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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 183)

DrfAnton Springer: Die Psalter-Illustratiotien im frühen Mittelalter, 
mit besonderer Rücksicht auf den Utrecht-Psalter, ein Beitrag zur 
Geschichte der Miniaturmalerei. Mit to Tafeln in Lichtdruck. Des 
Vlll. Bandes der Abh. der phllologlsch-histor. Classe der kön. Sächs. 
Gesellsch. der Wissensch. Nr. ll. Leipzig, Hirzel, t88o.'4. 
Naclidetti der Verfasser in einem Attfsattze vnn Lützow's Zeitschrift die Geschichte 
der frühmittelnlterlichett Miniaturmalerei aufheue Grundlage gestellt und dabei den Wunsch 
ausgesprochen hatte, dass die bedeutendsten der für die Kunstgeschichte so wichtigen 
Psalter-lllustrationen v rötlentlicht werden tnbcltten, hatte er sich, unermüdlich thatig, ent- 
schlossen, selbst durch die Publicatiun des berühmten Utrecht-Psalters den Beginn zu 
machen. ln einer vorausgehenden Abhandlung werden die Psalter-lllustrationen der Karo- 
lingerzeit besprochen, in (irnppen getheilt und endlich durch eine genaue Beschreibung 
des wichtigsten Exemplares der zweiten Gruppe. das mit vielen anderen ähnlichen (lodices 
verglichen wird. die von byznntintscltcr Kunst unabhängige Entwicklung der abendlän- 
dischen bewiesen. Die vurtretTliclten interessanten Lichtdrucke wertlen wohl zu weiteren 
Publicatiunen solcher Handschriften reizen. , 
Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden 
und Berlin. Ein kritischer Versuch von Ivan Lermolieff. Aus dem 
Russischen übersetzt von Dr. Joh. Schwarze. Leipzig, E. A. See- 
mann, 1880. 8. 
indem hier, man darf es nultl sagen, der beste Kenner italienischer Malerei die 
Bilder der deutschen Galerien bespricht, behandelt er in zum Tlzeil sehr ausführlichen 
Excursen die wichtigsten Stadien italienischer Kunstgeschiche. Wie hier zum ersten Male 
nach einem sicheren Systeme die Bilder einzelner venezianischer Maler, die gerne mit 
einander verwechselt werden. als Giorgione, Palma vecchio, Lotto, die drei Bonifacio, 
etc, auseinander gehalten werden, wie der Katalog der Arbeiten des vielbesprochenen Bar- 
bari bedeutend bereichert wird, was der Autor für die Wlttrdigung der ihm so vertrauten 
Bergamasken, Brescianer und Lumbardeti thut, kann ltier nur angedeutet werden. Der 
wichtigste Theil des interessanten Buches beschäftigt sich mit der Jugendgeschichte 
Rafnels, die durch LermolietT auf ganz neue Grundlagen gestellt wird, und deren kritische 
Behandlung in der Kunstgeschichte hoffentlich Epoche machen wird. Wir wollen, um 
den Leser auf den reichen lnhnlt attfitterksam zu machen, in Kürze dasjenige mittheilen. was 
der Autor über jene Bilder der Wiener Galerien, welche er in Betrachtung ziehen muss, 
urtheilt. Dein lä-tltnn rccchio, Relredere, Saal t, 35, wird der Täufer, der ihm von den 
Herren Crowe und Cavalcaselle abgesprnchen war, triedei- zugetheilt, so wie ein Bild in 
der Galerie Liechtenstein Nr. 3:8. welches von diesen Herren nicht erwähnt wird. Belv 
vedere, a. Saal, S, das lrüher nach Waagen Tizian zugeschrieben, in neuerer Zeit aber 
unter der Angabe. dass es ein Porträt des bekannten Naturforschers Ulysscs Aldrovandi 
ware, für Correggio in Attspruch genommen wurde. wird vun Lermolietl" als ein sehr 
feines Bild des Lotto erklärt. Er macht aufmerksam, dass es keinesfalls, auch wenn man 
es dem Correggio belassen wollte, den Ulysses Aldrovandi, geb. 1522. vorstellen konne, 
da Gorreggiu starb. als jener t: Jahre alt war. Eine ausführliche Studie wird den Werken 
des Giorgione gewidmet und ein vollständiger Katalog der erhaltenen aufgestellt; da in 
denselben nur ein Bild der Belvedere-Galerie, die berühmten sogenannten Feldinesser 
figuriren, werden die anderen Bilder, welche in der k. Galerie als Werke des Giorgione gelten. 
stillschweigend zurückgewiesen. Bei den zwei großen Bildern, Bclvederd, Erdgeschoss. 
t. Zimmer, 7 und tt. Amors Triumph untl Sieg der Keuschheit, wurde, wie öfters vor 
Crnwe und Cavalcaselle Bunlfaziti, dem sie schon richtig von Ridolü zugeschrieben 
waren. mit Cariani verwechselt. _ 
Jacopu de Barbari, von dem der Autor Fresken in Treviso auiführt, wird als der 
Schöpfer jenes interessanten Portrhtes erklärt (Belvedere 4. Saal, 3G), nach dem Kataloge 
der Galerie altflorentinisch, dem Masacciu verwandt. -Von dem vorzüglichen Portratmaler 
Nlaroni, der erst in unserem Jahrhundert eine europäische Berühmtheit erlangte, befinden 
sich zwei Bilder in der Belvedere-Galerie (2. Saal, 24 und 34), beide a'us der Sammlung 
des Erzherzogs Leopold Wilhelm zu Brüssel, wo das eine schon den Namen des "fizian. 
das andere den des Jan Calcar trug. welche ihnen auch hier bisher belassen wurden. 
Auch ein Bild des so seltenen Andrea Solurio Fand Lermnlieii" in der Belvedere- 
Gnleric, Herodias, hier in der deutschen Schule (I. Saal, 78) als Ambergcr. Die höchste 
Aufmerksamkeit verdient ein Bild von Ambrogio de Predis in der Ambraser-Sammlung. 
Profilportrht Kaiser Maximilian l. von 1,502, da Lerrnoliei diesem wenig bekannten 
Künstler das berühmte Bild der Bianca Maria Sforza zusehreibt, welches in der Am- 
brosiana bisher unbezweifelt als Linriardn gegolten hat. ' '
	        
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