(N6! ausgestellt.) Japanische Holzschnitzereien, Eigenthum des Herrn Major
Koppy; - Gypsabgüsse des mahrischen Gewerbemuseums in Brünn, nach Krügen des
16. Jahrhunderts ausgeführt von Bildhauer Dressler; - Ganymed, Gruppe für Zinkguss
in Gyps, entworfen von Bildhauer J. Beyer in Wien; - neue Schweizer Ofenkacheln,
Geschenk des Herrn Scharer an das Museum; - Mexikanisches Thongefäss mit Gold-
und Silberdecoration: - ältester armenischer Druck vorn Jahre x5t2, Eigenthum der
P. P. Mechitharisten; - Trinkbecher mit böhmischer Schrift vom Jahre 168g; 4 Silber-
besteck mit Filigran um das Jahr 1700 und ein Notizbuch desgl. in Siloereinband: -
Hermes, die Charitinnen zum Altar des Pan geleitend, antikes Relief, und z orientalische
Metallbecken, Eigenthum des Herrn Contre-Admirals v. Millosich; - St. Franciscus
von Assisi, nach dem Originale von Alonso Cano in der Kathedrale zu Toledo in Holz
und Bronze copirt von Zacharie Astruc in Paris; - ägyptische Antiquitäten von Bronze,
Terracotta, lntaglien, Steingut etc., gefunden bei den Ausgrabungen durch Colonel Howard
Vyse x837 bei den Gizeh-Pyramiden, Privateigenthum; - Glasmalereien aus der Glas-
malerei-Anstalt in lnnsbruck.
lm Saale lV des Museums wurde ein höchst interessanter Ofen des XVlll. Jahr-
hunderts aufgestellt; es ist derselbe, welchen Lübke in seiner Abhandlung: w-Ueber alte
Oefen in der Schweizu ausführlich beschreibt. Dieses Prachtstück stand früher in dem
Locale der Weggenzunft in Zürich, deren Vorsteherwappen an der Bekrönung angebracht
sind. Der Hafner war Othmar Vogler in Elgg bei Winterthur, der Maler David Sulzer
aus letzterer Stadt; die Entstehungszeit fällt von 1725 bis i726. Der achteckige Aufbau
enthält allegorische Darstellungen von Tugenden und Lastern, denen biblische Scenen als
commentirende Illustrationen beigegeben sind. Sehr naive, an die Poesie der Fibel ge-
mahnende Verse erläutern umständlich die Darstellungen. Kunsthistorisch am merkwür-
digsten ist der Umstand, dass das sehr schone Ornament noch viel vom Charakter der
deutschen Renaissance bewahrt hat, während die bildlichen Compositionen bereits voll-
kommen den Geist der Zopfkunst reprasentiren.
Die Gypsabgüsse nach Werken Michelangelds und seiner Schule wurden neuer-
dings durch drei kunsthistorisch höchst interessante Stücke vermehrt. Es sind dies der
kniende Leuchtcrengel der Arca di S. Domenico in Bologna von dem Meister selbst, der
ihm zugeschriebene S. Petronio daselbst, und der gegenüberstehende Leuchterengel Niccolo
dell' arca (z).
(Hßulein Mhma. Weitmamh) Modelleurin und Zeichenlehrerin, eine frühere
Schülerin der Kunstgewerbeschule, ist am 2x. Decbr. v. J. im 36. Lebensjahre gestorben.
Von dieser Künstlerin, die sich vielfache und verdiente Anerkennung erworben, existiren
zahlreiche Arbeiten, besonders Blumenbouquets in Biscuit und Reliefs für Metallarbeiten_
(Der Lehrcurs für Spitzenarbaiten und Kunstweissnaherelen des Wiener
Frauen-Erwerb-Verelnee) muss als ein ausgezeichneter Versuch gelten, einer der edel-
sten und vornehmsten Frauenarbeiten wieder Aufnahme und Verbreitung zu verschaffen.
Die Technik der köstlichen Venezianer-Spitzen, der Reticella-Arbeit, der durchbrochenen
Leinwandnahereien, wie punto-tirato und einschlägiger Nadelarbeiten ist Gegenstand des
Unterrichtes. Die Vorbilder, die Zeichnungen zu den Arbeiten werden in dem Atelier des
Vereines angefertigt, und sind der Mehrzahl nach vortretllichen alten Mustern der reich-
haltigen Spitzensammlung des Oesterr. Museums entnommen, dessen Direction dem jungen
Lehrinstitute mannigfache Förderung zu Theil werden lässt. Der Unterricht wird zahlen-
den und unentgeltlichen Schülerinnen ertheilt, und diese letzteren arbeiten für den Verein,
welcher alle Arten von einschlägigen Bestellungen, sowohl von angefangenen, als von fer-
tigen Arbeiten übernimmt. Wer die herrliche Zeichnung der Venezianer Spitzen kennt, den
Reichthum. die Pracht und die Zartheit ihrer Dessins, wer die wahrhaft kunstgerechten
Nadelarbeiten, die uns die nationale Hausindustrie mancher Lander und die uns nament-
lich ltalien in ihrer vollen Schönheit bewahrt hat, zu erkennen und zu schätzen weiss,
der wird sich gewiss über die Thatigkeit und Tendenz eines lnstitutes freuen, welches
seinen Schülerinnen die Möglichkeit bietet, in wenigen Monaten eine Arbeit zu erlernen,
welche traditionelle Berühmtheit geniesst und ganz dazu geeignet ist, durch wahren künst-
lerischen Werth die nichtssagenden, oft unschönen Arbeiten, mit welchen sich unsere
Damen in den Mussestunden nicht selten beschäftigen, zu verdrängen, und eben diesen
Mussestunden Werth und Bedeutung zu verleihen.
(Errichtung neuer gewerblicher Faohschulen.) Se. Excell. der Herr Minister
für Cultus und Unterricht hat von Sr. Majestät dem Kaiser die Allerhochste Genehmigung
erwirkt zur Errichtung einer Reihe gewerblicher Fachschulen und zwar sollen in Prag
solche Specialschulen für Mechaniker, Bauhandwerker und Kunstindustrielle, in Reichen-
berg für chemische Gewerbe, Maschinenbau und Bautechnik organisirt werden, während
Salzburg Lehranstalten für Bau- und Kunstgewerbe und Graz Fachschulen für Bau-
gewerbetreibende, industrielle Zeichner und Modelleure erhalten. Die Vorbereitungen zur
Activirung dieser eilf gewerblichen Fachschulen sind vom Unterrichtsministerium bereits