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Der Wiener Dombau-Verein hielt am I7. November d. J. im Saale des österrei-
chischen lngenieur- und Architektcnvereines seine constituirende Generalversamrnlung.
Gemeinderat}: Dr. M. Lederer begrüßte die Versammlung im Namen Sr. Eminenz des
Cardinals Furst-Erzbischofs Kutschker, so wie des provisorischen Comite und theilte zu-
nächst mit, dass die Statuten des Vereines die behördliche Genehmigung erhalten haben,
so wie dass die Zahl der Vereinsmitglieder die Ziffer von t4o bereits überschritten habe.
Er brachte weiters zur Kenntniss, dass Se. Majestät der Kaiser .dem Vereine für einen
Zeitraum von funf Jahren eine jährliche Spende von 5000 H. allergnädigst zu bewilligen
geruht haben und dass Se. Eminenz der Cardinal Fürst-Erzbischof für die Vereinszwecke
jahrlich aooo H. beitragen werde, endlich dass die Herren: Prälat Stüger, Weihbischof
Angerer und Prälat Kornheisl mit je too FL, Ritter von Schwendenwein mit 300 H. jahr-
licher Beiträge dem Vereine als Mitglieder beigetreten sind. Es wurde hierauf zur Vor-
nahme der Wahlen geschritten und erscheinen gewählt:
Als Präsident: I) . Moriz Lederer. Hof- und Gerichtsadvocat und Gemeinderath
der Stadt Wien; als Präsident-StelIvertrcter: Heinrich Freiherr von Ferstel, k. k. Ober-
baurath, Rector und Professor an der technischen Hochschule; als Mitglieder des Aus-
schusses: Dr. Josef Battcr, Hof- und Gerichtsadvocat, Mitglied des n. 6. Landes-Aus-
schusses und Vicepräsident des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich; Nicolaus
Dumba, Großhändler, Reichsraths- und Landtagsabgeordneter; Armand Freiherr von
Dutnreicher, Sectionsrath im k. k. Unterrichtsministerium; Rudolf von Eitelberger. k. k.
Hofrath und Director des Oesterr. Museums fur Kunst und industrie; Anton Kangel.
Bildhauer und Gemeinderath der Stadt Wien; Franz Kornheisl. Prälat. Domherr bei
St. Stephan, Kanzleidirector des fürsterzbischollichen Consistoriums; Karl Kundmann,
Rector und Professor an der k. k. Akademie der bildenden Künste; Karl Leban, Magi-
stratsrath und Stellvertreter des l. f. Commissärs bei St." Stephan; Ludwig Lobmeyr, k. k.
Hof-Glaswaarenfabrikant und Curator des Oesterr. Museums für Kunst und Industrie;
Josef Matzenauer, k. k. Hof-Juwelier, Gemeinderatli der Stadt Wien und Curator des
Oesterr. Museums für Kunst und Industrie; Dr. Wilhelm Neumann, Ordenspriester des
Cistercienserstiftes Heiligenkreuz und Professor an der Wiener Universität; Johannes
Nordmann, Präsident des Schriftsteller- und Journalistenvereines -Concordiau;Karl Prein-
ninger, Baudireetnr der Sudbahn und Vorstand-Stellvertreter des österr. lngenieur- und
Architektenvereines; Dr. Eduard Freiherr v. Sacken, k. k. Regierungsrath und Director
des k. k. Munz- und Antikencabinets; August Schwendenwein, Ritter von Lanauberg.
k. k. Oberbaurath; Leopold Stogcr, Domcustos der Metropolitankirche zu St. Stephan und
inful. Prälat; Karl Weiß, Archiv- und Bibliotheltdirector der Stadt Wien; Theodor Ritter
von Westermayr, k. k. Hofrath und Kanzleidirector im k. k. Obersthofmeisteramte.
Dr. Lederer dankt der Versammlung, dass sie ihm in so ehrenvoller Weise Ge-
legenheit gegeben, an einem Werke mitzuwirken, das nicht nur einen religiösen und
künstlerischen Sinn zu befriedigen berufen ist, sondern einen eminent patriotischen Zweck
hat. Der Stephansthttrm sei heute ein Wahrzeichen Wiens, ein Wahrzeichen Oester-
reichs. Wer irgend den Namen Oesterreichs nennt, gedenke dar Reichshauptstadt Wien,
gedenke des Stephansthurmes. wDiescs Denkmah, schließt Redner, "unseren nachfol-
genden Geschlechtern in seiner vollstandigen Ausßhrung zu uberliefern, ist die würdige
Aufgabe, zu der wir berufen sind.- (BeifalL) Ueber Antrag des Vorsitzenden sprach die
Versammlung Sr. Majestät dem Kaiser für die mutiilicente Unterstützung, Sr. k. und k.
Hoheit dem durchlauchtigsten Kronprinzen für die Uebernahme des Protectnrates und
Sr. Eminenz dem Cardinal Fürst-Erzbischof Dr. Kutschker für die Uebernahme der Pro-
tectorats-Stellvertretung den Dank des Vereines durch Erheben von den Sitzen aus. Die
Versttmmlun genehmigt weiters, dass die Zeit bis zum Schlusse des heutigen Jahres mit
dem Jahre t St als ein Verwaltungsjahr gerechnet werde und ermachtigte den Ausschuss,
provisorisch jene Vorkehrungen zu treffen, welche, wie die Aufnahme von Hilfsbeamten
u. s. w., zur Herstellung einer geregelten Verwaltung nothwendig sind. Oberbaurath
Schmidt gab eine rechnungsmaßigeaDarlegung der Bauauslagen beim Stephansdome in
letzter Zeit, woraus hervorgeht, dass ein Betrag von 10.429 H. zu bedecken ist und meint,
der Verein solle. vorbehaltlich der Genehmigung der vorzulegenden Rechnungen diesen
Betrag auf sein Conto übernehmen. Nach einiger Discussion, an welcher sich namentlich
die Herren Lobmeyr, Matzenauer und Dumba betlieiligten, wurde diese Angelegenheit dem
Ausschusse behufs Prüfung und Berichterstattung an eine nachste Generalversammlung zu-
gewiesen, womit die Versammlung schloss. (W.-Z.)