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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 124)

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hinwegeilend, weil da nicht der Zahn der Zeit, wohl aber der Fanatismus der Spanier 
von den Denkmälern so viel wie gar nichts verschont hat, verweilte der Vortragende bei 
der Schilderung von Grannda, wohin sich schliesslich auf immer kleiner werdendem Raume 
die ganze Blüthe des arabischen Lebens mit all' seiner Feinheit, Bildung und Pracht zu! 
snmmengedrangt hatte, und führte seine Zuhörer durch die nach bestehenden Räume der 
Alhambra, die uns wie die Reste eines zerbrochenen Geschmeides die frühere, kaum 
zu beschreibende Herrlichkeit nur ahnen lassen. Aber hier im Westen des Mittelmeeres 
war eben das Schicksal der arabischen Kunst bereits erfüllt: rasch gewachsen, war sie 
eben so schnell dnhingeschwunden. glücklicher Weise um sich im Osten, in Indien, bald 
zu neuem Glanze zu erheben. 
Orientalisches luuun. 
Graf Edmund Zichy sprach sich über die Zwecke des Orientalischen Museums 
in einem am to. November abgehaltenen Vortrage in folgender Weise aus: 
Der zweite Punkt unseres Programmes lautet: i-Unterhaltung eines steten Verkehres 
mit commerciellen Instituten und Vereinen so wie mit den von der Gesellschaft bestellten 
Correspondenten zum Zwecke der Ertheilung von Aufschlhssen an Kaufleute und Indu- 
striellen - Ich halte dies für eine der wichtigsten Aufgaben des Orieatalischen Museums 
und die Vermittlung, die es so in der uneigennützigsten Weise übernimmt, für eines 
seiner grossten Verdienste. Wünschte ehedem ein Industrieller eines Fabriltsbezirkes 
über das eine oder andere Rohmaterial und dessen Bezug eine Auskunft, vielleicht auch 
Muster, um Versuche zu machen, so war der Weg, den er einschlagen musste, wenn er 
keinen directen Correspondenten hatte, der durch die Handelskammer seines Bezirkes an 
das Handelsministerium und durch dieses an das Consulat. Befand sich das letztere mit- 
unter nicht in der Lage, über die gewünschte Frage Auskunft zu geben, so entstand noch 
eine weitere Correspondenz, die den eben bezeichneten Weg wieder rückwärts machen 
musste. - Directe von Seite hiesiger Kaufleute an die Consulate gerichtete Anfragen 
hatten, soviel mir bekannt, nur in den seltensten Fällen den gewünschten Erfolg, da ent- 
weder die Befriedigung der Antorderungen, die an die Consulate auf diesem Wege ge- 
stellt wurden, nicht in den Rahmen der Thatigkeit dieser Behörden fiel oder die etwaigen 
dortigen Honorarvertreter es nicht in ihrem Interesse fanden, sich mit der Beantwortung 
von derlei Anfragen zu befßsen, die nebenbei nicht selten ihren eigenen Vortheilen und 
Bestrebungen entgegenstanden. 
Das Orientalische Museum nun hat an allen grösseren Hafen und Handelsplatzen 
des Orientes seine Verbindungen. Es verkehrt mit den dort etablirten Persönlichkeiten 
verschiedener Stände direct, wie es ein Handelshaus mit dem andern thun wurde; mit 
der grossten Zeitersparniss und dem geringsten Kostenaufwande ist es in der Lage, die 
gestellten Anfragen zu beantworten. - Hat in einem anderen Falle einer unserer Indu- 
striellen die Ansicht, irgend einen Artikel im Orient verwerthen zu können, so kann 
er auch in dieser Richtung die Hilfe des Museums in Anspruch nehmen; man wird ihm 
dort die Hauser in der Levante und in Ost-Asien nennen, die den betreffenden Artikel 
führen, und ihn auf gewisse Handelsusaneen. auf die Verpackung, die üblichen Masse 
und Gewichte etc. aufmerksam machen. Andererseits kommt das Museum häufig in die 
Lage, Anfragen in Bezug anf Solidität und Leistungsfähigkeit heimischer industriellen und 
Kaufleute, die vom Oriente her an dasselbe gelangen, unparteiisch zu beantworten und 
so ein Vermittler zu werden zwischen der hieriandischen und dortigen Kaufmannschaft, 
eventuell zwischen Producenten und Consumenten. 
Um dem Institute zu ermöglichen, den diesbezüglichen Anforderungen unserer 
Kaulleute und industriellen in jedem möglichen Masse zu entsprechen, entsendete der 
Directionsrath des Orientalischen Museums den Director der Anstalt, welcher sich ge- 
legentlich seiner früheren Reisen eine umfassende Kennrniss der commerciellen Verhalt- 
nisse des entfernteren Ostens erwarb, im Laufe diese: Frühjahres nach der Türkei, damit 
derselbe dort die uns nothigen Verbindungen anknupfe und mit denjenigen der dort an- 
sässigen Europäer in persönlichen Verkehr trete, deren Mitwirkung für die Zwecke des 
Instituts sich als wnnschenswerth erweist. _ 
Ein inngerer Aufenthalt in den einzelnen Platzen der europäischen Türkei hat es 
unserem Director ermöglicht, in jedem derselben mit Persönlichkeiten in Verkehr zu 
treten, die dem Institute nunmehr als Correspondenten angehören und sowohl in der 
Lage als auch geneigt sind, die an sie gerichteten Anfragen in zweckentsprechender Weise 
zu beantworten. Ohne des Weiteren auf die Ergebnisse der Reise des Directors einzu- 
gehen, erwahne ich hier nur, dass es ihm gelungen, die Leitung der Bahnen der euro- 
päischen Turkei zu veranlassen, bei Ausschreibung von Lieterungen die Intervention 
unseres Institutes in Anspruch zu nehmen, dass ferner auch die Concursausschreibungen
	        
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