493
Müller, Sophus: Die Thier-Ornamentik im Norden. Ursprung, Ent-
wicklung und Verhältniss derselben zu gleichzeitigen Stilarten. Archäo-
logische Untersuchung, aus dem Dänischen übersetzt von J. Mestorf.
Hamburg, O. Meißner, 188i. 8.
Es war hoch an der Zeit, endlich einmal in den Wust von Literatur, und von
Meinungen über die nordische Ornamentik Klarheit zu bringen. Dieses Verdienst darf
der Verfasser des vorliegenden Buches für sich in Anspruch nehmen. Entgegen der
früheren Anschauung, dass jene eigenthümliche Thierornamentik von den germanischen
Völkern aus der asiatischen Heimat mitgebracht worden sei, beweist Müller, dass dieselbe
nicht viel alter als die Völkerwanderung, und zwar durchaus nicht religiös symbolisch ist.
Was der Punkt und der Strich in der Steinzeit waren, die gebogene Linie in der Bronze-
zeit, das Akanthnsblatt in der griechischen Kunst, das gothische Blattwerk im spateren
Mittelalter, das waren die Thierliguren im Kunststyl der Volkerwanderungszeit: Orna-
mentmotive und nichts weiter. Die Thierurnamentik ist überhaupt, wie es scheint. in jeder
ungestörten natürlichen Kunstentwicklung der zweite Hauptabschnitt in der Geschichte der
Ornamentilt. Die dritte und letzte Stufe, die Blattornamentik, erlangtdn die Stamme der
Völkerwanderung erst durch die karolingische Renaissance, Skandinavien vollends erst
mit der späten Einführung des Christenthums. Wir glauben dem Verfasser durchaus bei-
stimmen zu können in all' seinen Ausführungen über die bisher für unmöglich gehaltene
Unterscheidung einzelner Gruppen in der nordischen Ornamentik, und über deren Ver-
haltnis zur irischen, karolingischen, byzantinischen, persischen, arabischen und slavischen
Ornamentik. Dass wir die Darstellung manchmal etwas kürzer _und praciser wünschten,
liegt vielleicht an dem schwierig zu behandelnden Stolfe. Das Buch will eben nicht blos
gelesen. sondern studiert werden, mit einer Aufmerksamkeit, welche einigermaßen dem
Fleiße und Wissen gleichkommt, welche der Autor bei Bewältigung des literarischen und
gegenständlichen Materiales auf jeder Seite seines Werkes bekundet.
Kleinschmidt, Arthur: Augsburg, Nürnberg und ihre Handelsfürsten
im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert. Cassel, Theod. Vay, x88r.
218 S. 8.
Die Ueberschrift verlockt uns sicherlich, das Buch zur Hand zu nehmen und wir
brauchen die zur Lecture verwendete Zeit nicht zu bedauern. Allerdings wendet sich die
Arbeit nicht an die gelehrte Welt, sondern ist blos eine sehr Heißige und lesbare Ver-
arbeitung der wichtigsten früheren Publicationen in Bezug auf jene beiden Städte, die,
wetteifernd während der Blütheperiode deutscher Kunst. wohl mit Recht noch heute
Gegenstand des Stolzes für unsere Nation sein können. Die religiöse Bewegung, Wissen-
schaft, Kunst und Handel Central-Europak fanden dort ihren Mittelpunkt und ein adeliges
Bürgerthum war dort, wie in den italienischen Städten, das treibende Element. Die ein-
zelnen Capitel des Werkes behandeln: i. Weltstellung und Welthandel von Augsburg
und Nürnberg; z. Agnes Bernauer, Clara 'l'ett, Jacobine Jung: 3. Humanismus und Maxi-
milian 1.; 4. Reformation und Carl V.; 5. Fugger und Weber; G. Venezuela; 7. Philip-
pine Weiser; 8. Kunst und Wissenschaft in Augsburg und Nürnberg.
- lllustrlrtes Gestern-Ungar. Patent-Blatt. Bei dem bedeutenden Auf-
schwunge des Patentwesens ist eine Fachzeitschrift, die es sich zur Aufgabe macht, ln-
dustrielle, Gewerbetreibende, Constructeure, Chemiker, namentlich aber producirende
Kreise mit den Fortschritten der Technik aller Gewerbe rasch vertraut zu machen. ihnen
die Kenntniss der durch Erlöschen der verschiedenen Eründungs-Privilegien zum Gemein-
gute gewordenen Neuerungen und Verbesserungen industrieller Natur zu vermitteln, that-
sachlich ein Bedürfniss geworden. Wir begrüssen daher ein Blatt, das, wie wir aus den
uns vorliegenden Nummern schließen können, diese Aufgabe in ganz vorzüglicher Weise
löst, und wünschen dem jungen Unternehmen, das von der Firma: i-Michalecki 8x Co.,
Ingenieure und Patent-Anwalt: in Wien-, in's Leben gerufen wurde, den besten Erfolg.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
(Personalnaehriohten) Das k. k. Ministerium für Cultus und
Unterricht hat mittelst Erlasses vom 26. October d. J. den Professor an
der Kunsgewerbeschule des Oesterr. Museums, Friedrich Sturm, zum