vorgerückten Schüler können auch zur Theilnahme an der Unterweisung im Holzschnitzen
und Herstellen galvanoplastischer Nachbildungen zugelassen werden.
Die zum Zeichnen, Malen und Modelliren erforderlichen Materialien, ausgenommen
ein kleines Reisszeug, das jeder Schüler mitzubringen hat, werden durch die Anstalt ge-
liefert. Als Beitrag zu dem damit verbundenen Aufwande hat jeder Schüler für die Zeit
vom Beginn bis Ostern ro Mark, für den Rest des Curses 6 Mark im Voraus zu entrichten.
Vorausgesetzt für die Zulassung zum Unterrichte beider Abtheilungen wird, dass
die Bewerber bereits das 16. Lebensjahr zurückgelegt und eine zweiclassige Gewerbe.
schule mit Erfolg besucht haben, oder den Besitz der Kenntnisse und Fertigkeiten im
Zeichnen, welche an einer solchen erworben werden können, nachweisen.
(Goldachmiedsohule in Paris.) ln Paris wird vom Syndicate der Biiouterie-
Fabrikanten eine Fachschule errichtet, welche alle Zweige der Bijouterie umfassen soll.
(Alterthümer von Maria-Rast.) Professor Alfons Müllner hat seine Grabungen
bei Maria-Rast in Steiermark fortgesetzt und wieder einen reichen Fund gemacht. Es
wurden neuerdings ausgegraben: gegen roo irdene Geschirre und 60 Bronzestücke, dar-
unter eine vollkommene Garnitur, bestehend aus Fingerringen, Armringen, Brochen und
Ohrgehangen 1m Ganzen sind bisher auf einem Flachenraume von 59 Geviertklaftern
lll Grabstätten geöffnet worden, darunter t5 vom Eigenthümer des Feldes (Marin) und
9G vom Herrn Professor Müllner. Die Gesammtzahl der Funde beläuft sich auf x80
Gefasse und 80 Bronzestücke. - Eine halbe Stunde von Maria-Rast entfernt - bei Hollern
- hat man zwei Hügelgräber genönet und darin Geschirre aus karntnerischem Thon ge-
funden, welche aber nicht mit freier Hand geformt, sondern auf der Töpferscheibe gedreht
worden.
(Antiker Goldsohmuok.) Bei der Hafenstadt Kertsch in der, Krim, bekanntlich
einem ergiebigen Fundort für Alterthümcr aus scythischer, griechischer und römischer
Zeit, entdeckte man abermals bei einer Grundsteinlegung eine gemauerte Gruft und darin
einen ciselirten Kopfschmuck aus gediegenem Gold, der theils einer Krone, theils einem
Helme gleicht, dann zwei goldene Becher, einen Ring mit einem Edelstein, der mit einer
pxydirten Kruste überzogen ist, eine zerbrochene goldene Krone, mehrere goldene Agtaffen,
eine Goldmünze mit dem Bilde Alexanders des Grossen und eine prächtige, leider zer-
brochene Vase mit Zeichnungen in dunklen Farben auf rothem Grund und mehreren
griechischen lnschriften. Man hofft, die Vase wieder zusammenkitten zu können. Sie und
die anderen Funde scheinen unter einer Feuersbrunst gelitten zu haben. Das Gewicht der
goldenen Schmucksachen übersteigt 300 Zolotniks (russische Lothe).
(Museum für Alterthümer.) ln Rothenburg a. d. Tauber wird ein Museum
gegründet, in welchem die noch vorhandenen Alterthümer aufgenommen werden sollen.
(Die Madonna von Brügge.) Die interessante Streitfrage über die Echtheit oder
Unechtheit der dem lilichel-Angelo zugeschriebenen Marmorstatue dieses Namens erfährt
eine neue Anregung durch folgenden in Nr. 3o der i-Chronique des artsß (Supplement
zur "Gazette des beaux-artsu) publicirten Artikel von Louis Gonse, den wir in theilweiser
Uebersetzung mittheilen:
Der Verfasser gibt zuerst eine Schilderung der bekannten Gruppe, von der auch
das österreichische Museum einen Gypsabguss besitzt, sodann geht er auf den eigent-
lichen Fragepunkt ein, indem er die differirenden Ansichten über die Umstände, unter
welchen das Kunstwerk nach den Niederlanden gelangt sei, entwickelt.
-Wenn nun die Anschauungen über seine Schönheit ungetheilt waren, so gingen sie
um so mehr auseinander, was seinen Ursprung betrifft. Nach dem Einen ware es eine
Beute gewesen, welche holländische Corsaren bei Genua gemacht hatten und wurde im
16. Jahrhundert nach Amsterdam gebracht. Nach den Andern wurde es in Italien direct
für Kaufleute von Brügge verfertigt. Nach den Einen rührt es von dem grossten Bildner
ltaliens, von Michelangelo her - man ging selbst soweit, zu behaupten, dass wückwarts
an dem Blocke der Sculptur eine Hohlung sich finde, worin noch die Originalbriefe über
den Ursprung auf Pergament geschrieben, enthalten seienß - was aber niemals dargethan
wurde. Für Andere stammte es von einem der Schüler her, etwa Torrigiani z. B., welcher
sich in Flandern aufgehalten, ehe er nach England zog.
"Heute ist kein Zweifel mehr zulässig. M. Reiset hat in einer kleinen Brochure,
die er an M. Barbet de Jouy richtet, die Frage auf bestimmte Weise in Erwagung
zgeogen und zwar mit Hilfe einer Bemerkung Condivi's, welche mit einem von James
Weale in Brügge entdeckten und in seinem ausgezeichneten kleinen Buche: Bruges et ses
environs veröffentlichten Document zusammengehalten wurde. Die Madonna von Brügge
wurde direct von Michel-Angelo durch die Familie der Moscron, v-famiglia nobilissimaß,
gckuult und der Kirche Nötre-Dame 15m durch Peter Moscron geschenkt. Es ist wahr,
dass Cnndivi von ein er Bronze spricht und nicht von Marmor, aber es ist nicht schwer
anzunehmen, dass ein Gedachtnissirrthum bei Michel-Angelo die Täuschung veranlassen
konnte. Oder, was noch viel wahrscheinlicher ist, dass er vielleicht eine Wiederholung