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Die schon im vorigen Jahre eingeleiteten Unterhandlungen mit dem h. Unterrichts-
Ministerium behufs Erweiterung der Anstalt in eine Tagesschule sind noch nicht zum
Abschlusse gediehen, nehmen aber erfreulichen Fortgang.
Das abgelaufene Jahr erschien in Folge des herrschenden wirthschaftlichen Unbe-
hagens zur Veranstaltung einer Ausstellung nicht günstig, daher der Ausschuss als Ersatz
dafür einen Cyclus von Vortragen über kunstgewerbliche Themen veranstaltete.
Es hielten Vortrage: 1. Herr Prof. Wastler über -Gi0vanni da Udineu; 2. Herr
k. k. Director A. Ortwein über v-Stylarten und Wechselbeziehung zwischen Architektur
und Gewerben-t; 3. Herr Custos Dr. llg über wden Gang der Kunstentwicklung in Graz
vom ersten Anfange bis zur Neuzeitl; 4. Prof. Dr. Ritter v. Karajan über -den Hildes-
heimer Silberfundw; 5. Herr Custos Bruno Bucher über udas Kunstgewerbe auf der
Wiener Weltausstellung-l.
Der Stand der Vereinsangehörigen war mit Ende 1874: 64 Gründer, 14 Ehrenmit-
glieder, 120 Mitglieder.
(Ausstellung des Kunstverelnes für Böhmen in Prag.) Am a1. April hat
der Kunstverein in den Localitaten der Sophien-lnscl seine 36. Jahresausstellung eröffnet.
Der erste Saal enthält die Werke Ftlhrichs, die grossentheils bereits in Wien aus-
gestellt waren. Zur Ausstellung kamen ausserdem 280 Oelgemalde, 12 plastische Werke
und 12 Cartons, Zeichnungen und Aquarelle. Die zahlreichen in Prag befindlichen Ar-
chitekten und die Xylographen haben die Ausstellung nicht beschickt. Die Plastik ist
nur durch zwei Prager Künstler, Schnirch und Seeling, und durch zwei Münchener
Künstler, Schützinger und Hirt, vertreten. Der Kupferstich ist nur durch den in
Wien lebenden böhmischen Künstler L. Schmidt, das Aquarell nur durch zwei
Künstler, Perlberg in München und Pinkas in Prag, vertreten. Die Oelmalerei
hat zahlreiche Repräsentanten aufzuweisen. Unter den 270 ausgestellten Gemälden ge-
horen 79 Oesterreich - Ungarn und Galizien sind ohne Vertreter - 191 dem Auslande an,
Oesterreichs Vertretung zeigt folgende Daten: Wien ist durch 37, Prag durch 29, Triest
durch 4, Salzburg und Brünn je durch 3, Reichenberg durch 2, Cosmanos durch 1 Bild
vertreten. Das Ausland ist am stärksten durch München, 118 Bilder, vertreten; dann
kommen Düsseldorf mit 28, Belgien (Antwerpen, Brüssel, Courtrai) mit 13, Hamburg und
Stuttgart mit 6, Dresden mit 4. Bildern u. s. f. Eine Eigenthümlichkeit dieser Ausstellung
ist die zahlreiche Mitwirkung von Künstlerinnen und die starke Repräsentation der
Landschaft; wir zahlten über 120 Landschaften auf dieser Ausstellung. - Die Histo-
rienrnalerei ist durch einige wenige kirchliche Kunstwerke, darunter die Cartons von
Swerts und Guffens, durch einige romantische Bilder Laufer's und einige Bilder
aus der böhmischen Geschichte vertreten. Das Porträt hat relativ wenige Vertreter auf
der Ausstellung.
Die Preise der Bilder bewegen sich, nach den Angaben des Kataloges, durch-
schnittlich zwischen 150 und 600 H. Nur wenige Bilder gehen unter diese Ziffer herab,
nur sehr wenige erreichen die Ziffer 1000, 1200 oder 4000 H. ln München ist - wie
auch anderwärts - sichtlich eine Ueberproduction eingetreten; 'die Ursachen dieser die
Kunst in keiner Weise fördernden Erscheinung liegen nicht bl0s in den momentanen
Zeitverhaltnissen.
(Ungadsoher Laudesverein für bildende Künste in Budapest.) Am 25. April
hielt der ungarische Landesverein für bildende Künste in Budapest seine ordentliche Ge-
neralversammlung ab. Die momentan wichtigste Vereinsangelegenheit ist der Ausbau
des Künstlerhauses. Die vielen in diesem Betreff eingeleiteten Verhandlungen sind in
der NVeise zum Abschlüsse gebracht worden, dass der Architekt Napoleon Keler den Bau
des Künstlerhauses um die Summe von 20 .000 fl. vertragsmassig übernahm. Zur zweck-
entsprechenden vollständigen Adaptirung esselben wird noch die weitere Summe von
61.000 H. erforderlich sein. Die Beschaffung der Gesnmmtkosten hat die Künstlerhaus-
Comrnission sich zur Aufgabe gemacht. Zu diesem Bahufe ist ein Capital in der Hohe
von 165.000 fl. bereits verfügbar; der Restbetrag soll durch eine Gemaldelotterie auf-
gebracht werden. Weiter wurde mitgetheilt, dass sich der Landes-Bildergalerieverein mit
dem in Rede stehenden unter gleichzeitiger Ueberlassung seines Fonds von 28.000 H.
unter der Bedingung fusionirte, dass sich der letztere zur jährlichen Verausgabung einer
Summe von tooo H. behufs Ankaufs eines vaterlandischen Gemäldes verpflichtete. lm
Laufe des Vereinsjahres wurden gegen 400 Werke ausgestellt. Die Ausstellung wurde im
Laufe des Jahres von 7048 Personen besucht. Der durch den Gemaldeverkauf erzielte
Geldbetrag belief sich auf 14.050 H.
(Reorganisation der Berliner Akademie.) Die ßVoss. Zeim berichtet unter
dem 15. Febr. Endlich soll nun auch an eine Reorganisation der Akademie der
Künste gegangen werden; mit Hilfe des Senats und einiger ausser demselben stehen-