4 Die neun Helden, König Artus, Pa-
ris, Ende 14. Jahrhundert. Thc
Mctropolitaxi Museum of Art. mt-
Cloislers Collection, Munsey Fund
1932 and Purchaxc 1947
s DarbringungimTempehFraguncnr,
Paris, Ende 14. Jahrhundert. Ünis-
scl, Musccs Royaux d'Art e! d'His-
roire
Teppich mit der Darbringung
im Tempel erhalten geblieben
(Brüssel, Musees Royaux d'Art et
d'Histoire) (Abb. S). Zweifellos
handelte es sich auch hier um
einen monumentalen Wandbe-
hang, in dem wie in der Apo-
kalypse 2 Bilder übereinander
standen. Möglicherweise gehörte
der Teppich zu einer Serie mit
dem Marienleben, die Nicolas
Bataille 1379 an Herzog Ludwig
von Ajou lieferte, oder zu einer
1388 von Pierre de Beaumerz
in Paris ausgeführten Folge mit
den Freuden Mariens. ln der
Auffassung der Figuren wie auch
in der Belebung des Hinter-
grundes mit einem feinen Ran-
kenmusrer zeigt der Teppich so
enge Verwandtschaft mit der
Apokalypse, daß er der gleichen
Zeit und Schule entstammen muß.
In diesen Teppichserien tritt die
französische gotische Tapisserie
bereits am Anfang ihrer glanz-
vollen Entwicklung mit Bilder-
folgen in Erscheinung, die der
repräsentativen Ausstattung kirch-
licher oder weltlicher Räume
bei besonderen Anlässen dienten.
Damit erhalten die Wandteppiche
- insbesondere die großen zu-
sammengehörigen Folgen - eine
wesentliche Bedeutung als monu-
mentale Wanddekoration. ln stei-
gendem Maße bilden sie in den
Gebieten nördlich der Alpen,
vor allem in Frankreich und in
den Niederlanden, die Entspre-
chung zur Wandmalerei des Sü-
dens. Die Probleme der großen
Flächendekoration, der maleri-
schen Gesamtausstattung ganzer
Räume mit Bildfolgen, wie sie
in Italien in den Freskenzyklen
gelöst wurden, werden im Norden
in den Bildteppichfolgen behan-
delt. Zu den rein künstlerischen
Problemen tritt hier als Weiteres
die Umsetzung in das andere
Material und die besondere Tech-
nik. Gerade diese Umsetzung,
die Berücksichtigung der tech-
nischen Gegebenheiten und der
andersartigen Wirkungsmöglich-
keit des textilen Wandbehanges
gegenüber dem gemalten Fresko
führte zur Ausbildung eines eige-
nen Tapisseriestiles, der sich vor
allem in der Betonung des Flächen-
haften um die Mitte des 15. jh.
wesentlich von der gleichzeitigen
Malerei unterscheidet. Diese Bin-
dung an die Fläche kommt ins-
besondere in der künstlerischen
Umformung der Figuren zur
Wirkung, die in gedrängter Kom-
position das Bild bestimmen. Die
reiche Tätigkeit, die die Pariser
Ateliers im ausgehenden 14. _]h.
entfaltet hatten, fand in der
Ll-lälfte des l5.]h. keine ent-
sprechende Weiterführung. Die