Die Sammlung besitzt einen sehr schön gearbeiteten Siegburger Krug
(Sehr. u, Nr. 30) aus weißem Steinzeug, dessen fein ausgeprägtes Orna-
ment ihn von allen übrigen Arbeiten vom Niederrhein vortheilhaft aus-
zeichnet.
Eine dem Siegburger Steinzeug in Form und Decorationsweise sehr
ähnliche Waare wurde in Raeren, Titfeld, Neudorf und Merols im 16.
und 17. Jahrhundert verfertigt. Es sind jene Erzeugnisse, die von den Fran-
zosen in der Regel als wgres flamandu bezeichnet werden. Ihre Farbe ist
entweder braun oder grau oder auch grau und blau. Ein in unserer Samm-
lung befindlicher Schenkkrug, bezeichnet: nr596u, aus. grauem, braun
glasirtem Steinzeug, weist um den Bauch unter Bogenstellungen acht
Reliefgruppen von tanzenden Bauern auf und darunter die an vielen
Krügen und in mancherlei Variationen vorkommende Umschrift: wGerhet
du mus daper blasen - So dansen dei Buren als werden sie rasenu etc.
Ferner dürften hieher zu rechnen sein die in Blau und Grau decorirten
Steinzeugkrüge Nr. 32, 4, und 5, sowie drei ähnliche unnumerirte Krüge,
welche, wie der erwähnte Krug mit dem Bauerntanz, nicht Eigenthum des
Museums sind.
An Abbildungen haben wir bei Demmin") eine Vase in Grau und
Blau, und eine Kanne, welche der Verfasser dem Meister Ernst aus Raeren
zuschreibt, bei Waring") eine Kanne und einen Krug und bei Lievreai)
zwei Krüge in Betracht zu ziehen.
Eine andere Gattung von Steinzeuggefäßen wurde in dem bei Cöln
gelegenen Dorfe Frechen erzeugt. Die von dorther stammenden Arbeiten
sind meist röthlichgelb oder braun. Nach 1600, als der künstlerische Cha-
rakter der dortigen Fabrication schon aufgehört hatte, wurde auch graues
Steinzeug mit blauen Ornamenten verfertigt. Das Relief dieser Gefäße
verliert häufig wegen der dicken Glasur an Klarheit und Schärfe. Einen
braunen Frechener Krug aus dem Ende des 15. Jahrhunderts mit der
Umschrift: vDrink und ess Gott nit vergesse finden wir bei Demmin M),
und bei Essenwein i") wird ein wrSgBu bezeichneter Krug mit äußerst
reicher Ornamentirung Frechen zugeschrieben. In unserer Sammlung dürfen
wir vielleicht den braunen Trinkkrug Nr. 29 mit der Darstellung des
Sündenfalles in stark erhabenem Relief hieher rechnen.
Die sehr verbreiteten Rosettenkrüge und jene mit blau glasirtem
Flachnrnament, dessen Ränder scharf eingeritzt sind, stammen aus der
Gegend von Colblenz, aus dem vKannenbäckerländcherw, wo Grenzhausen
den Hauptindustrieort bildete, und wo sich bis in die Gegenwart die
") a. a. O. PI. III, Fig. 2 und 3.
") a. a. O. PI. 12, Fig. x und 3.
") Coll. Sauvageot ll. PI. 78, Nr. x und z.
ü) a. n. O. PI. III, Fig. 4.
"') a. a. O. T. C.