wird, dieses aber gut zu schaffen, dieser Weg scheint endlich, wenn uns
die Wahrnehmungen auf der diesjährigen Weihnachts-Ausstellung nicht
trügen, betreten oder begonnen zu werden. Es soll damit keineswegs
gesagt sein, dass Alles, was unsere verhältnissmässig kleine Ausstellung
bringt, auf diesem Wege liegt, noch dass die ausgestellten Gegenstände
durchweg bescheiden bürgerlichen Charakter tragen. Einerseits ist die
Ausstellung nicht gänzlich frei von Restanten der genannten Art von der
Weltausstellung, wenn sie auch vereinzelt sind im Vergleiche, zu ihren
Vorgängern vom vorigen Jahre, anderseits sind ja die Anforderungen an
die Kunstindustrie nicht blos bürgerlicher Art: Rang und Reichthum er-
heben noch immer ihre Ansprüche, wenn sie auch für den Moment ein
wenig gedämpfter lauten, und auch die Kirche hat ihrem Kunstbedarf
nicht entsagt, ihre Bedingungen nicht herabgesetzt. Aber wir sehen den
Dingen an, dass sie nicht auf gut Glück für den Luxus, für den blossen
Schein geschaffen sind, sondern sich als solche darstellen, die auch wirklich
gebraucht und gefordert werden. Das dürfte bei der grossen Mehrzahl
der Fall sein, und unter diesen wiederum sind viele nicht blos brauchbar,
sondern auch ästhetisch gut. So mögen wir, wollen wir unter dem Drang:
der Zeit keinen eigentlichen Fortschritt hulassen, doch eine Wendung zu
einem besseren, mehr naturgemässen Wege constatireu. Wir sehen im Ver-
gleiche zum vorigen Jahre weniger Verfehltes und mehr, was zu guten
Holfnungen berechtigt, Anderes wieder, was trotz der Ungunst der Zeit
auf gutem Wege beharrt.
Zu diesem Letzteren gehört, wenn wir in der Betrachtung der Textil-
industrie beginnen, die Ausstellung von Philipp Haas St Söhnen und
Karl Giani, beide den Besuchern des Museums alt- und wohlbekannte
Namen, die auch dieses Mal nicht fehlen. Die erstere Firma zeigt uns
wiederum eine Reihe stylisirter Möbelstoffe, daneben aber in einer Tisch-
decke ein solches Wunderwerk der Weberei, dass unseren obigen Be-
merkungen widersprechen würde, wenn es nicht einem Etablissement von
solcher Bedeutung und Ausdehnung zukäme, auch einmal das Höchste zu
versuchen, was die Weberei an Pracht und Glanz zu leisten vermag. Es
ist eine kolossale Tischdecke in altpersischer Art von Gold, Silber und
Seidensammt, gleich vortrefflich und bewunderungswürdig um seiner de-
corativen Schönheit willen wie wegen der vollendeten Ausführung. Diese
Decke - ohne Uebertreibung zu reden - sucht ihresgleichen und findet
es nicht. Leider brachte es das Arrangement der Ausstellung mit sich,
dass die Decke unvortheilhaft beleuchtet ist, indem sie hauptsächlich
Seitenlicht statt des gerade auffallenden Lichtes erhält; daher ist es ge-
kommen, dass die Sammtornamente matt und hell erscheinen, statt in
dunklen Farben zu glühen. Aber auch so verfehlt sie ihre Wirkung nicht.
Die Freude an dieser Arbeit wird nur durch den Gedanken vergällt, dass
sie vielleicht das letzte künstlerische Unternehmen des ausgezeichneten
Chefs der Firma Haas vor seiner bedauerungswürdigen Erkrankung bildet.