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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 93)

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Eine langsame Entwicklung und allmälige Verbreitung müsste aber die 
Steinwaffen verdrängt haben, noch bevor die Bronzecultur ihren Höhe- 
punkt erreicht hätte. Ich halte deshalb diese Bronzewalfen für Attribute 
jener wandernden indogermanischen Stämme, oder auch zum Theil für 
Handelsartikel, welche von den vorgeschrittenen Völkern des Südens oder 
Ostens stammen. Nachdem aber doch Gussschalen in unsern österreichischen 
Pfahlbauten von mir selbst gefunden wurden, so musste ich, um mir 
dieses Vorkommen zu erklären, auf diese Industrie etwas näher eingehen 
und erfuhr, dass beim Umschmelzen der Bronze das leicht schmelzbare 
Zinn zum grössten T heile entweicht und nur das Kupfer aus der Legirung 
zurückbleibt. Dieses Kupfer aber ist nicht wie die Bronze im Guss spröde 
und brüchig, sondern kann entweder in rohe Lehmformen eingegossen, 
oder selbst mit dem Hammer bearbeitet werden. Nun finden sich nebst 
den Gussschalen, die fast nur Kupfer in der enorm dünnen Kruste ent- 
hielten, ziemlich unförmlich zugehauene Nadeln und schlecht geformte 
Dolchklingen, die fast aus reinem Kupfer bestehen, nebst einer ganz vor- 
trefflich gearbeiteten keltischen Bronzenadel. 
Ich glaube nun, dass bei der Seltenheit der Bronze-Objecte, die in 
die Hände jener Naturvölker kamen, man den Versuch wohl machen 
konnte, den_ gebrochenen Bronzegegenstand umzuschmelzen und das 
restirende Kupfer zu verwerthen. Zur Bestätigung dieser Ansicht fand 
ich in Stuttgart aus Sipplingen, einer Station der Steinzeit, als einzigen 
Metallgegenstand eine kleine Kupferaxt, ganz in der Form der Steinäxte, 
welche noch in der rohen Lehmform eingebettet lag, in die sie einge- 
gossen worden war. Wahrscheinlich ward dieser Lehm zuerst über ein 
Modell geknetet, zur Hälfte durchschnitten, leicht gebrannt, dann der 
Gegenstand entfernt, die Fugen später mit Lehm verschmiert und sodann 
endlich der Guss vorgenommen. 
Für Handelsbeziehungen sprechen übrigens ausser den vollkommen 
schönen Bronzen, die wir mitunter antreffen, auch der Bernstein und 
der Nephrit. Letzterer wurde als werthvolles Geschenk scheinbar noch 
in späterer Zeit von den Römern eingeführt. In Mainz fanden sich drei 
ganz gleiche vollkommen unversehrte Nephritbeile in einer römischen 
Ansiedlung. 
Ich muss es für heute bei dieser nur in allgemeinen Umrissen ge- 
haltenen Andeutung über die Anfange der Industrien bewenden lassen, 
da wir nur bis zur Bronzezeit herauf, bis zum Erscheinen der Metalle, 
diese frühesten Bewohner als Naturvölker betrachten können. Mit der 
Bronze aber verbreitet sich unzweifelhaft die Cultur im eigentlichen 
Sinne und die Industrie erreicht einen hohen, durchwegs künstlerisch 
angehauchten Charakter, so dass wir dann von nAnfängenM nicht mehr 
reden können. 
Dieser grosse Unterschied, der im Grossen und Ganzen zwischen 
der Bronzecultur und den Naturvölkern der Steinzeit liegt, und der sich
	        
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