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Das Ergötzlichste leistet J_. Pachmayer in Prag mir einem Bildchen,
das die beiden Slävenapostel, die zur Zeit des byiantinischen Kaiserthuttls
gelebt haben, in der Tracht mittelalterlicher Universitätspedelle erscheinen
lässt -- mit glatt rasirtem Gesicht,- wohlgepliegrer Frisur und mit der
preussischen Tellermütze auf dem Huupte.
Als würdige Gegenstücke zu diesenl an den beiden Slavenapnsteln
verübten Gewaltthätigkeiten, reiht sich ein Bild des heiligen Günther, mit
dem Taktirstnbe eines Generaltamhours in der Hand, ein heiliger Adalbert,
der in der Ahttstracht eines Eimbiscliofs von Wien erscheint, obzwar er
als Märtyrer unter den Keulenschlägen der heidnischen Preußen gefallen
ist, ein heiliger Prokopius - vun deni es doch bekannt ist, dass er Höhlen-
bewohner war, niuhtsdestoweniger aber ebenfalls als wohl frisirtär Bischof
von" Königgrätz den Teufel an einer Kette spazieren führt, Während der
heilige Veit, als lh-"oubaidoui- verkleidet, zum Zeitvertreib eine Arie zu
singen scheint.
Diese wenigen Stichproben dürften genügen, um zu beweisen, welches
dlnkbare Feld da ndch zu bebauen ist, welch' mannigfaltige und cr-
sprießliche Thätigkeit auf kirchlich-artistischem Gebiete sich dem k. k.
Oesterr. Museum erölfnet und dassitrotz aller Vermnterialisimng unserer
Zeit, eifrig für eine allseitige Entfaltung der kiröhlichen Künste gesorgt
werden muss und dass die Kunstgewerbe im eigenen Interesse stets dem
Edleren und Höheren entgegen zu streben berufen sind.
St. Petersburg im Sommer 1880.
Hie permanente Salzhurger Industrie-Ausstellung.
Seitdem eine Staatsgewerbeschule mit einer kunstgewerblichen Ab-
lheilung in Salzburg gegründet wurde und die Leitung dieser Anslaltdem
Architekten Camillo S it te übergeben wurde, entwickelt sich in Salzburg ein
kunstgewerbliches Leben. Nichts ist ein lebendigeres Zeichen dieser kunst-
gewerblichen Bewegung, lals die Thatsache, dass am 1. Mai im Jshire
188i eine permanente Kunstindustrie-Ausstellung in Salz-
burg eröffnet wird, welche den ganzen Sommer hindurch dauern soll.
Der Gedanke, die Organisation dieser Ausstellung ist ein Werk
Sitte's, den wir hier in Wien, speciell im Oesterr. Museurnyeine Reihe
von Jahren hindurch als einen höchst Begabten, auF allen Gebieteh der"
Kunstwissenschaft gründlich orientirten Künstler kennen gelernt haben.
Mit der eigenthümlichen Beweglichkeit seines Geistes verbindet Sitte
warmes Interesse für die Förderung der Kunst im Gewerbe. Die Grund-
lage der Organisation der Staatsgewerbeschule ist der von Sitte prä-
pagirte Gedanke, dass sie eine Lehrstätte für Handwerker werde. Das
Schülermateriale gehört vollständig dem Gewerbestande an; heuer be-
suchen 120 Schüler die Schule. Aln der permanenten Ausstellung werden