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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 194)

Arten von Gefäßen auf. Leider besitzt das Museum von den mannig- 
faltigen Erzeugnissen der niederrheinischen Steingutfabrication nur eine 
ganz kleine Sammlung (Sehr. u), und sind in derselben nebst einigen später 
anzuführenden Objecten namentlich Schenk- und Trinkkrüge vertreten, 
während die schönen, hohen Bierkrüge, wSchnellenu genannt, die Ring- 
oder Wurstkrüge, die zierlichen vasenförmigen Becher, die sogenannten 
Pilgerflaschen, die kelchartigen Gefäße und die prachtvollen Kannen mit 
angesetztem Ausgussrohre fehlen. Die Ornamentik dieser Gefäße bewegt 
sich anfangs im Formenschatze der Gothik, wie die bei Dornbusch"), 
Taf. I, Fig. 12, 14 und 15 abgebildeten Objecte zeigen, und nimmt im 
16. Jahrhundert die Decorationsweise der Renaissance auf, sich zugleich 
bereichernd mit figuralen Ornamenten, scenischen Bildern, Wappen und 
Inschriften. Die Ornamente sind entweder mit besonderen Werkzeugen 
mit freier Hand eingeschnitten und ausgearbeitet oder mit Formen aus 
gebranntem Thon aufgedrückt. Beide Verzierungsarten kommen sowohl 
einzeln, als auch an einem Stücke zugleich angewendet vor. Zur Glasur 
verwendete man das Salz. 
Durch einen hohen Grad technischer Vollendung zeichnet sich das 
Steinzeug von Siegburg aus. Durch besondere Feinheit einer homogenen, 
meist weißlichen Masse, große Schärfe der Reliefs und Reichthum in den 
Formen überragt es das übrige Steinzeug. Wegen der Vorzüglichkeit des 
Thones konnte man absehen von dicken, deckenden Glasuren. Auch wen- 
dete man jene blauen und braunen Farbstoffe, die an anderen Orten 
üblich waren, um das Relief zu heben und zu beleben, nur ausnahms- 
weise an, so dass die Siegburger Erzeugnisse im Allgemeinen durch ihre 
weiße Farbe leicht als solche zu erkennen sind. 
Ein kleines Bild der Entwicklung der Siegburger Steinzeugindustrie 
von den einfachsten Formen bis zu wahren Prachtstücken geben die bei 
Dornbusch angefügten Tafeln. Ferner finden wir in w Kunst und Gewerbeulw) 
eine recht gute Abbildung einer Siegburger Blumenvase aus dem Anfange 
des 16. Jahrhunderts, bei Becker-Hefner i") eine prachtvolle Kanne undieine 
Schnelle, beiEssenWeinMJ) einen Krug, bei Lievre"), Brongniarta"), Waringl") 
und Demmin") verschiedene Schnellen, die ebenfalls dem 16. Jahrhundert 
angehören. 
") Die Kunslgilde der Tapfer in der abtcilichen Stadt Siegburg und ihre Fabricate. 
KOIn 1873. 
") Nürnberg 1876. Beil. ro 
1') Kunstwerke und Gerathschaften etc. I. T, I0; III, T. 34 B. 
") Kunsl- und culturgesch. Dcnkm. des germ. Mus. T. XCIX, Fig. 3. 
"J Coll. Sauvageol II. Pl. 67, Fig. 3. 
") Musäe cöramique d: Sävres. Pl. 64, Fig. 5. 
") Examples of Poltery. Pl. III, Fig. l. 
1') Hist. de la cäramique I. Pl. III, Fig. x.
	        
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