
oder Wurstkrüge, die zierlichen vasenförmigen Becher, die sogenannten
Pilgerflaschen, die kelchartigen Gefäße und die prachtvollen Kannen mit
angesetztem Ausgussrohre fehlen. Die Ornamentik dieser Gefäße bewegt
sich anfangs im Formenschatze der Gothik, wie die bei Dornbusch"),
Taf. I, Fig. 12, 14 und 15 abgebildeten Objecte zeigen, und nimmt im
16. Jahrhundert die Decorationsweise der Renaissance auf, sich zugleich
bereichernd mit figuralen Ornamenten, scenischen Bildern, Wappen und
Inschriften. Die Ornamente sind entweder mit besonderen Werkzeugen
mit freier Hand eingeschnitten und ausgearbeitet oder mit Formen aus
gebranntem Thon aufgedrückt. Beide Verzierungsarten kommen sowohl
einzeln, als auch an einem Stücke zugleich angewendet vor. Zur Glasur
verwendete man das Salz.
Durch einen hohen Grad technischer Vollendung zeichnet sich das
Steinzeug von Siegburg aus. Durch besondere Feinheit einer homogenen,
meist weißlichen Masse, große Schärfe der Reliefs und Reichthum in den
Formen überragt es das übrige Steinzeug. Wegen der Vorzüglichkeit des
Thones konnte man absehen von dicken, deckenden Glasuren. Auch wen-
dete man jene blauen und braunen Farbstoffe, die an anderen Orten
üblich waren, um das Relief zu heben und zu beleben, nur ausnahms-
weise an, so dass die Siegburger Erzeugnisse im Allgemeinen durch ihre
weiße Farbe leicht als solche zu erkennen sind.
Ein kleines Bild der Entwicklung der Siegburger Steinzeugindustrie
von den einfachsten Formen bis zu wahren Prachtstücken geben die bei
Dornbusch angefügten Tafeln. Ferner finden wir in w Kunst und Gewerbeulw)
eine recht gute Abbildung einer Siegburger Blumenvase aus dem Anfange
des 16. Jahrhunderts, bei Becker-Hefner i") eine prachtvolle Kanne undieine
Schnelle, beiEssenWeinMJ) einen Krug, bei Lievre"), Brongniarta"), Waringl")
und Demmin") verschiedene Schnellen, die ebenfalls dem 16. Jahrhundert
angehören.
") Die Kunslgilde der Tapfer in der abtcilichen Stadt Siegburg und ihre Fabricate.
KOIn 1873.
") Nürnberg 1876. Beil. ro
1') Kunstwerke und Gerathschaften etc. I. T, I0; III, T. 34 B.
") Kunsl- und culturgesch. Dcnkm. des germ. Mus. T. XCIX, Fig. 3.
"J Coll. Sauvageol II. Pl. 67, Fig. 3.
") Musäe cöramique d: Sävres. Pl. 64, Fig. 5.
") Examples of Poltery. Pl. III, Fig. l.
1') Hist. de la cäramique I. Pl. III, Fig. x.