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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 183)

Fachzeichenschule, sodann die Einführung der neuesten Werkzeuge zur Be. 
arbeitung der Steine, und endlich die Hehung der materiellen Lage derStein- 
arbeiter. 
Die Grundlage aller Kunstindustrien ist der Formensinn, das Zeichnen. Es wäre 
daher nothwendig, dass endlich an Stelle der 1877 eingegangenen Fachschule für Por- 
zellanindustrie eine Fachschule für Steinindustrie in's Leben gerufen w0rde'). 
Als Beispiel seien hier die Achatschleifereien bei Bad Kreuznach angeführt, welche, ur- 
sprunglieh auf das dort gefundene Material angewiesen, später sich das Rohmaterial in 
großen Massen aus Amerika kommen ließen, wodurch ein blühender lndustriezweig ge- 
schaffen wurde, dessen Export bedeutend ist. 
Ebenso wäre die Veranstaltung einer Enquete, welche den gegenwärtigen Zustand 
der Sprudelstein-lndustrie vollständig erheben müsste, zu empfehlen._Dieselbe würde das 
traurige Resultat liefern, dass gegenwärtig der Industriezweig zum größten Theil aus 
Arbeitern ohne Betriebsfond und aus Händlern besteht, welche die fertige Waare von den 
Arbeitern unter dem reellen Werthe erstehen. Es wäre daher darauf hinzuwirken, den 
Sprudelstein-Arbeitern in irgend einer Weise den Verkauf der Waaren zu sichern. Der- 
artige Einrichtungen bestehen hier jedoch nicht. 
Eduard Ritter von Hau, 
gest. 13. Nov. 1880. 
Herr Regierungsrath J. v. Falke widmete vor Beginn seiner letzten Donnerstags- 
Vorlesung dem Verstorbenen folgenden Nachruf: 
nBevor ich heute meinen eigentlichen Vortrag beginne, drängt es mich, im Namen 
des Museums einer Ehrenpilicht der Dankbarkeit zu genügen und eines Freundes unserer 
Anstalt zu gedenken, welcher uns in diesen Tagen durch den Tod entrissen wurde. lch 
rede von Eduard Ritter von Haas, dem Chef des großen Fabriks- und Handelshauses 
Philipp Haas ßt Sohne, der nach langem Siechthum ein ehemals so schatfensfreudiges, so 
rühriges, so erfolgreiches Leben fern ab von seiner Thatigkeit im [milderen 'Klima still 
beschlossen hat. Wer, der ihn in der Zeit seiner rastlosen, nimmer ermüdenden Arbeit 
gekannt und beobachtet hat, wer haue dieses Ende geahnt! Als er die gewalti ste und 
sorgenvollste aller Krisen glücklich überstanden , als er das glänzende Schiff durc Sturm 
und Brandung sicher in den Hafen gebracht, da brach er zusammen, ein Opfer seiner 
Sorgen und Anstrengungen, siegend und doch gebrochen. 
Uns und unserer Anstalt war er Freund, und mehr als das, er war die That zu 
unserem Wort. Vor fünfzehn Jahren, als das Oesterr. Museum eben erst gegründet war, 
als der Feinde und der Hasser mehr waren als der Freunde, zumal in der Industrie 
selber, die uns und unseren Bemühungen durchaus nicht mit Wohlwollen entgegenkam V 
zwei oder drei wohlbekannte Namen ausgenommen - , in dieser Zeit des ersten Strebens, 
des Misstrauens und des zweifelhaften Gelingens, da war es Eduard Haas, der sich mit 
der Entschlossenheit seines Naturells und der ganzen Macht seines großen Geschäftes auf 
unsere Seite stellte. Er war der erste, der auf seinem Gebiete die neuen Bahnen ging. 
Was wir gefühlt, erdacht, ersonnen, was wir theoretisch als das Richtige erkannt, [dem 
ließ er mit schnellstem Verstandniss die Ausführung folgen und zeigte durch die That 
seinen praktischen Werth. Jedes neue glückliche Motiv wusste er zu benützen, jeder gute 
Gedanke wurde durch ihnvzur Wirklichkeit; was das Museum an guten Vorbildern alter 
und neuer Zeiten gesammelt hat, das hat keiner besser und mehr zu verwerthen ge- 
wusst als er. 4 
Eduard Haas war es, der infolge seiner Verbindung mit dem Oesterr. Museum 
zuerst die orientalische Richtung einschlug -- mit welchem Erfolge, bewies schon die 
Pariser Ausstellung von 1867, welche ihn an die Spitze der europäischen Fabrication in 
der Weberei der Teppiche und Decorationsstoße stellte. Und heute gibt es ja nichts an- 
deres mehr als orientalische Muster oder orientalische Prinzipien. Wiederum ein neuer 
') ln der Sitzung des Karlsbader Stadtverordneten-Collegiums vom 31. August 1878 
wurde die Umwandlung der hiesigen Porzellan-Fachschule in eine kunstgewerbliche 
Zeichen- und Modellirschule beschlossen. Der Stadtrath und die curdrtliehe Section 
beantragten damals die Bewilligung einer Subvention auf fünf Jahre vom 1. Janner 1879 
ab in demselben Umfange, wie sie die Porzellan-Fachschule bezog, wenn die aufgelassene 
Schule in eine dem Unterrichtsministerium unterstehende, den Karlsbader Gewerben 
dienende Zeichen- und Modellirschule umgewandelt wurde. Dieser Antrag wurde ange- 
nommen und die Jahressubvention mit 12oo H. festgesetzt.
	        
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