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franken so gut wie in Sachsen und im Voigtlande verbreitet war. Diese
Arbeiten zeichnen sich in ihren schönsten Exemplaren durch farbig be-
handeltes, stellenweise auch vergoldetes Relief auf dunkelbraunem Grunde
aus, sind aber auch in jenen Stücken, bei welchen der farbige Schmuck
weggeblieben ist, leicht als hieher gehörig zu erkennen. Der Formen-
reichthum ist hier nicht so groß wie am Niederrhein. Schenk- und Trink-
krüge, letztere meist kurz und breit, findet man am häufigsten. Nach
altem Brauch ist die Benennung nach den wenigen Typen ihrer Deco-
ration allgemein üblich. Demnach unterscheidet man Jagd-, Apostel-, Kur-
fürsten- und Planetenkrüge. Unsere Sammlung enthält acht Exemplare
von Kreußener Steinzeug. Davon ist Nr. [l ein Apostelkrug, zwei andere
Krüge (Nr. 34 und 35) sind mit Medaillons bemalt, Nr. K6, 8, und 9 in
Relief und Emailfarben ornamentirt und zwei weitere (Nr. 7 und to)
einfach braun. Von diesen trägt der letztere die launige Inschrift: vDas
ist der Willkommen ihr Gäste, wenn ihr ihn habt, so haltet ihn feste,
und trinket ihn fein rein aus, ihr müst doch heute habn ein Rausch.
Anno MDCLIV."
Planetenkrüge finden wir abgebildet bei Weckherlin") und Hefner
v. Alteneckf"), andere Kreußener Steinzeugkrlige bei Demminä"), Essen-
wein M) und Brongniart").
Außer diesem braunen Steinzeug soll noch eine andere Gattung von
Gefäßen, die sogenannten Sorgen- oder Trauerkrüge in Kreußen ver-
fertigt worden sein. Diese zeigen auf grauem mit vertieften Rauten ver-
zierten Grunde weiß und schwarz oder weiß und blau emaillirte rosetten-
artige Ornamente. Ein solcher Krug ist in der Sammlung unter Nr. l
anzutreffen, und ein in der Ornamentirung sehr ähnliches Gefäß finden
wir bei Brongniart (P1. 45, Fig. 10). .
Es ist hiemit die Uebersicht der keramischen Production Deutsch-
lands in der Renaissancezeit keineswegs vollständig. lndem wir jedoch
eine Besprechung solcher Gegenstände vermeiden, bei welchen wir weder
auf Beispiele noch auf Abbildungen hinweisen können, mussten wir
auf die Betrachtung der norddeutschen, sächsischen und schwäbischen
Erzeugnisse sowie des ältesten Bunzlauer Steinzeuges verzichten.
(Fortsetzung folgt.)
"j Sammlung vpn Photographien T. 39, s. auch 40.
u) Kunstknmmer etc. T. 5, s. auch T. 35.
5') a. a. O. Pl. lll.
5') a. u. O. T. XClX Fig, 4.
"J a. a. O. PI. 45, Fig. u.